
Bad Honnef – Ich bin’s mal wieder, Wyatt Earp. Zur Erinnerung: Früher war ich gühender Maga-Anhänger und Trump-Fan. Diese Verirrung habe ich seit dem Amtsantritt des Autokraten und vermutlich dümmsten Politikers der USA nun hinter mir. Heute melde ich mich zur Entscheidung über die Vergabe des Friedensnobelpreises zu Wort. In gewisser Weise ein internationaler Feiertag.
Denn mit María Corina Machado erhielt eine Frau die Auszeichnung, die Mut beweist, wo Menschen wie der amerikanische Präsident Parolen schreien. Die Welt atmet kurz auf: Es gibt ihn noch, den Unterschied zwischen Einsatz für Demokratie und der bloßen Behauptung, man sei ihr Retter.
Man glaubt es kaum – unter den Namen, die im Vorfeld durch die Gerüchteküche waberten, fand sich auch der eines gewissen Donald J. Trump. Ja, genau der. Der Mann, der den Begriff friedlich vor allem in der Wortkombination „friedliche Demonstranten niederknüppeln“ zu schätzen weiß. Der Präsident, der das Kapitol stürmen ließ, um seine eigene Wahlniederlage in ein Reality-TV-Finale zu verwandeln. Der Anklagebank-Stammgast mit der besonderen Auszeichnung: verurteilt wegen sexuellen Missbrauchs, aber offenbar noch immer überzeugt, die Welt durch seine Tweets zu befrieden.
Die Vorstellung, Trump könne den Friedensnobelpreis bekommen, hat in etwa so viel Charme wie die Idee, Wladimir Putin zum Menschenfreund des Jahres zu küren. Und doch war der Gedanke da – als kleiner, hartnäckiger Popcornkern im Hals der politischen Vernunft.
Das Nobelkomitee hat sich glücklicherweise für die Realität entschieden. Für jemanden, der unter Lebensgefahr für Freiheit kämpft, statt unter Gerichtsdach für Geltung. Machado steht für Mut, Trump für Maut – denn wer ihm folgt, zahlt immer drauf.
Und so bleibt der Preis dort, wo er hingehört: bei einer Frau, die Hoffnung verkörpert, nicht Hybris.
Ein Hauch von Anstand weht also noch durch Oslo. Und vielleicht, ganz vielleicht, sollte man das dieses Jahr auch mit einem kleinen Friedensgebet feiern – für die Jury. Sie hat uns gerade noch einmal gerettet.
Ihr Wyatt Earp, Voice of America