Tier- und Naturschützer fordern sofortigen Abriss
Bad Honnef – Im Schmelzbachtal wurde eine große Anlage zum Ausweiden von Wild errichtet. Bereits im Februar 2021 reagierte der BUND mit Kritik. Nun wiesen der Europäische Tier- und Naturschutz e.V. und der BUND Rhein-Sieg erneut auf einen „illegalen vom Landesbetrieb Wald und Holz bzw. dem Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft errichteten Wildtier-Galgen“ hin.
Die Tier- und Naturschützer brachten symbolisch 50 Rehe aus Pappe an dem Stahlgerüst an und wollten so verdeutlichen, „wofür das Stahlgerüst im Naturschutzgebiet“ tatsächlich diene: zum gleichzeitigen Ausweiden und Verarbeiten von großen Tierzahlen, so ETN und BUND.
Der Anlage auf der „Wendeltreppe“ mitten im Naturschutz- und Fauna-Flora-Habitat (FFH) fehle nicht nur seit etwa sechs Monaten eine naturschutzrechtliche Befreiung, sie stehe auch für intensive Drückjagden, „bei denen eine große Zahl an Rehen, Hirschen und Wildschweinen aufgescheucht und abgeschossen wird“.
Auch die Jagd im Siebengebirge habe sich an den Naturschutzzielen auszurichten, was zurzeit nicht der Fall sei. Das aktuelle Jagdkonzept sei nie als „Plan“ im Sinne des Bundesnaturschutzgesetzes einer FFH-Prüfung unterzogen worden, erklären ETN und BUND.
Nach Auffassung der beiden Vereine „müssen der 20 Meter lange Stahlrohr-Galgen, die Fundamente und Leitungen im Boden, das Gerätehaus und die Flächenbefestigung kurzfristig abgerissen werden“. Der Schaden müsse mit Kompensationsmaßnahmen ausgeglichen werden. Anita Kreuzer (ETN): „Auch ein staatliches Forstamt hat sich an Recht und Gesetz zu halten und ist aufgerufen, für seine Fehler einzustehen.“
Die Unwucht im Naturschutzvollzug sei laut ETN und BUND ohnehin enorm. Während für Wandernde im Siebengebirge zu Recht ein striktes Wegegebot bestehe, zerfurche und zerstöre der Landesbetrieb Wald und Holz mit schwerem Gerät aktuell große Waldflächen – ohne Rücksicht auf dort lebende Arten des Schutzgebietes.
Für den Sprecher des BUND Rhein-Sieg, Achim Baumgartner, zeige der „illegale Bau des Wild-Galgens, wie unpassend selbstbewusst sich das Forstamt immer wieder über die Schutzziele hinwegsetzt. Hier bedarf es einer grundlegenden Korrektur“.