Rheinbrohl/Aegidienberg – Zwei Wochen nach der Fußball-Frauen-EM und der Tour de France und zwei Wochen vor dem Start der 1. Bundesliga ging es in der Rheinbrohler Poststraße sehr sportlich zu. Im Lunapark wurden reichlich Boulekugeln geworfen – das traditionelle Vereinsturnier stand an. Boule, oder auch Pétanque genannt, braucht keine Vorkenntnisse – nur Lust, entspannte Mitspieler und ein paar Kugeln. Die gut gelaunten Spieler des Bouleclubs im neuen Outfit freuten sich, ihre Kugeln möglichst nah an der Zielkugel, dem „Schweinchen“, zu platzieren, um am Ende vielleicht auf dem Siegertreppchen zu stehen.
Der Wettergott war in diesem Jahr auf der Seite der Boulefreunde: Hoch „Ines“ verwöhnte die Sportler mit sonnigem Sommerwetter. Franz Ströer hatte als erfahrener Turnierleiter den Ablauf wie jedes Jahr souverän im Griff. Mittels Auslosung anhand von Spielkarten wurde ermittelt, wer mit wem spielte. Auf den drei Profi-Bahnen kämpften alle fair und engagiert um Punkte. Gespielt wurden die sogenannten Doublette und Triplette – zwei Mannschaften mit jeweils zwei bzw. drei Spielern. Jeder Spieler verfügt dabei über drei bzw. zwei Kugeln, sodass jedes Team insgesamt sechs Kugeln hat. Grundsätzlich kann auf jedem Untergrund gespielt werden – und dies stellten die Teilnehmer eindrucksvoll unter Beweis.
Nach drei Runden stand die Mittagspause auf dem Programm. Bei kleinen Snacks und einem Gläschen köstlicher Bowle nutzten die Boulisten die Zeit, um Bahnen und Mitspieler zu analysieren und neue Taktiken zu entwickeln.
Wie zu erwarten, wurde auf hohem Niveau gespielt. Nach spannenden fünf Runden auf drei Bahnen, bei denen insgesamt 16 Spielerinnen und Spieler des Rheinbrohler Bouleclubs „Boule Trans Rhenum“ (BTR) um den Titel kämpften, durfte sich Werner Ernst als glücklicher Sieger über die Ehrung zum Boulemeister 2025 freuen.
Richtig spannend wurde es beim Auszählen: Vier Spieler erreichten ein Spielverhältnis von 4:1 Siegen, sodass die Punkte entscheiden mussten. In diesem Jahr gab es eine Premiere: Platz zwei teilten sich mit gleicher Punktzahl die Vorjahressiegerin Ruth Weyer und Wolfgang Hardt. Die drei Erstplatzierten erhielten eine Urkunde sowie ein „viereckiges Präsent“.
Der letzte Platz – und damit der Trostpreis – ging in diesem Jahr an Franz Ströer, der ein großes Glas köstlicher Gurken mit nach Hause nehmen durfte. Der olympische Gedanke zählt eben auch beim Boulespiel: Dabeisein ist alles!
Für das leibliche Wohl war den ganzen Tag über bestens gesorgt. Kuchen, Salate, Brot und Dips standen während der gesamten Zeit zur Stärkung bereit. Nach dem Turnier wurde das hervorragende, handgemachte Buffet um leckere Grillsteaks und Würstchen ergänzt. Ein herzliches Dankeschön geht an alle, die die Leckereien zubereitet hatten, an Grillmeister Tobi sowie an Küchenfee Annegret.
Nach der Siegerehrung und dem Abendessen konnten die Bouler nochmals ihr Können unter Beweis stellen. Beim „Garagenspiel“, geleitet und moderiert von Dieter Rösgen, setzte sich souverän Sascha Henn durch. Bei diesem Spiel müssen die Kugeln nach vorgegebenen Regeln aus acht Metern Entfernung in bewertete „Hauseingänge“ geworfen werden. Um die Spannung zu steigern, wurde die Entfernung nach jeder Runde erhöht.
Noch lange saßen die Boulesportler in der lauschigen Sommernacht zusammen und ließen den Tag Revue passieren. Dabei wurde auch daran erinnert, dass vor zehn Jahren – 2015 – im neuen Clubhaus erstmals Siege gefeiert und eine Vereins-Weinkönigin proklamiert wurden. Das nächste sportliche Highlight des Bouleclubs „Boule Trans Rhenum“ findet im Oktober statt.
In Kennerkreisen heißt es: „Boule ist das gefühlvolle Werfen von Eisenkugeln über einen Sandplatz. Vor allem aber: französische Lebenskunst pur. Mitmachen kann jeder.“ In der Poststraße geht es jedoch nicht nur um das „Werfen von Eisen“, sondern auch um Geselligkeit rund ums Jahr. Für alle, die spannende, stressfreie Unterhaltung unter freiem Himmel suchen, ist Boule eine ideale Freizeitbeschäftigung.
Immer mehr Menschen entdecken diesen Sport für sich – die Ausrüstung ist erschwinglich, und gespielt werden kann fast überall. Eine zu Unrecht unterschätzte Sommersportart, weit mehr als nur Freizeitgeplänkel im Schatten der Bäume: Ruhe, ein Plausch und ein Glas Pastis oder Vin zählen manchmal mehr als der Siegeswille.
Gäste zum Mitspielen oder Reinschnuppern – ob aus der Nähe oder von weiter her – sind herzlich willkommen. Gespielt wird mittwochs und samstags ab 17.00 Uhr. Informationen und Impressionen zum Rheinbrohler Bouleclub finden sich unter www.bouletransrhenum.de.
„Boule ist ein Spiel für die Seele“, sagte Papazian, ein südfranzösischer Charmeur. „Es ist eine ideale Beschäftigung, um Stress abzubauen.“
Ulla Hall