Bad Honnef – Während auf der großen politischen Bühne eine Politikverdrossenheit beim Volk wächst, zeigt sich die kommunalpolitische Ebene motivierender. Einen ersten großen öffentlichen Aufschlag vor dem Kommunalwahljahr in NRW machte Freitagabend im Physikzentrum der Bürgermeisterkandidat der Bad Honnefer CDU, Philipp Herzog.
Die festinstallierten 100 Plätze im Wilhelm und Else Heraeus-Hörsaal reichten nicht aus, zusätzliche Stühle mussten her. Eine weitere Überraschung folgte꞉ Als Bad Honnefs CDU-Chef Jonathan Grunwald fragte, wer nicht zur CDU gehöre, zeigten schätzungsweise Dreiviertel der Gäste auf.
Das Veranstaltungsformat unterschied sich angenehm von üblichen Vorstellungsevents und Frage-Antwort-Runden. Auf Vorträge wurde verzichtet. Wer Persönliches und Politisches über Kandidat Herzog wissen wollte, folgte einem von Laura Solzbacher professionell und kurzweilig geführten Interview. Die Gäste erfuhren, dass Philipp Herzog leidenschaftlicher Kölsch-Rocker ist, bei seinen Bienen und Hühnern Entspannung findet, und seinen Politikstil so beschreibt: mit den Bürgern, für die Bürger.
Im Anschluss folgte ein erstes praktisches Beispiel. Kommunikationslotsin Roswitha Vesper hatte eine Methode vorbereitet, bei der die Teilnehmer in Gruppen ihre Eindrücke zu Bad Honnef abgaben. Ziel war es, darüber zu sprechen, wie sich eine „enkelfähige Zukunft“ schaffen lässt.
Hinweise und Ideen wurden auf Tischdecken gesammelt. Eine Analyse der Ergebnisse soll in den kommenden Tagen erfolgen und über die CDU-Internetseite, soziale Medien und Presse verbreitet werden. Hintergrund ist, dass Herzog sein Wahlprogramm erst fertigstellen will, nachdem er erfahren hat, was die Menschen in Bad Honnef von der Politik erwarten. Jonathan Grunwald machte zu Beginn klar꞉ Die CDU wolle keine Politik aus dem Elfenbeinturm.
Philipp Herzog (35), geboren in Bad Honnef, studierte Rechtswissenschaften und arbeitet als Regierungsdirektor beim Bonner Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. Er ist dort hauptverantwortlich für Haushaltsmittel im dreistelligen Millionenbereich.
Sollte er Bürgermeister werden, wären seine Prioritäten Haushalt, Wirtschaft und Heimat. Der Haushalt müsse so gestaltet sein, dass Bad Honnef ihn selbstbestimmt verwalten kann. Die Wirtschaft sieht er als Chefsache an, und Heimat bedeutet für ihn Sicherheit, gesellschaftlicher Zusammenhalt und Familienfreundlichkeit. Und das von A wie Aegidiusplatz bis Z wie Ziepchensplatz.
Einen Kayser und einen Junker hatten wir ja schon. Kommt jetzt ein Herzog? Bad Honnefs CDU scheint tatsächlich royal fundiert zu sein.
Na, das macht Hoffnung. Endlich mal einer, der Ahnung hat, offensichtlich mit Geld umgehen kann und auch noch sympathisch rüberkommt. Würde Bad Honnef gut zu Gesicht stehen!
Wenn ich mir dann allerdings mal die „royalen Gesellschaften“ im unmittelbaren Umfeld von Deutschland (Niederlande, Belgien, und ja, wenn man es noch ernst nehmen will, „Groß Britannien“, dann habe ich mit ihrer Aussage doch so meine Zweifel. Und ob der Herr Herzog Ahnung von kommunaler Verwaltung und Führung hat wird sich zeigen müssen und ob er mit Geld umgehen kann möchte ich erst einmal nicht bezweifeln. Aber es sei doch erwähnt, der Bürgermeister ist ausführendes Amt der Beschlüsse des Rates. Und an diese Beschlüsse ist er meines Erachtens und Verständnisses von kommunaler Politik gebunden. Zum Glück. Denn der gewählte Rat spiegelt die gesellschaftliche Realität der jeweiligen Kommune wider. Und damit muss man sich auseinandersetzen, will man im kommunalpolitischen Raum etwas bewirken.
Und im übrigen: Mein Kommentar war eher humoristischer Art gedacht. Denn ich erinnere mich, dass als Franz Josef Antwerpes im Bad Honnef zu Besuch kam, fühlte er sich „geehrt“, denn bei seiner Ankunft bemerkte er, dass er noch nie in seiner Laufbahn von einem Kay(i)der und einem Junker gleichzeitig empfangen wurde.
Lieber Rolf Thienen, theoretisch mögen Sie recht haben. Praktisch leider nicht. Der Rat spiegelt nicht die gesellschaftliche Realität wieder. Es sind viel zu wenige Selbstständige und Arbeitnehmer im Rat vertreten. Die haben nämlich etwas anderes zu tun, als stundenlang über Nichtigkeiten zu diskutieren und ideologische Fahnen hochzuhalten. In Bad Honnef gäbe es soviel zu tun. Vor allem aufräumen und zwar kräftig. Die Fußgängerzone ist leer, mangels schöner und publikumswirksamer Geschäfte. Hier wird jetzt auch in den nächsten 2-4 Jahren Dreck und Chaos herrschen. Innenstadt und Post. Prost Mahlzeit. Ein riesiges Gebäude, das vor sich hingammelt direkt an der Hauptstraße. Und wer soll in die neuen Gebäude ziehen? Ich prophezeie Ihnen: Leerstand, Pleiten, Pech und Pannen werden auch dieses Projekt prägen. Wer sich eine Meinung verschaffen will, der sehe sich den Frankenweg an. Bad Honnef? Eher Beton Honnef. Wobei die Stadt das Bad nur noch hat, um nicht ständig mit Hennef verwechselt zu werden. Oder – wie englischsprechende Besucher häufig anmerken „warum heißt Eure Stadt eigentlich schlecht zu Beginn?“ Es gäbe hier so viel zu tun, wenn wir es gemeinsam anpassen. Der neue Bahnhof braucht noch 2 Jahre bis Baubeginn. Nach 20 Jahren der ersten Überlegungen? Das ist alles so peinlich, mir fehlen eigentlich echt die Worte… Ich brauche auch nichts verbürgt zu bekommen, wobei bürgen für mich ein negativer Begriff ist. Schön hier würde reichen. Nur wenn die Verantwortlichen so weitermachen wie bisher, wird das auch wieder nix….