Zwischen Nostalgie und Zukunftsperspektive
„Die Herzen empor! Die Flaggen heraus!
Mit Liebe schmücke ein jeder sein Haus!
Es schließt sich Schiene an Schienenstrang
Den lieblichen, deutschen, Rhein entlang.
Des Zögerns und Wartens war reichlich genug.
Elektrische! Halt deinen Siegeszug
Heut’ festlich geschmückt in unsere Stadt,
Die sich zum Empfange gerüstet hat.“
Bad Honnef – Dieses ist der Anfang eines längeren Gedichtes, das Joseph Conrads geschrieben hat und das am 26. September 1925, also heute vor etwas mehr als 100 Jahren in der Honnefer Volkszeitung aus Anlass der „Eröffnung der Siebengebirgsbahn, Neubaustrecke Königswinter – Honnef“ erschien.
Ja, was waren das für Zeiten. Etwas weiter unten heißt es bei ihm:
„Nun danket dem Schöpfer, dem gütigen Herrn –
Doch auch der Verwaltung von Herzen gern, …“
Ich könnte mir vorstellen, dass auch heute noch die Menschen, die in der Verwaltung bzw. in den Verwaltungen arbeiten, diese Zeilen gerne hören. Doch der Dank, der damals ausgesprochen wurde, wurde heute nicht mehr in ein Gedicht gefasst, und so traf man sich letzte Woche im kleinen Kreis zu einem kurzen Empfang im „Le Jardin“, dem früheren Stationsgebäude des Endbahnhofs der Siebengebirgsbahn.
Noch-Bürgermeister Otto Neuhoff konnte Vertreter des Rhein-Sieg-Kreises mit Landrat Sebastian Schuster an der Spitze, Vertreter der Städte Bonn und Königswinter, der SWB, der Deutschen Bahn und viele andere an der Endhaltestelle begrüßen. Bei den Reden war festzustellen, dass viele persönliche Erinnerungen, vor allen Dingen aus der Jugend, an die „Elektrische“ mitschwangen – und, das ist hervorzuheben, vor allem positive. Doch gleichzeitig wurde auch der Blick nach vorn gerichtet. Auf dem bisher Bestehenden wolle man sich nicht ausruhen, so der Vertreter der Stadtwerke Bonn. Neue Züge, die nach dem modernsten Stand ausgerüstet sind und noch mehr Platz bieten, seien bestellt und würden in naher Zukunft die alten Stadtbahnwagen ersetzen.

Gleichzeitig stand im Mittelpunkt der Reden immer wieder die Bedeutung der Stadtbahn für das Siebengebirge allgemein und den Tourismus im Besonderen. Letztendlich wurde die Bahnverbindung als Alternative zur damals noch dampfbetriebenen Eisenbahn zur besseren Erreichbarkeit des Siebengebirges und seiner regionalen Bahnen wie z. B. Drachenfelsbahn oder Petersbergbahn geplant und gebaut. Erstere besteht noch und profitiert ebenso wie der Touristenort Königswinter sowie Bad Honnef mit seiner Insel Grafenwerth stark von der heutigen Linie 66.
Themen, die bis heute in die Zukunft reichen, sind Maßnahmen im Bereich des Hochwasserschutzes und die Verbesserung der Infrastruktur rund um die Haltestellen, siehe Mobilitätsknoten Bad Honnef. Dies alles trat an diesem Tag jedoch eher in den Hintergrund, und die Freude über die Weitsicht der Verantwortlichen der Planungs- und Realisierungsphase rund um die Zeit des Ersten Weltkriegs mit all seinen Folgen stand im Vordergrund.
Und so heißt es dann auch im Gedicht:
„Es winkt uns freudig des Glückes Stern! –
Drum eilet herbei von nah und von fern.
Herbei nun, ihr Lieben, in großer Zahl!
Deutsch Nizza kredenzt euch den Wein im Pokal …“
´Wie schön bis du, Honnef, wie herrlich und fein
Du Kleinod und Perle am, d e u t s c h e n, Rhein`