Bad Honnef – Das Thermometer kletterte am Tag auf sommerliche Höhen, doch rechtzeitig zum Kabarettabend mit Christoph Brüske wehte ein milder Abendwind durch das Kurhaus – zur Erleichterung aller Beteiligten. Denn Klimaanlage? Fehlanzeige. Lediglich eine Lüftung versorgte den Saal mit Frischluft von draußen. Veranstalter Nico Büsch vom Format „Kurhaus Live“ reagierte pragmatisch und vorausschauend: kostenloses, gekühltes Wasser für alle. Ein Angebot, das ebenso dankend angenommen wurde wie das kabarettistische Feuerwerk auf der Bühne.
Christoph Brüske betrat gut gelaunt die Bühne im Kurhaus – oder wie er die Spielstätte selbst taufte: die „Nico-Büsch-Arena“ in Bad Honnef, der G-Punkt an der Insel Grafenwerth. Mit seinem neuen Programm für die Generation Babyboomer traf er direkt ins Herz des Publikums – mal schmerzhaft genau, mal befreiend komisch.


Brüske hielt den Generationen charmant den Spiegel vor, ohne in billige Klischees zu verfallen: Babyboomer liefen noch allein zur Schule – wer saß denn früher vorne im Lastenrad? Wir Boomer haben Spargel gestochen, heute sticht man Tattoos. Bei uns wurde Essen noch gegessen, heute wird es fotografiert. Ironisch konstatiert er: Heute kann man sich das Geschlecht aussuchen – aber nicht die Heizung.
Auch die Debatte um Meinungsfreiheit ließ Brüske nicht unkommentiert. Fragend lassen ihn Aussagen wie: Bei uns kann man nicht mehr alles sagen, was man denkt! zurück. Seine Antwort: „In Deutschland darfst du alles sagen – selbst, wenn du nicht denkst!“ Ein Satz, der in seiner treffsicheren Einfachheit das Publikum zwischen Lachen und Nachdenken pendeln ließ.
Musikalisch wurde der Abend ebenfalls zum Ereignis: Brüske persiflierte die „Puffmutter Layla“ im Stile Franz Schuberts und schrieb den Bläck-Fööss-Klassiker „Wer soll das bezahlen?“ um in „Wer soll uns bezahlen?“

Der Abend hätte deutlich mehr Besucher verdient gehabt. Der Kabarettist lieferte, wie der General-Anzeiger einst schrieb, „eine perfekte Balance zwischen Comedy und Kabarett“. Karnevalistische Einflüsse inbegriffen – rheinisch, spitz, aktuell.
Ein rundum gelungener Abend voller Pointen und Herzenswärme – nicht nur das Publikum, auch das Kurhaus selbst geriet mangels Klimaanlage ins Schwitzen. Ein Umstand, den Politik und Verwaltung besser heute als morgen beheben sollten – bevor der Makel des für über sieben Millionen Euro sanierten Bürgertempels selbst zum Dauerbrenner auf den Kabarettbühnen wird.