Bad Honnef – Wie die Zukunft der Innenstadt aussieht? Ungewiss! Nach wie vor ist das Thema Leerstand nicht in den Griff zu bekommen. Wann es mit den Bauprojekten Saynscher Hof und Kirchstraße weitergeht? Nicht bekannt. Postgebäude? Hier gibt es Hinweise, dass bis Ende des Jahres alles Notwendige geregelt sein soll. Bleibt noch das frühere Hotel Dell, in dem über 50 Jahre, bis 2016, eine Kaiser’s-Filiale die Bad Honnefer glücklich machte. Bis 22 Uhr konnten sie dort Waren kaufen, um ihre Eisschränke zu füllen. Den leckersten Appenzeller gabs dort auch.
Erst 2018 fand sich jemand, der die Immobilie in der Hauptstraße 42 erwerben wollte. Das Gerücht, verschiedene Geschäftsleute hätten dort gerne einen Biomarkt eröffnet oder eine bunt gemischte Markthalle, hält sich bis heute hartnäckig. Verfechter einer Markthalle mit internationalem Angebot in dem Gebäude war der damalige Bad Honnefer Unternehmer Ralf Heuchert-Magnier, der nebenan ein Küchenstudio betrieb. Es gab bereits Skizzen und eine Website. Der 2022 verstorbene Lokal- und Kreispolitiker Burkhardt Hoffmeister setzte sich vehement für ein solches Projekt ein, das bis heute in der Innenstadt schmerzhaft vermisst wird. In ihren kühnen Träumen gingen die Kreativen davon aus, dass die Stadt die Immobilie kaufen könnte: für 1,4 Millionen EUR. 1,5 Millionen EUR Sanierungskosten rechneten sie hinzu.
Die Pläne wurden – wie jeder weiß – nicht umgesetzt. Stattdessen schlug später die Bonner Baukontor GmbH zu. Mit TEDi zog ein Unternehmen aus der Non-Food-Branche in die Geschäftsräume ein, bei dem man nach eigener Aussage alles unter einem Dach findet und sich „von der Vielfalt, aktuellen Trends und coolen Gadgets inspirieren lassen“ kann. „Mit unseren Produkten kann man seiner Kreativität freien Lauf lassen, das Zuhause verschönern und den Alltag erleichtern“. Das ist sicherlich alles Ansichtssache.
Die übrigen Etagen des Hauses wurden planerisch in Kleinräume aufgeteilt, beispielsweise: 1. OG: 6 Apartments, 8 Einzelzimmer, 2 Gemeinschaftsbäder, 1 Gemeinschaftsküche … – insgesamt 24 Einzelzimmer und 10 Apartments. Zielgruppe: Studenten der Internationalen Universität.
Fleißige Handwerker arbeiteten monatelang an der Umsetzung, bis eines Tages kein Hämmern mehr zu hören war. Zum Schrecken der Nachbarn wurde wenig später das imposante Gerüst abgebaut, obwohl nichts so richtig fertig schien. Plastikfetzen hängen heute noch an der Fassade herunter. Die Feuerwehr musste nach einem Sturm eingreifen, weil Plastikplanen vom Dach gefallen waren. Postwärts stellte ein Gutachter einen „deutlichen Schaden“ fest. Die Beseitigungskosten sollen etwa 50.000 EUR ausmachen. Auch soll es Schäden an den Dachterrassen sowie am Dach geben.
Zwischenzeitlich beschloss die IU, sich endgültig bis 2028 aus dem beschaulichen Bad Honnef nach Bonn zu verändern. Bei der Bonner Baukontor GmbH gab es mehrere Geschäftsführerwechsel. Wie die Zusammenhänge auch immer sind: Am 07.05.2024, 09:30 Uhr, wird das Objekt Bad Honnef, Hauptstr. 42, im Königswinterer Amtsgericht zwangsversteigert: Verkehrswert 3.850.000 EUR, Bodenwert 280.000 EUR.
Die SWOT-Analyse des Gutachters führt unter Stärken immerhin den guten „Zustand der baulichen Anlagen“ (nach Schadensbeseitigung und Fertigstellung) an und als Chancen steigende Mieten. Bei den Schwächen fällt auf, dass es für den TEDi-Markt keine zugeordneten Stellplätze gibt (geht das überhaupt?) und der Mietvertrag eine geringe Restlaufzeit von rund einem Jahr hat.
Beim Termin am 7. Mai will Bad Honnefs Bürgermeister Otto Neuhoff dabei sein. Nicht, um mitzusteigern, vermutlich um schnell den Kontakt zu dem glücklichen neuen Eigentümer zu suchen, sollte es denn gleich im ersten Anlauf einen geben. Das dürfte Sinn machen. Immerhin geht es bei dem Standort um den bedeutenderen Zugang zur City, um das Tor zum Handel. Da zählt bekanntlich der erste Eindruck.
Vielleicht lassen sich die Träume von Ralf Heuchert-Magnier und Burkhardt Hoffmeister doch noch verwirklichen: eine internationale Markthalle an der Hauptstraße/Ecke Bahnhofstraße: Dells Markthalle o.s.ä. Dann würde in Bad Honnef nicht nur eine erhebliche Versorgungslücke geschlossen, sondern die Stadt hätte gleichzeitig ein weiteres Alleinstellungsmerkmal.