Bonn – Der geplante Ausbau der A565 im Bonner Norden steht vor politischem Gegenwind: Die Bundesstadt Bonn will sich entschieden gegen die von der Autobahn GmbH des Bundes geplante Verbreiterung der Autobahn und den damit verbundenen Neubau der Friedrich-Ebert-Brücke aussprechen. Die Stadtverwaltung hat dem Stadtrat einen Beschlussvorschlag vorgelegt, über den am 4. September final abgestimmt werden soll.
Die Autobahn GmbH plant, die Nordbrücke – ein zentrales Verbindungsstück zwischen den Stadtteilen Auerberg und Beuel – nicht nur zu erneuern, sondern auch auf insgesamt sechs Fahrspuren zu erweitern. Hinzu kämen jeweils eine Verflechtungsspur und ein Standstreifen pro Richtung. Grundlage für diesen Ausbau ist der Bundesverkehrswegeplan von 2016.
Doch die Stadt stellt sich quer. Klimaschutz, Lärmbelastung und der Schutz von Wohnraum sprechen aus Sicht der Verwaltung gegen eine Verbreiterung. „Die Nordbrücke sollte schnell und kostengünstig erneuert und nicht auf das teils Doppelte verbreitert werden“, betont Oberbürgermeisterin Katja Dörner. Eine breitere Autobahn bedeute „mehr Verkehr, Hitze und Lärm in Bonn sowie weniger Wohnraum und Grünflächen“. Die freiwerdenden Mittel sollten laut Dörner stattdessen in den Bahnverkehr investiert werden – eine deutlich klimafreundlichere und attraktivere Lösung für die vielen Pendler*innen in der Region.
Verkehrszahlen überholt – Stadt sieht keinen Bedarf
Ein weiteres Argument der Stadt: Die dem Ausbau zugrunde liegenden Verkehrszahlen sind aus Sicht der Verwaltung veraltet. Während 2017 noch 41 Prozent der Wege in Bonn mit dem Auto zurückgelegt wurden, lag der Anteil des motorisierten Individualverkehrs laut der Studie „Mobilität in Deutschland“ 2023 nur noch bei 30 Prozent. Der Trend geht in Richtung nachhaltiger Mobilität – und das will Bonn stärken, nicht konterkarieren.
Widerstand gegen Abriss und Lärm
Besonders kritisch sieht die Stadt, dass der Ausbau der A565 in dicht bebaute Stadtteile hineinreichen würde. Wohnhäuser müssten abgerissen werden, Anwohner*innen wären stärkerem Lärm und schlechterer Luftqualität ausgesetzt. Die Stadt verweist auch auf frühere Einwände gegen ähnliche Projekte wie den „Tausendfüßler“ oder den Ausbau der A59, bei denen man sich ebenfalls gegen zusätzliche Kfz-Spuren aussprach.
Rad- und Fußverkehr im Fokus
Stattdessen schlägt Bonn vor, die Erneuerung der Nordbrücke für den Ausbau nachhaltiger Mobilität zu nutzen. Für den ersten landesweiten Bedarfsplan für Radschnellverbindungen hat die Stadt eine Route über die Nordbrücke angemeldet. Gemeinsam mit dem Rhein-Sieg-Kreis soll eine zentrale Pendelverbindung für den Radverkehr entstehen – vier Meter breit für Fahrräder, 2,5 Meter für den Fußverkehr.
„Die Erneuerung der Nordbrücke stellt eine Jahrhundertchance dar“, sagt Stadtbaurat Helmut Wiesner. Eine solche Verbindung könne den Umstieg aufs Rad deutlich attraktiver machen. Sollte das Land NRW die Realisierung nicht übernehmen, prüft die Stadt eine abgespeckte Variante mit Fördermitteln des Bundes.
Entscheidung im September
Mit der Stellungnahme will Bonn seine Haltung im anstehenden Planfeststellungsverfahren deutlich machen. Sollten Rat und Verwaltung auf ihrer Linie bleiben, wird die Stadt eine Erweiterung der A565 offiziell ablehnen – und damit eine Debatte anstoßen, die weit über Bonn hinaus Bedeutung haben könnte.