Ein Jahr ist die repräsentative Umfrage bezüglich des Umbaus der katholischen Kirche in Rheinbreitbach her. Das Ergebnis der Gläubigen sowie der Einwohner von Rheinbreitbach war eindeutig: Die Menschen wünschen sich den Umbau des Kirchplatzes hin zu einer grünen Oase, die Freilegung des Breitbaches und die Wiederherstellung der alten Kirche mit Ampore. Besonders gut kam auch der Umbau des neuen Kirchenschiffes zu einem Ort der Begegnung an. Hierzu würde der Backsteinbau als Kernbau für ein neues Gebäude im klassisch modernen Stil genutzt. Ein Säulengang würde die alte Kirche von dem neuen Gebäude trennen und einen Platz zum Verweilen schaffen.
Doch seit der Umfrage ist bedauerlicherweise nicht viel passiert. Die Gesamtsituation der Kirchengemeinde in Rheinbreitbach hat sich nicht merklich verbessert. Im Gegenteil: Die Kirchenaustritte halten vor Ort weiter an. Die Zahl der Gläubigen ist konstant um über 50 zurückgegangen. Die Zahl der Gläubigen wird die Marke von 1700 dieses Jahr unterschreiten. Eine sprunghafte Erhöhung der Kirchgänger am Sonntag ist nach Corona nicht zu sehen. Die Zusammenlegung der Pfarreien von Erpel über Bad Honnef bis Königswinter steht an bzw. wird gerade vollzogen. Ein weiterer Priester verlässt die Region. Lediglich auf dem Kirchenvorplatz in Rheinbreitbach werden nun vereinzelt Rosen angepflanzt. Dennoch dominiert der Beton diesen Ort, der architektonisch auf breite Ablehnung in der Bevölkerung stößt.
Um diesen Zustand mit dem Anbau an der Kirche zu erhalten, ist das Hauptargument, dass Rheinbreitbach die einzige Kirche in der Gegend sei, wo christliche Großveranstaltungen stattfinden können.
Doch im Vergleich fasst die Bad Honnefer Kirche (zu dessen kirchlichen Bereich Rheinbreitbach mittlerweile auch gehört) sowie die Selhofer Kirche mindestens genau so viele, wenn nicht sogar mehr Besucher. Bei der anstehenden Zusammenlegung mit Königswinter gibt es ebenfalls Kirchen, die mindestens genau so groß sind. Daran ändern auch krampfhafte Versuche Veranstaltungen in die Rheinbreitbacher Kirche zu holen nichts, die dann alle Christen von Erpel bis Königswinter in Rheinbreitbach versammeln.
Zudem stellt sich die Frage, was für Großveranstaltungen in den Kirchen stattfinden sollen. Kardinal Woelki hat gerade die Richtlinien zur Nutzung von Kirchen verschärft. Weltliche Jugendarbeit oder weltliche Musik sind nun komplett verboten. Gleichzeitig werden die Gemeindehäuser aus Kostengründen verkauft oder geschlossen. Abrisse, Verkäufe und Sanierungsstau von Kirchen und Kapellen stehen in unserer Region an der Tagesordnung (siehe Rhöndorfer Waldfriedhof, Alter Friedhof Bad Honnef, Florinskirche Koblenz, Heilig Geist Kirche Oberdollendorf Römlinghoven, Kapelle Bad Hönningen Ariendorf, Bad Honnef Heilig Kreuz Kirche) Die Kirchenstrukturen vor Ort kollabieren, da die Bindung zur örtlichen Kirche immer weiter abnimmt und die wichtigen Feste wie Kommunion oder Ostern in einer weit entfernten größeren Kirche gebündelt werden, weil es an Personal und Gläubigen fehlt. Die Frage bleibt, was mit den kleineren Kirchen vor Ort dann geschehen wird. Denn ein Zusammenlegen der Gläubigen schafft nicht mehr Gläubige oder Einnahmen vor Ort. Im Gegenteil: Die Strukturen erodieren immer schneller hierdurch, die Kirchenaustritte nehmen zu und letztlich bleibt nur der Kirchenabriss oder Verkauf.
Wer die sakralen Gebäude erhalten will, muss bereits jetzt kreative Lösungen und Ansätze entwickeln und in den nächsten Jahren umsetzen. Ansonsten wird das Geld dafür fehlen. Das bedeutet soziale Treffpunkte zu schaffen, wo Menschen miteinander ins Gespräch kommen und sich über Gott und das Christentum unterhalten sowie diese Werte gelebt werden können. Genau das wünschen sich die Menschen auch, was in der Umfrage 2023 bestätigt wurde. | Thomas Napp, Rheinbreitbach