Bad Honnef – Die neuen Pflanzkübel in der Innenstadt von Bad Honnef sorgen für Diskussionen. Während die Stadtverwaltung darin eine Aufwertung des Stadtbilds und einen Beitrag zur Artenvielfalt sieht, übt die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen deutliche Kritik an der Auswahl der eingesetzten Pflanzenarten.
„Wir freuen uns über jede Maßnahme, die Bad Honnef grüner und lebenswerter macht“, sagt Yuliya Golbert, Stadt- und Landschaftsökologin sowie Mitglied der Grünen-Fraktion. „Doch wenn eine vorwiegend exotische Bepflanzung als heimisch beworben wird, dann führt das die Bürgerinnen und Bürger in die Irre. Dabei sind heimische Pflanzen für die Biodiversität unersetzlich.“
Laut den Grünen stammen viele der neu gepflanzten Arten aus fernen Regionen wie dem Mittelmeerraum oder sogar Zentralasien – darunter etwa die Palisaden-Wolfsmilch oder Bergenien. „Sie tragen somit kaum zur Stärkung der lokalen Artenvielfalt bei“, so Golbert.
Der ökologische Wert heimischer Pflanzen sei hingegen unbestritten. „Viele Insektenarten haben sich im Laufe der Evolution auf ganz bestimmte heimische Pflanzenarten spezialisiert – und sind auf sie angewiesen“, betont die Ökologin.
Dabei gebe es durchaus attraktive Alternativen direkt aus der Region. „Auf unseren Weinbergen und Rheinhängen wachsen echte ‚Hitzehelden‘ wie Natternkopf, Tauben-Skabiose, Wiesensalbei, Karthäuser-Nelke und Wegwarte. Diese Pflanzen sind nicht nur an unser Klima angepasst, sondern bringen auch echte Vielfalt in unsere Stadt.“
Die Grünen verweisen zudem auf einen Beschluss des Umweltausschusses aus dem Jahr 2023, den sie selbst auf den Weg gebracht hatten. Darin sei festgehalten worden, dass städtische Grünflächen ökologisch aufzuwerten seien – unter anderem durch den bevorzugten Einsatz einheimischer Pflanzenarten. „Dieser Grundsatz sollte auch für die Kübel- und Beetbepflanzung gelten“, fordern sie.
Christiane Guth, Biologin und Co-Fraktionsvorsitzende der Grünen, ergänzt: „Wir laden die Stadtverwaltung ein, das aktuelle Bepflanzungskonzept nochmals zu prüfen. Ein Blick nach Linz zeigt, wie naturnahe Begrünung nicht nur ökologisch wertvoll, sondern auch gestalterisch ansprechend sein kann – für Menschen und Tiere gleichermaßen.“
Gerade als Mitglied im Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt e. V.“ stehe Bad Honnef in der Pflicht, die gesetzten Ziele auch konsequent umzusetzen. Die Grünen sprechen sich deshalb für eine Überarbeitung der Pflanzkonzepte aus – insbesondere im Hinblick auf die bevorstehende Umgestaltung des Rathausvorplatzes.
Die Stadt teilte in einer Pressemeldung mit, ein besonderes Augenmerk sei bei der Bepflanzung auf die Verwendung heimischer Pflanzen gelegt worden – ein Beitrag zur Nachhaltigkeit und zum Erhalt der regionalen Biodiversität. „Die Pflanzen benötigen allerdings noch etwas Zeit, bis sie ihre volle Pracht entfalten“, so Kai Neffgen von Neffgen & Beger, die sich um die Bepflanzung gekümmert haben.
Die Maßnahme rund um die Pflanzkübel hat insgesamt rund 30.000 Euro gekostet, wobei 60 Prozent der Kosten durch die Fördermittel des Landes NRW getragen wurden. Die restlichen 40 Prozent stammen aus Eigenmitteln der Stadt. Realisiert wurde das Projekt in enger Zusammenarbeit und im Austausch der Ämter Wirtschaftsförderung, Bauhof sowie Umwelt und Stadtgrün.