Bad Honnef-Rhöndorf | Er war der jüngste Bäckermeister im Handwerksbezirk Köln. Bereits mit 22 Jahren bestand Peter Profittlich die schwere Prüfung, fuhr zur Vorbereitung 15 Monate lang abends in die Domstadt. Verdamp lang her. Nun feiert sein Café 125-Jähriges.
Das Alter sieht man dem Fachwerkhaus an – im positiven Sinne. Die traditionelle Baukunst ist über all die Jahre erhalten geblieben. Wie ein kleines Museum wirkt das Café, das mittlerweile in der vierten Generation betrieben wird. Dabei steckt ziemlich viel Modernes hinter den historischen Fassaden, so unter anderem eine neue Backmaschine für 145.000 EUR. Profittlich: „Wer investiert heute noch so viel Geld in eine Bäckerei?“
Dass es die Bäckerei und Konditorei heute noch gibt, ist nicht selbstverständlich. „Es will ja niemand mehr das Bäckerhandwerk erlernen“, erzählt Profittlich. Früher habe es 17 Bad Honnefer Fachbetriebe gegeben, jetzt seien es noch drei.
Elf Festangestellte und über 20 Aushilfen arbeiten bei ihm. Die älteste Mitarbeiterin ist Inge Bott, die schon 1942 bei Profittlich Brote verkaufte und mit ihren 90 Jahren heute an zwei Tagen in der Woche immer noch hinter der Theke steht und mit Leckereien aus der Backstube die Kunden glücklich macht.
Damit „Konditorei/Café Profittlich“ auch weiterhin am Markt bestehen kann, hat Peter Profittlich nicht nur in eine neue Backmaschine investiert, zusätzlich lässt er gerade einen Internetshop aufbauen. Er berichtet von Kollegen, die mittlerweile über 60 Prozent ihres Umsatzes über das World Wide Web machen. „Ich muss ja sehen, dass es in Zukunft weitergeht“. Deshalb ist auch seine Nachfolge bereits geregelt. Da er selbst keine Kinder hat, soll nach ihm Neffe Jens Müller die Geschicke in Rhöndorf leiten. Zurzeit macht Müller seinen Meister.
Angepasst werden soll das „Tagesprogramm“, verspricht der Bäckermeister. In Zukunft hat das Café auch abends auf. „Seit Am Ziepchen die Lichter ausgegangen seien, verlangten die Vereine nach gastronomischen Alternativen. Entsprechend würde auch das Angebot erweitert. Profittlich selbst ist Mitglied in 26 Vereinen.
Wenn am 21. Mai 2017 der Jubeltag gefeiert wird, rechnet der „Rhöndorf-Chef“ mit „ziemlich vielen“ Gästen. Er erinnert an das 100-Jährige, damals seien schon 1000 Leute gekommen.
Um 10 Uhr geht es mit einem Fest- und Dankgottesdienst los. Natürlich werde die Predigt Subsidiar Dr. Herbert Breuer sprechen, „Der Kardinal von Rommersdorf“, so Sebastian Heyer, dessen Firma das Jubiläum kommunikativ begleitet.
Bis 21.30 Uhr geht es Schlag auf Schlag weiter, so mit einer Übung „meiner Feuerwehr“ (Profittlich) am Objekt, einer Sternfahrt von 50 bis 60 Traktoren und zum Abschluss einem Konzert der Kölner Band „Rockwoodies“.
Vorher und zwischendurch singen und spielen das Ittenbacher Bläsercorps, der Kirchenchor St. Cäcilia Rhöndorf, der das Rhöndorfer Heimatlied einstudiert hat und das Tambourcorps TV Eiche. Selbstverständlich stehen auch die Rhöndorfer Schützen im Blickpunkt. Seine Familie würde seit 100 Jahren dort den Vorsitzenden stellen, sagt Profittlich. Eine Jubiläumstorte, ein Jubiläumsbrot und ein eigens gebrautes Jubiläumsbier (Bäckers Stoff) werden die vielen anspruchvollen Gaumen befriedigen.
Wer sich einen Überblick über die Historie der Familie und des Cafés machen möchte, wird im oberen Stockwerk des Cafés fündig. Dort wurde ein kleines Museum mit vielen Fotos, Zeitungsartikeln, Geschirr und anderen Utensilien eingerichtet. Zudem gibt es eine Festzeitschrift.
Auf Blumen- und andere Geschenke hat Peter Profittlich übrigens verzichtet. Lieber will er Geld für die Renovierung des Ziepchenbrunnens sammeln. Dafür würden mehr als 2.500 EUR benötigt.
SW-Fotos zur Verfügung gestellt von Firma Profittlich
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