Morgen sollte das Rosenfest beginnen – abgesagt. Jetzt steht auch der Martini Markt auf der Kippe

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Bad Honnef – Die Stimmung in der Bad Honnefer City war schon einmal besser. Leerstände sind zur Gewohnheit geworden und ein Teil des Bildes der Innenstadt, das seit Monaten Bürgern und Gästen vermittelt wird. Gerüchte über weitere Schließungen werden stetig genährt. Das Gebäude, in dem Tedi eine Filiale betreibt, das ehemalige Kaisersgebäude, steht seit Jahren leer. Die Feuerwehr musste bereits Sicherheitsmaßnahmen ergreifen. Umbauarbeiten wurden nicht zu Ende gebracht, weil ein neuer Käufer offensichtlich zahlungsunfähig ist.

Wie es mit der Post weitergeht? Fragezeichen. Vor einigen Wochen erhielten Mieter von Postfachschließfächern die Kündigung, der Schalterbetrieb indes geht weiter. Wann beginnen die Abrissarbeiten am Saynschen Hof? Mehrfach wurden Zeitpläne nicht eingehalten, Bürger und vor allem Geschäftsleute stehen vor einem Rätsel. Vor allem die Geschäfte, die von der angedachten Entwicklung des Saynschen Hofs betroffen sind, werden immer ungeduldiger. Sie brauchen Planungssicherheit. Ebenso wird auf Grund der ungewissen Zukunft wohl kaum ein Unternehmer eines der leerstehenden Geschäfte anmieten. Verwirrend: Während einer Zukunftsveranstaltung der CDU im ALICEON, an der kein städtischer Vertreter teilgenommen hatte, stellte ein CDU-Mitglied die Frage nach möglicher Geldwäsche in den Raum, weil es ja nicht recht weiterging mit den Bauarbeiten und man den Immobiliensektor oft mit Geldwäsche in Verbindung bringe.

Wir sind immer noch in Bad Honnef Innenstadt. Dort sind für die Geschäftsleute die vom Centrum e.V. organisierten Märkte und die damit verbundenen verkaufsoffenen Sonntage wirtschaftlich extrem wichtig. Manche Unternehmer brauchen die Einnahmen, um während des Jahres entstandene Verluste auszugleichen. Nun musste aus Kostengründen das Rosenfest abgesagt werden, das an diesem Wochenende stattfinden sollte. Die Spirale von Veranstaltungsrückgängen scheint damit noch nicht ihren tiefsten Punkt erreicht zu haben. Nach neuesten Informationen könnte auch der Martini Markt auf der Kippe stehen. Sollte das tatsächlich der Fall sein, verlöre Bad Honnef eines seiner bedeutendsten Events, und die Geschäfteinhaber müssten auf fest einkalkulierte Umsätze verzichten. Nach internen Kalkulationen liegen allein beim Martinimarkt die Umsätze an allen Tagen bei 2 Millionen EUR.

„Die Auflagen werden einfach immer anspruchsvoller“, erklärt Jürgen Kutter, Mitglied im Centrum e.V. und Organisator der Bad Honnefer Märkte. So hätte man beim Rosenfest allein die Anzahl der Nachtwachen verdoppeln müssen, beim Martini Markt müssten dann statt drei Mitarbeiter sechs bezahlt werden. Die Stromkosten seien gestiegen, Sanitätsdienste müssten bezahlt werden, allgemeine Kosten wie Versicherung fielen an. Die infrastrukturellen Voraussetzungen hätten sich dermaßen verschärft, dass der Centrum e.V. das nicht mehr alleine stemmen könne, so Centrum-Vorstandsmitglied Georg Zumsande. Und er weiß, wovon er spricht. Seit 27 Jahren ist er von der Planung bis zur Abrechnung des bekannten und beliebten Marktes federführend.

Die Schwierigkeiten bei der Finanzierung liegen aber nicht nur bei den steigenden infrastrukturellen Kosten. Mit den Leerständen verliert der veranstaltende Centrum e.V. zunehmend Mitglieder, somit Beiträge und andere Einnahmen. Dann veröffentlicht Zumsande die Zahl der Mitglieder, die wegen Geschäftsaufgabe oder aus anderen Gründen nicht mehr dabei sind: „50 Prozent!“ Da die Innenstadt für Neugründungen zurzeit nicht attraktiv ist, sind Neuzugänge nicht in Sicht.

Helfen könnten nur ein Sponsor X oder die Stadt. Die müsste eigentlich ein großes Interesse daran haben, dass die Marktkultur in Bad Honnef erhalten bleibt. Auf die Entwicklung der Innenstadt bezogen, sind die Märkte das schärfste Schwert der Wirtschaftsförderung. Sie sichern Gewerbesteuereinnahmen und sorgen für einen Imagegewinn, für den Bad Honnef bei entsprechender PR-Begleitung sicherlich eine knappe sechsstellige Summe hinblättern müsste.

Allerdings sei an eine Bezuschussung oder an eine Ausgleichszahlung nicht zu denken, gibt Zumsande zu erkennen. Er sei darauf hingewiesen worden, dass der Rat den Finanzrahmen der städtischen Wirtschaftsförderung um 50.000 EUR eingeschränkt hat. Dem Centrum e.V. sei empfohlen worden, einen „Brandbrief“ zu schreiben, um die Politik für eine Bezuschussung zu gewinnen. In der Tat hat die Politik die Ausgaben für die Wirtschaftsförderung gekürzt, weil sie mit den bisherigen Ergebnissen unzufrieden ist. Außerdem stand das mittlerweile beendete Kiezkaufhausprojekt in der Kritik, das allein 200.000 EUR an Fördergeldern verschlang und nie wirtschaftlich war. Hinzu kommen die laufenden Kosten nach Beendigung des Förderzeitraums. Geld, das das Innenstadtmarketing nun gut gebrauchen könnte.

„Einen Brandbrief wird der Centrum e.V. nicht schreiben!“, stellt Zumsande klar . Entweder bekommen wir die Finanzierung gemeinsam hin, oder es sieht schlecht aus für den Martini Markt und somit auch für die Bilanz des einen oder anderen Geschäfts. Der Imageschaden der Lebensfreudestadt ist dabei noch nicht berücksichtigt. – Es geht letztlich um rund 15.000 EUR.

Am 14. Juni wollen sich Stadt, Centrum e.V. und der Verein Lebendige Innenstadt noch einmal zusammensetzen. Die Bürgerinnen und Bürger würden sich über eine gute Lösung freuen.

Freuen können sie sich bereits jetzt über eine Veranstaltung am Abend des 14. Junis in Königswinter in der HOTSPOT KW factory. Dort gibt die Bad Honnefer Pianistin Stephanie Troscheit mit ihrer Band i.s.t. ein Jazzkonzert in Gedenken an den schwedischen Jazzpianisten Esbjörn Svensson, der an diesem Tag vor genau 15 Jahren ums Leben kam. Mit Sicherheit ein vielversprechender interkommunaler Musikmoment. Man kann ja mal (in mancherlei Beziehung) über den Tellerrand gucken.

Wein- und Genussmarkt
Bad Honnef, Kirchplatz
8. bis 11. Juni 2023
11 bis 19 Uhr

Kommentar zum Beitrag

4 Kommentare

      • Auch bei 2 Millionen Umsatz sollten steuerlich absetzbare Betriebsausgaben in Höhe von 15.000 Euro locker abgedeckt sein. Anderenfalls sollten sich die meckernden Unternehmer mal Gedanken über ihre Geschäftsmodelle machen. Oder sollen hier mal wieder Kosten sozialisiert und Gewinne privatisiert werden?

  1. Also ich komme aus Euskirchen und im Vergleich ist Bad Honnef das letzte Nest. Ich besuche Montags immer meine Mutter in Bad Honnef hier würde ich gerne mit Ihr in der Innenstadt Kaffee trinken oder Eis essen gehen. Leider sind diese Ladenlokal Montags geschlossen. So habe ich den Besuch dann schon mal auf einen anderen Wochentag gelegt. Da kann man dann ja Eis essen gehen. Der Appetit vergeht einem aber wenn man für eine Kugel 2 € zahlen soll. Ich denke die in Bad Honnef haben es nicht nötig in der Session richtig zu öffnen und versuchen auf andere Art Kohle zu machen. In Euskirchen kann man immer noch 1ne Kugel Eis für 1,20 € kaufen. Das finde ich ok.

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