Rhein-Sieg-Kreis – Bergeweise Essen auf dem Teller, aber nicht alles wird gegessen – genau das ist in vielen „All you can eat“-Restaurants Alltag. Die Folge: Viel zu oft landet gutes Essen im Müll. Dagegen wollen nun immer mehr Gastronomen vorgehen – mit einem ungewöhnlichen Mittel: Strafen für volle Teller, die nicht leer gegessen werden. Auch die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) im Rhein-Sieg-Kreis unterstützt den Ansatz.
„Der ‚Disziplinar-Euro am Büfett‘ ist ein effektives Mittel. Mit der Strafe erreichen Restaurants, dass deutlich weniger Essen weggeschmissen wird“, sagt Marc Kissinger von der NGG Köln. Die Idee sei längst kein Einzelfall mehr. Immer mehr Betriebe greifen laut Kissinger zu solchen Maßnahmen – auch im Rhein-Sieg-Kreis sei ein Trend erkennbar.
Wichtig ist der NGG jedoch, dass das sogenannte „Büfett-Bußgeld“ nicht allein den Gastronomen zugutekommt. „Sollten Restaurants im Rhein-Sieg-Kreis so eine Strafe gegen Büfett-Gier einführen, dann darf das ‚Büfett-Bußgeld‘ nicht eins zu eins in die Tasche der Gastronomen fließen. Wichtig ist, dass vor allem auch Köche und Kellnerinnen von der Knöllchenkasse profitieren“, fordert Kissinger. Ein Teil des Geldes könne auch gespendet werden – beispielsweise an „Brot für die Welt“.
Die Gründe für die Verschwendung seien klar: „Büfett-Gier folgt dem Prinzip: Draufladen, was das Zeug hält. Denn die Augen sind oft größer als der Magen. Aufgegessen wird dann nicht. Und am Ende landet gutes Essen in der Tonne“, kritisiert Kissinger. Deshalb sei es wichtig, schon beim Gang zum Büfett mit Maß zu handeln.
„Der Teller am Büfett sollte mit Augenmaß vollgemacht werden“, so Kissinger. Lieber öfter kleinere Portionen holen, als am Ende einen halbvollen Teller stehen zu lassen. „Wenn der Punkt kommt, an dem nichts mehr geht, kann man mit dem Essen aufhören, ohne einen halbvollen Teller stehen zu lassen.“
Die NGG Köln spricht sich daher klar für mehr „Büfett-Disziplin“ aus. Besonders in Zeiten, in denen Lebensmittelverschwendung auch eine ethische Frage sei. „Wer eine viertel oder sogar halbe Portion auf dem Teller zurückgehen lässt, der versteht seine Wegwerf-Marotte wohl erst, wenn er dafür bezahlen muss. Das gilt auch bei halbvollen Gläsern, wenn es eine Getränke-Flatrate gibt“, so der NGG-Geschäftsführer.
Denn jedes weggeworfene Gericht sei nicht nur eine moralische, sondern auch eine wirtschaftliche Belastung für die Gastronomie. „Wenn ein Restaurant pro Woche für mehrere Hundert Euro Essen in die Lebensmittel-Tonne werfen muss, dann ist das ethisch genauso wie wirtschaftlich nicht zu vertreten“, erklärt Kissinger. Das Geld könne besser investiert werden – in mehr Personal oder höhere Löhne für die Beschäftigten. Und: „Ein Teil des ‚Büfett-Bußgeldes‘ könnte ganz bewusst aber auch für ‚Brot für die Welt‘ gespendet werden.“
Letztlich sei es auch eine Frage des Respekts gegenüber Lebensmitteln und der Arbeit der Menschen, die dahintersteckt: „Fleisch, Fisch, Gemüse, Obst – Lebensmittel sind kostbar. Und jeder, der am Büfett den Löffel in die Hand nimmt, muss wissen: Dahinter steckt auch eine Menge Arbeit von Menschen“, so Marc Kissinger.