Bad Honnef – In Bad Honnef steht die Kinderbetreuung erneut im Zentrum öffentlicher Diskussion – allerdings nicht aus erfreulichem Anlass. Bereits seit Monaten ist klar: Es mangelt massiv an Kitaplätzen im Stadtgebiet. Die angespannte Lage spitzte sich im Sommer 2024 weiter zu, als ein schwerer Gebäudeschaden die vorübergehnde Schließung der städtischen Kita „Unterm Regenbogen“ in Selhof notwendig machte. Seitdem werden die betroffenen Kinder in Ersatzunterkünften betreut.
Im Dezember desselben Jahres folgte der nächste Rückschlag: Ein Leck in der Heizungsanlage zwang die Elterninitiative „Die Wolkenburg“ zur Schließung ihres Montessori-Kinderhauses. Als Notlösung zog die Einrichtung in Räumlichkeiten der International University Bad Honnef um.
Nun meldet sich die Wolkenburg mit einem eindringlichen Appell über soziale Medien zu Wort. Unter dem Titel „Rettet unser Kinderhaus – Die Wolkenburg!“ macht die Initiative auf die dramatische Lage aufmerksam. In dem Aufruf wird noch einmal auf die Ursache der Schließung hingewiesen und auch auf die Höhe der notwendigen Sanierungskosten: 702.000 Euro seien nötig, um das Gebäude wieder nutzbar zu machen. Damit könnten langfristig 60 Betreuungsplätze für die kommenden zwei Jahrzehnte gesichert werden.
Laut Mitteilung wurden alle bisherigen Sanierungsmaßnahmen eigenständig finanziert und der Umzug in die Interimsräume ohne städtische Unterstützung organisiert. Kritik übt die Initiative an der Stadt Bad Honnef: Trotz zuvor zugesagter Unterstützung sei bislang keine Hilfe erfolgt. Zudem habe die Stadt ein „unmoralisches Kaufangebot“ für das Gebäude unterbreitet, das weit unter dem tatsächlichen Wert liege. Die Kita zeigt sich empört über die mangelnde Solidarität und verweist darauf, dass andere Einrichtungen Fördergelder erhalten hätten, während die Wolkenburg allein gelassen werde. Die Kita: “Es ist ein Skandal, der unter die Haut geht! Statt zu helfen, wird hier mit Zynismus und Profitgier reagiert.”
Die Elterninitiative warnt: Eine dauerhafte Schließung der Wolkenburg hätte gravierende Folgen. Es würden nicht nur 60 dringend benötigte Betreuungsplätze wegfallen, sondern auch ein langjährig gewachsenes pädagogisches Team seinen Arbeitsplatz verlieren. Darüber hinaus gehe ein inklusiver Ort verloren, an dem Kinder mit und ohne Beeinträchtigung gemeinsam betreut, gefördert und therapiert werden.
Mit Nachdruck fordert die Wolkenburg daher eine finanzielle Soforthilfe der Stadt, faire Bedingungen “statt Erpressungen und Hinhaltung” für den Fortbestand der Einrichtung sowie Transparenz gegenüber der Öffentlichkeit. Außerdem richtet sie einen Appell an die Bürgerinnen und Bürger Bad Honnefs, sich solidarisch zu zeigen: „Werdet laut für unsere Kinder und das gesamte Team und wenn ihr könnt, unterstützt uns mit einer Spende zum Erhalt der Wolkenburg!“
Für die Eltern und Mitarbeitenden ist die Wolkenburg weit mehr als eine Betreuungseinrichtung – sie sei, so die Initiative, „ein Ort gelebter Menschlichkeit und Inklusion.“
Der unabhängige Bürgermeisterkandidat Bünyamin Yilmaz fordert in einer am 6. Juni verschickten Pressemeldung dazu auf, den Erhalt aller 60 Kitaplätze sowie die umgehende Umsetzung der zugesagten Sanierung sicherzustellen. „Die Stadt hatte eine klare Zusage gemacht, das jetzt infrage zu stellen, ist nicht nur unverständlich, sondern ein direkter Angriff auf das Vertrauen von Familien in unsere Stadtpolitik. Wenn wir anfangen, bei Kindern zu kürzen, verlieren wir völlig die richtigen Maßstäbe“, so Yilmaz.
Statt Verantwortung zu übernehmen, werde die Elterninitiative “mit einem Kaufangebot unter Druck gesetzt, das in einer demokratischen Abstimmung von 97 Prozent der Eltern abgelehnt wurde”. Er kritisiert dieses Vorgehen als eine “riskante Verschiebung der Verantwortung auf engagierte Bürgerinnen und Bürger, die ohnehin schon weit über das Maß hinaus leisten”.
Investitionen in frühkindliche Bildung dürften nicht an vergleichsweise geringen Beträgen scheitern, “insbesondere, wenn gleichzeitig für andere Projekte wie eine neue Toilettenanlage auf der Insel Grafenwerth sechsstellige Summen bereitgestellt werden”. Yilmaz weiter: „Wir müssen uns ehrlich fragen: Welche Signale senden wir als Stadt? Dass öffentliche Toiletten Priorität vor der Zukunft unserer Kinder haben? Dass Zusagen nur gelten, solange sie bequem sind? Oder dass wir zu unserem Wort stehen – gerade dann, wenn es drauf ankommt?“
Sowohl die Stadt Bad Honnef als auch die Wolkenburg haben bisher auf Anfragen von Honnef heute nicht reagiert.
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