Rhein-Sieg-Kreis – Im Rhein-Sieg-Kreis steht ein umfangreicher Sanierungsbedarf bevor. Laut einer aktuellen Analyse des Pestel-Instituts sind 54 Prozent der insgesamt rund 289.000 Wohnungen im Kreis älter als 45 Jahre. Damit gelten etwa 155.000 Wohnungen als sanierungsbedürftig.
Ein Schwerpunkt der Untersuchung liegt beim Energieverbrauch. Im Vergleich zum Bundesdurchschnitt verbrauchen die Wohngebäude im Rhein-Sieg-Kreis pro Quadratmeter Wohnfläche lediglich 0,3 Prozent weniger Energie. Entscheidend sei vor allem die Altersstruktur der Gebäude sowie der jeweilige Gebäudetyp.
Ziel: Klimaneutraler Gebäudebestand bis 2045
Der Energieverbrauch gilt nach Angaben des Pestel-Instituts als maßgeblicher Richtwert für kommende Energiespar-Sanierungen. Hintergrund ist das bundesweite Ziel, den gesamten Gebäudebestand bis 2045 klimaneutral zu machen. „Um dies zu erreichen, müsse der Rhein-Sieg-Kreis beim Sanieren deutlich an Tempo zulegen“, heißt es aus dem Institut.
Die erforderlichen Investitionen sind hoch: Rund 1,1 Milliarden Euro jährlich seien in den kommenden 20 Jahren allein für energetische Sanierungen notwendig. Grundlage dieser Berechnung ist eine bundesweite Studie des Bauforschungsinstituts „ARGE für zeitgemäßes Wohnen“ in Schleswig-Holstein.
Forderung nach stärkerer Förderung
Der Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB) spricht in diesem Zusammenhang von einem „Mammut-Projekt“ für den Rhein-Sieg-Kreis. BDB-Präsidentin Katharina Metzger fordert daher eine bessere finanzielle Unterstützung für private Eigentümer. Nur mit zusätzlichen Förderungen sei es möglich, dass mehr Hauseigentümer Sanierungen in Angriff nehmen.
Kritik äußert der Verband an Plänen des Bundeswirtschaftsministeriums, die Fördermittel für Sanierungen zu kürzen. Stattdessen sollten Bundestagsabgeordnete aus der Region in Berlin auf eine Ausweitung der Programme drängen, so der Appell des Fachhandels.
Bauwirtschaft unter Druck
Parallel zur Diskussion um die energetische Sanierung sieht der Verband die Bauwirtschaft in einer schwierigen Lage. Trotz Ankündigungen des Bundes zum verstärkten Wohnungsneubau bleibe die Umsetzung bislang aus. Viele Betriebe hätten mit sinkenden Aufträgen zu kämpfen, Fachkräfte würden abwandern. Sanierungen und Modernisierungen könnten hier nach Einschätzung des BDB wichtige Impulse für die Branche liefern.
Empfehlungen für Eigentümer
Das Pestel-Institut rät Eigentümern, vor allem bei Dach- und Fassadensanierungen auf eine umfassende energetische Modernisierung zu setzen. Maßnahmen wie Dachdämmung, neue Fenster und der Einbau von Wärmepumpen gelten als zentrale Bausteine zur Senkung des Energieverbrauchs. Aus Kostengründen könne es sinnvoll sein, mehrere Arbeiten in einem Zuge durchzuführen.
Neben energetischen Maßnahmen empfiehlt der Verband zudem, den altersgerechten Umbau mitzudenken. So könnten Eigentümer sicherstellen, dass sie ihre Wohnungen auch im Alter nutzen können.