Was man mit den Händen aufbaut, sollte man nicht mit dem Hintern wieder einreißen. Was das Kurhaus betrifft, scheint genau das gerade zu passieren.
Mit hohem persönlichem Einsatz und erheblichem organisatorischen Aufwand wird derzeit versucht, dem Kurhaus durch hochwertige kulturelle Veranstaltungen – ergänzend zu den Klassikkonzerten – neues Leben einzuhauchen. Schon die erste Veranstaltung, PIAF À PARIS, war ein voller Erfolg. Besonders bemerkenswert: Für die Werbung blieb kaum Zeit.
Gestern Abend dann der zweite Anlauf – mit dem bekannten Kabarettisten Christoph Brüske. Doch diesmal herrschten extreme Bedingungen: Der Deutsche Wetterdienst hatte eine Hitzewarnung herausgegeben, in Bad Honnef wurden 37 Grad im Schatten gemessen – gefühlt war es stellenweise noch heißer. Für die Veranstalter bedeutete das enormen Stress. In der Not wurde versucht, den Raum zu kühlen – vermutlich verbunden mit zusätzlichen Kosten. Zudem wurde den Gästen kostenlos gekühltes Wasser angeboten.
Warum bei der Sanierung keine Klimaanlage eingeplant wurde, ist bislang unklar. Wir haben bei der Stadt nachgefragt – die Antwort steht noch aus.
Natürlich ist es leicht, öffentliche Stellen zu kritisieren. Ihre Aufgaben sind komplex, die Zuständigkeiten oft unklar und das Personal unterschiedlich engagiert. Doch wer einfach nur „draufhaut“, bedient am Ende das Lager der Destruktiven und Dauermeckerer. Trotzdem muss kritisches Nachfragen erlaubt sein – insbesondere dort, wo öffentliche Mittel investiert wurden.
Ein anderes Beispiel: Die Stadt Bad Honnef versteht es, auch mäßige Ergebnisse als große Erfolge zu verkaufen. Fast täglich flattern Erfolgsmeldungen ins digitale Postfach. Heute zum Beispiel wurde verkündet, dass ein leerstehendes Ladenlokal in der Hauptstraße neu vermietet wurde – an eine Praxis für Podologie.
Zweifellos ist das ein kleiner Gewinn: Die Inhaberin zahlt eine vergünstigte, steuergeförderte Miete, und der Leerstand verschwindet. Zudem bleiben uns geschlossene Rollläden an prominenter Stelle der Fußgängerzone erspart. Aber ist eine Podologie-Praxis wirklich das, was eine Innenstadt belebt? Denn genau darum geht es doch bei dem Förderprogramm.
In der Pressemeldung der Stadt heißt es:
„Mit der Neuvermietung ist nun bereits die fünfte von sechs möglichen geförderten Ansiedlungen realisiert – ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer belebten und attraktiven Innenstadt.“
Fünf von sechs seit 2024. Das Programm läuft noch bis 2026. Citymanagerin Miriam Brackelsberg spricht von „nach wie vor großer Nachfrage“. Warum sind dann nicht längst alle geförderten Standorte vergeben?
Irgendwie scheint es, als sei hier mit einer großen PR-Kanone auf Spatzen geschossen worden. Kann man machen. Die Frage ist: Wie wirken solche euphorischen Pressemeldungen der Stadt auf die Bürgerinnen und Bürger?
Eine Belegung scheint sich in der Kirchstraße mit dem portugiesischen Restaurant aber so richtig zu lohnen. Dort ist es fast an allen Öffnungstagen rappelvoll. Offenbar ist manche Belebung der Innenstadt doch messbar – ganz ohne städtische Erfolgsmeldung.
Denken Sie noch an die heutige Veranstaltung des Stadtelternrates mit den Bürgermeisterkandidaten um 19 Uhr im Haus Rheinfrieden? Man darf gespannt sein, ob AfD-Kandidatin Nicole Pax erscheint – vielleicht hoch zu Ross von ihrem Wohnort Aegidienberg ins Tal herabreitend, auf der „Straße des Deutschen Reiches“. Erinnern Sie sich?
Alles wird gut. Auch beim Wetter. Heute rauschen die Temperaturen zunächst auf um die 25 Grad runter. Dann geht es wieder langsam Richtung 30-Grad-Grenze.