Bad Honnef-Rhöndorf | Unlautere Vergabe der Fußball-WM, FIFA-Affäre, Blatter, Platini , Zwanziger – man könnte diese Aufzählung schier endlos fortsetzen. Daher ist die Freude groß, dass zum Jahresabschluss dann noch einmal ehrlicher Fußball auf dem Programm steht.
An die Bundesliga dachte vor 67 Jahren noch niemand, als am zweiten Weihnachtstag 1948 die beiden Rhöndorfer Ortsteile Oberdorf und Unterdorf zum Duell über die einjährige Herrschaft erstmalig antraten. Das Spiel basiert seit jeher strikt auf dem Rhöndorfer Regelwerk (RRW), das statt gelber und roter Karte verschiedenfarbige Schnäpse als Bestrafung für Undiszipliniertheiten vorsieht und über drei „Halbzeiten“ verfügt.
Im vergangenen Jahr feierte das Oberdorf einen souveränen, nie gefährdeten Sieg und schlug das Unterdorf mit 12:6. Mutlos und träge wirkten hier die Recken der Rheinniederung in jeder Phase des Spiels und ließen Raum für Spekulationen: Übertrainiert, war der Kader einfach zu dünn, fehlten Leistungsträger, falsche Trainingsmethodik – was war der Grund für eine derart desolate Vorstellung?
Selbst das stolze Bergvolk des Oberdorfs hatte Mitleid und ließ ein paar motivationsstiftende Tore zu. Nach Insiderinformationen hat das Unterdorf nun ein Programm zur Rekrutierung neuer und Reaktivierung verdienter Spieler und „Muschelsucher“ aufgelegt, um eine neuerliche Schmach unbedingt zu vermeiden. Im Sinne des Sports bleibt zu hoffen, dass diese Anstrengungen Früchte tragen.
Bei Glühweinduft wird die legendäre Partie am 26.12. pünktlich – nach Gusto des Schiedsrichters – um 11:00 Uhr auf dem Sportplatz des Hauses Rheinfrieden im Frankenweg, Rhöndorf unter den Augen von Ehemaligen, Freunden und Schlachtenbummlern angepfiffen.
In der obligatorischen dritten Halbzeit wird dann zur Versöhnung nach überliefertem Schlachtruf dem traditionellen Stiefeltrinken gefrönt. Austragungsort ist die Gaststätte „ Im Krug zum grünen Kranze“ in Rommersdorf, die die Akteure dankenswerter Weise wieder bewirtet.
Patric Baumgarten
Oberdorf