Bad Honnef – Knapp zwei Wochen vor der Wahl nutzten Bad Honnefer Organisationen und Bürgerinnen und Bürger die Gelegenheit, den Bürgermeisterkandidaten auf den Zahn zu fühlen. Beim Wahl-Barcamp im Kurhaus waren es Schülerinnen und Schüler, die sich informierten und mit den Kandidaten – darunter auch die grüne Bewerberin – diskutierten. Donnerstagabend lud die Ehrenamtsinitiative #WirfürsKlima in den Ratssaal ein. Weit über 140 Interessierte kamen. Begrüßt wurden sie von Guido Düren von #WirfürsKlima.
Nicht alle Kandidaten konnten teilnehmen: Bünyamin Yilmaz entschuldigte sich wegen anderer Verpflichtungen, Grünen-Kandidatin Birte Karst stieß nach der Geburtstagsfeier ihres Sohnes eine Stunde später hinzu („An zwei Tagen im Jahr mache ich keine Politik: an den Geburtstagen meiner Söhne.“). Die AfD-Kandidatin war zu beiden Terminen nicht eingeladen – heute mit der Begründung, ihre Partei sehe ohnehin keine Klimaproblematik.
Themen und Diskussionen
Moderator Thomas Heyer lenkte die Debatte auf die Schwerpunkte Energiewende vor Ort, klimafreundliche Mobilität und Schutz vor Starkregenereignissen. Überraschende Visionen blieben aus, die Runde verlief insgesamt harmonisch: ein bisschen mehr Tempo 30 hier, ein wenig „Eigentum verpflichtet“ dort.
Eine Besucherin regte an, leerstehenden Wohnraum zu nutzen, statt immer neu zu bauen. Wirklich innovative Ideen dazu sprühten nicht durch den Raum. CDU-Kandidat Philipp Herzog versprach Gespräche mit Vermietern – allerdings ohne Druck –, während der liberale Carl Sonnenschein auf Überzeugungsarbeit setzen würde. Einig waren sich alle, dass Airbnb-Vermietungen nicht ausufern dürften: Schon jetzt gebe es in Bad Honnef 66 Einheiten, die dringend benötigten Wohnraum blockierten.
Wohnraum & Stadtentwicklung
Die geplante Bebauung einer Teilfläche von Selhof-Süd wurde von den Kandidaten grundsätzlich positiv bewertet. Ein neuer Stadtteil in der „Größe Rhöndorfs“ sei jedoch ausgeschlossen. Klar sei auch: Mindestens 30 Prozent der Wohnungen müssten preisgünstig sein. Bis die landeseigene NRW.Urban Kommunale Entwicklung GmbH ihre Voruntersuchung abgeschlossen habe, bleibe alles hypothetisch. Eine Bürgerinitiative hat sich bereits gegen das Projekt formiert. Die Hälfte des Publikums war für eine Teilbebauung, die andere Hälfte zeigte die rote Karte.
Ähnlich gespalten zeigte sich das Publikum beim Thema Parkhaus an der Rommersdorfer Straße. Bei den Kandidaten äußerte der Sozialdemokrat Frank Klein Zweifel. Er habe zwar im Ausschuss nicht dagegen gestimmt, nach Gesprächen mit Anwohnern sehe er aber auch Gründe, die nicht für das Projekt sprechen würden, etwa wegen der Nähe zu einem Kindergarten oder der Gebäudehöhe. Alternativen wie eine stärkere Nutzung des Luisenparkplatzes sollten geprüft werden. (Über mögliche neue Bewohnerparkregelungen rund um das Cura-Krankenhaus, sprach niemand.)
Mobilität & Energie
Alle Kandidaten befürworteten mehr Grün und Wasser als Hitzeschutz, Sicherheit auf Straßen, Radwegen und Bürgersteigen sowie eine Verbesserung des ÖPNV. Ebenso offen zeigten sie sich für Windräder im Stadtwald oder eine Flusswasser-Wärmepumpe im Rhein. SPD-Kandidat Klein mahnte allerdings die Dimension an: Es handle sich um ein kleines Kraftwerk, das zahlreiche Erdarbeiten erfordern würde. Eine spontane Publikumsabfrage zur Anschaffung privater Wärmepumpen brachte ein Patt: gleich viele rote wie grüne Karten.
Klimaschutz & Freizeit
Einig war man sich über die Notwendigkeit besseren Schutzes vor Starkregen – insbesondere am Möschbach. Auch die Nutzung der Insel Grafenwerth solle optimiert werden, jedoch mit Augenmaß: Von natur- und umweltverträglicher Nutzung über kleinere Konzertformate mit regionalen Bands bis hin zur klaren Absage an „Ballermann“-Verhältnisse reichte die Bandbreite.
Eine gelungene Veranstaltung mit wenig Überraschungen, aber einem Moderator, der witzig, spritzig und souverän durch den Abend führte – und wusste, wie man eine Diskussion stets in ruhigen Bahnen hält.