Bad Honnef – Die Insel Grafenwerth bleibt ein viel diskutiertes Thema. Sie ist ein einzigartiger Ort, der mit viel Aufwand entwickelt wurde. Ein politisches Ziel blieb unerreicht: die Insel zu einem Event-Hotspot zu machen.
Vor einigen Jahren wäre dies fast gelungen. Veranstalter Hartz plante ein „Hit- und Stargewitter“ (Bild-Zeitung) mit sechs Konzerten in zwei Monaten, „aus denen auch acht werden könnten“ (Rundschau). Hartz organisiert keine kleinen Sessions, sondern Großkonzerte mit mehreren tausend Besuchern. Beispielsweise kamen 2019 knapp 4.000 Menschen zu einem Konzert von Joan Baez auf die Insel. Bei acht Konzerten hätten also rund 30.000 Besucher die Insel besucht – mehr als Bad Honnef Einwohner hat.
Doch das Vorhaben scheiterte kläglich. Der BUND erinnerte die Verwaltungen von Bad Honnef und dem Rhein-Sieg-Kreis daran, dass die Insel ein Naturschutzgebiet ist. Die Website der Stadt Bad Honnef beschreibt die Insel wie folgt: „Neben aller Freizeitqualität und Nutzung steht auf Grafenwerth vor allem die Natur im Fokus. In dem seit 2006 geschützten Landschaftsschutzgebiet finden sich diverse seltene Tier- und Pflanzenarten sowie schützenswerte Landschaftsformen. Besucher sind gehalten, dementsprechend zu handeln und die entsprechenden Verhaltensweisen zu respektieren.“ Das Verwaltungsgericht stoppte die Konzertreihe, und die bereits aufgebaute Bühne musste wieder abgebaut werden. Eine vermeidbare Blamage für die Stadt, hätte man den BUND rechtzeitig umfassend einbezogen. Der BUND setzt sich für den Schutz und die Pflege von Natur und Umwelt ein, um die naturbedingte Einheit von Leben und Umwelt zu erhalten und wiederherzustellen. Also sollte man mit ihm sprechen.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Vimeo. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr InformationenLaut aktuellem Entwurf des Regionalplans soll die bisher als „Waldbereich“ und „regionaler Grünzug“ ausgewiesene Insel künftig in „Allgemeiner Siedlungsbereich“ mit Zweckbindung Ferieneinrichtung und Freizeitanlage umgewandelt werden. Damit könnte die Insel doch noch zu einem Event-Hotspot werden – sofern nicht erneut dagegen geklagt wird, was zu erwarten ist.
Die Bad Honnefer Grünen haben sich bereits gegen die Umwidmung ausgesprochen. Yuliya Golbert, Stadtratskandidatin der Grünen für Rommersdorf-Bondorf, fordert: „Grafenwerth muss als Ort der ruhigen Erholung und Naturerfahrung erhalten bleiben. Eine Entwicklung zu einer Event-Location würde nicht nur die Natur, sondern auch den Charakter Bad Honnefs schädigen.“
Bei der Europawahl 2019 erhielten die Grünen in Bad Honnef fast 28 % der Stimmen und hätten beinah die CDU überholt. Im selben Jahr wurde die höchste Durchschnittstemperatur in Europa seit Beginn der Wetteraufzeichnungen gemessen. Vor drei Tagen meldete die Tagesschau, dass der Juni 2025 der heißeste in Westeuropa seit Beginn der Aufzeichnungen war. Bei der letzten Bundestagswahl erreichten die Bad Honnefer Grünen 16,76 % der Stimmen, deutlich weniger als bei der vorherigen Wahl und noch viel weniger als bei der Europawahl.
Wie schützenswert ist also die Natur auf der Insel Grafenwerth? Wie radikal müssen wir sein, um den menschengemachten Klimawandel nicht weiter zu verschärfen? Und wie können wir Natur und Menschheit in Einklang bringen?
In Bad Honnef zeigt sich, wie sehr kulturelle Veranstaltungen die Menschen beglücken. Unglückliche Menschen werden irgendwann krank und destruktiv. Die Insel nur als Rückzugsort zu sehen, ist eine Option. Doch manche Menschen ziehen sich auch gerne zurück, indem sie ein wenig „High Life“ in freier Natur erleben möchten. Ob acht Großkonzerte pro Jahr die richtige Lösung sind, bleibt fraglich. Aber sicherlich mehr als einmal im Jahr „R(h)einspaziert“. Vor allem, wenn eine alte Stadt wie Bad Honnef ein Jugendproblem hat.
Um nicht vor der Grenze zu Rheinland-Pfalz zu vergreisen, brauchen junge Menschen mehr als ein Angebot. 2017 fand beispielsweise das Holi-Festival auf der Insel statt, bei dem über 2.000 junge (und jung gebliebene) Menschen sichtlich Spaß hatten. Am nächsten Tag folgte das gediegene Dachmarkenfest auf der verschlammten Inselwiese. Seitdem gab es für die jüngeren Generationen in dieser Art nichts mehr. Und mal ehrlich: „Klassik auf der Insel“, Andreas Vollenweider & Friends und ein Auftritt von Patti Smith sind sicherlich nicht der „Burner“ für die Jugend.
Ein Facebook-User kommentierte: „Schade, dass es nur Schwarz und Weiß gibt. Warum kann es kein Grau geben und man erstellt ein schönes Konzept, das allen gerecht wird?“ Vermutlich die beste Idee. Alle Bürgermeisterkandidaten haben mehr Transparenz und Beteiligung versprochen. Es bleibt abzuwarten, wie es auf der Insel weitergeht – mit oder ohne Umwidmung.