Bad Honnef – Für sie geht eine Ära zu Ende, für ihre „Kunden“ geht eine verlässliche Partnerin. Am letzten Tag in diesem Monat beendet Christina Pfalz ihre Karriere im Bad Honnefer Rathaus als Pressechefin.
Zehn Jahre hat sie den Job gemacht, zuvor war sie weitere 17 Jahre in der Bad Honnefer Stadtverwaltung tätig. Ihren Einstieg schaffte sie als Schreibkraft für das Sachgebiet Zentrale Verwaltungsaufgaben. Franz Josef Kayser war damals Bürgermeister und Dr. Rolf Junker Stadtdirektor gewesen. Bei Bürgermeister Peter Brassel wechselte sie ins Vorzimmer, kümmerte sich um Termine, schrieb Reden und erledigte Korrespondenz.
Sie erinnert sich, dass das Amt am 24.2.2000 die erste elektronische Pressemeldung verschickte. „Allerdings ging die auch noch als Fax raus, sicherheitshalber,“ sagt Christine Pfalz. Ihr damaliger Vorgesetzter hieß Rainer Rollenmiller.
Mit der ersten sozialdemokratischen Bürgermeisterin in Bad Honnef, Wally Feiden, gab es dann auch mehr Gleichberechtigung. Christine Pfalz wurde die Verantwortliche für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit: „Zu 90 Prozent, der Rest war die Archivarbeit.“
In München hatte Christine Pfalz Politik- und Kommunikationswissenschaften studiert. Das Geld fürs Studium verdiente sie mit Taxifahren. Erste Arbeiten für Verlage hatten sich dort ergeben. Nach dem Uni-Abschluss verschlug sie die Liebe in den Westerwald, wo sie auch heute noch wohnt. In der Provinz einen Job als Politik- und Kommunikationswissenschaftlerin bekommen, das war erst einmal schwierig.
Geld musste her! Als erprobte Taxifahrerin suchte sie in Bad Honnef nach einer Droschke und fand sie bei Niethammer: Klar, deswegen kenne ich die Gegend hier wie meine Westentasche“, sagt sie mit Stolz. Zwei Jahre hat sie im Siebengebirge die Kilometer runter- und raufgefahren, bis Verleger Wilhelm Theodor Weinz sie nach Wülscheid rief. Dort brachte er die Zeitschrift „Neuheiten“ heraus.
Die scheidende städtische Mitarbeiterin machte ihre Arbeit – egal wo – immer mit Herzblut. Sie verschickte zu Beginn ihrer amtlichen Pressetätigkeit für die Stadt 150 Artikel pro Jahr, dann wurden es 200, heute sind es 300 pro Jahr – mit großer Unterstützung aus den Fachdiensten. Also gibt es mindestens eine Nachricht der Verwaltung pro Arbeitstag. Hinzu kommen die vielen Fotos.
Besonders gerne schrieb sie über historische Themen, das Freizeitbad und die Sanierung des Kurhauses. Statt im Büro war sie am liebsten vor Ort, wo man die Geschichten aufsaugen kann, bevor sie dann am Computer in Buchstaben umgewandelt werden.
Für ihre Kunden, die Presseleute, hat sie nur lobende Worte: „Das hat alles wunderbar geklappt, da gab es keine Ausrutscher.“ Und auch im Amt hat sie Favoriten. Von dem früheren Ersten Beigeordneten und mittlerweile verstorbenen Karl-Heinz Stang habe sie viel gelernt und auch über den Technischen Beigeordneten Bernd-Josef Vedders berichtet sie viel Gutes. Vedders starb 2015.
Ihr jetziger Chef, Klaus Linnig, hat sie immer sehr sachkundig, freundschaftlich und geduldig unterstützt.
Was nun, Frau Pfalz?
Entspannt sein und sich pflegen, darauf will sie in der Rentenzeit achten. Aber ganz ohne Aufgaben, geht es auch nicht.
Eine Kettensäge habe sie sich gekauft und einen Motorsägenkurs gemacht. Sie darf jetzt liegendes Holz bearbeiten. Der Grund für das Interesse an diesem Werkzeug, das immer mal wieder mal eine wichtige Rolle in der Weltliteratur spielt, ist allerdings nicht der Gedanke an das Schreiben eines Romans à la „Pfalz die Kettensäge streikt“, sondern das Westerwälder Haus. Da müsse so einiges saniert werden, und da viel Holz verarbeitet ist und Holz für den Ofen gebraucht wird, musste die Säge her.
Häusle sanieren wird aber nicht allein die kommenden Alltage von Christine Pfalz bestimmen. Jetzt habe sie endlich mehr Zeit fürs Gedichte- und Geschichtenschreiben, das Fotografieren, Besuche im Fitnessstudio, ihren Kater und Konzertbesuche, sieht sie mit Spannung in die Zukunft.
Aufgepasst! Die musikalische Heimat der passionierten Klavierspielerin ist die Rockmusik – je hymnischer desto besser – von Metal bis Prog: Led Zeppelin, Black Sabbath, Iron Maiden, Metallica, Colosseum, King Crimson, Jethro Tull, Lazuli, Dream Theater, Crystal Palace – alles klar?
So freut sie sich auf die nächsten Konzerte, beispielsweise auf das Night of the Prog Festival vom 22.07.2022 bis 24.07.2022 in St. Goarshausen – so Corona es zulässt. Aber auch die Musikszene in Bad Honnefer wird die Wissenschaftlerin nicht verlieren: „Versprochen!“
Bleibt noch die Antwort auf die Frage, was sie ihrer Stadt Bad Honnef wünscht? Dass der Weg der Modernität fortgesetzt wird. Bürgermeister Otto Neuhoff habe viel angestoßen, um die Stadt fit zu machen. Sie hofft, dass er diesen Weg erfolgreich weitergehen kann.