Rhein-Sieg-Kreis – Das Naturschutzprojekt chance 7 im Rhein-Sieg-Kreis kann bis Ende 2026 weitere Projekte realisieren. Das Bundesamt für Naturschutz sowie die Bezirksregierung Köln bewilligten jetzt den Antrag auf Verlängerung und die damit verbundenen Fördergelder.
„Die Verlängerung der Förderung dokumentiert, dass chance 7 bundesweit anerkannt ist. Der Rhein-Sieg-Kreis zeichnet sich durch eine vielfältige, einzigartige Naturlandschaft, wie dem Siebengebirge, aus. Diese Naturräume gilt es, in Abstimmung mit allen Beteiligten, zu pflegen und weiter zu entwickeln“, würdigt Landrat Sebastian Schuster die Förderzusage.
„Damit können wichtige Projekte abgeschlossen werden. Mit der genehmigten Finanzierung können wir bis Ende 2026 noch viel Positives für die Natur im Rhein-Sieg-Kreis bewirken“, schaut Tim Hahlen, Umweltdezernent des Rhein-Sieg-Kreises, optimistisch in die Zukunft.
Projekte wie chance7 sind dabei in das seit dem Jahr 1979 bestehende bundesweite Förderprogramm chance.natur eingebunden. Hierrüber werden nur solche Naturschutzprojekte gefördert, die eine landes- bis bundesweite Bedeutung haben und über deren Projektumsetzung eine hohe überregionale Strahlkraft erlangt werden kann. In NRW waren neben chance7 bislang nur 2 weitere Projekte am Niederrhein und in der Senne förderwürdig, was die Bedeutung des hiesigen Naturraums rund um das Siebengebirge hervorhebt. Dies unterstreicht die Bedeutung von chance7 und es ist umso erfreulicher, dass die Projektziele bislang zu einem großen Teil erfolgreich umgesetzt werden konnten.
Schwerpunkt der Arbeiten bis Ende 2026 werden der Bereich um Windeck-Stromberg, das Krabachtalsystem in Hennef und verschiedene andere Bachtäler sein. Hier wird vor allem der Bau von Amphibientümpeln und die Entwicklung von artenreichen Feuchtwiesen durchgeführt.
Durch diese Maßnahmen werden zahlreiche regionaltypische Biotope und Arten erhalten. Bei der Detailplanung liegt dabei ein besonderes Augenmerk auf den Zielarten Gelbbauchunke und Ameisenbläuling.
Seit Beginn der Umsetzungsphase von chance 7 in 2015 hat der Rhein-Sieg-Kreis ein Netzwerk von Kooperationspartnern aufgebaut. Innerhalb des Fördergebiets konnten 219 Hektar Flächen langfristig für den Naturschutz über Ankauf gesichert werden. Zusätzlich sind Flächen von insgesamt 21,5 Hektar dauerhaft gepachtet. 170 Hektar Fläche wurden in eine extensive, naturverträgliche landwirtschaftliche Bewirtschaftung überführt. „Die Umsetzung und Pflege der Naturschutzprojekte ist auf lange Sicht hin angelegt und funktioniert nur in Zusammenarbeit mit den vielen Partnerinnen und Partnern, die sich ebenfalls für den Naturschutz einsetzen“, so Tim Hahlen. Landwirte, Kommunen, Inhaberinnen und Inhaber von Flächen des Landesbetriebs Wald und Holz, des Verschönerungsvereins für das Siebengebirge (VVS), der Biologischen Stationen und weitere Partner gehören dazu. Mit ihnen hat chance 7 für insgesamt circa 285 Hektar dauerhafte Duldungsverträge abgeschlossen. Konkret konnten seitdem so seltene Lebensräume wie Heideflächen, artenreiche (Feucht)wiesen, trockenwarme Lebensräume, Still- und Fließgewässer sowie vom Aussterben bedrohte Zielarten wie u. a. Zippammer, Mauereidechse, Wiesenkopf-Ameisenbläulinge und Gelbbauchunke gefördert werden.
Ein Highlight ist die Beweidung durch die Wanderschafherde, die für den Erhalt und die Pflege wichtiger Offenlandlebensräume im und rund um das Siebengebirge sorgt.
Besonders hervorzuheben ist der 2023 geschlossene Vertrag zwischen der Stadt Bad Honnef und dem Rhein-Sieg-Kreis. Dieser regelt die Wiederbewaldung mit Laubbaumarten, den Nutzungsverzicht und die Flächenstilllegung Flächenstilllegung sowie den Erhalt und die Erweiterung von Offenlandbiotopen auf insgesamt 150 Hektar Waldfläche. Die im Pflege- und Entwicklungsplan gesteckten Ziele zur Waldentwicklung im Siebengebirge konnten mit dem Vertrag erreicht werden.
Wenn die Förderung von chance7 Endes des Jahres 2026 ausläuft, wird der Rhein-Sieg-Kreis die entwickelten Naturschutzprojekte im Rahmen der sogenannten Schutzgebietspflege weiterhin fachlich betreuen.
Chance 7 ist Bestandteil des Bundesförderprogramms „chance.natur“. Seit 1979 wurden hierdurch bundesweit bislang 87 Projekte gefördert. 71 davon sind abgeschlossen, 16 laufen derzeit. Ziel ist es, herausragende Bereiche des Naturerbes und der Biodiversität in Deutschland durch gezielte Maßnahmen langfristig zu erhalten und zu entwickeln. Die Projekte reichen zum Beispiel von umfangreichen Auen- und Gewässerrenaturierungen über Naturwaldentwicklung bis hin zu großflächigen Moorrenaturierungen. Im Rhein-Sieg-Kreis und in der Bundesstadt Bonn wurden seit 2015 auf rund 11.300 Hektar Projektfläche zwischen dem Siebengebirge und der mittleren Sieg vor allem Weinbergsbrachen, Obstwiesen, extensiv genutztes Wiesen- und Weideland, Heide, Gewässer sowie der Waldumbau und die natürliche Waldentwicklung durch gezielte Maßnahmen gefördert. Der Rhein-Sieg-Kreis erwirbt über chance7 für den Naturschutz wichtige Flächen und beauftragt dort Maßnahmen die der Natur und dem Artenschutz dienen.
Die Kosten für die Umsetzung des Projektes beliefen sich seit 2015 auf insgesamt 14,7 Mio. Euro. Bis Ende 2026 wurde dem Rhein-Sieg-Kreis nun eine Förderzusage von weiteren 1,49 Mio. Euro erteilt. www.chance7.org. (hei)