Bad Honnef – Traumziel Cadenabbia am Comer See, Adenauers Villa La Collina: Italien überall, vorne die grünen Wasser, die Alpen im Hintergrund und der Bus mit 50 Leuten natürlich komplett ausgebucht. Wenn es gen Italien geht, dann wohnt schon dem Anfang ein Zauber inne. Beim Partnerschaftsverein Bad-Honnef/Griante-Cadenabbia paart sich Italien-Sehnsucht auch noch mit deutscher Pünktlichkeit. Um genau 7:15 Uhr Ortszeit startete der vollgepackte Bus vor wenigen Tagen von der Post in Bad Honnef zum ersehnten Ziel am Comer See. Eine wunderbare Fahrt, erst am Rhein entlang, dann schnurstracks nach Süden, der Strom, Süddeutschland, die Berge. Hamid, unser Fahrer, brachte die Reisegruppe staufrei und auf die Minute ans Ziel.
Es hat natürlich schon viele Fahrten nach Cadenabbia gegeben, diese aber markierte einen neuen Höhepunkt in den rheinisch-lombardischen Freundschaftsbeziehungen. Ein dichtes Programm, ungemein bemühte Gastgeber, köstliche Küche, Italien aus dem Bilderbuch, sieht man von den Wolken ab, die den blauen Himmel mitunter verdüsterten. Die Stimmung aber konnte das nicht trüben. Und sie war nachhaltig gut: Der Gegenbesuch der Italiener steht im Programm und ist für April 2025 geplant. So funktioniert lebendige Städtepartnerschaft.
Der Sektempfang in der Villa La Collina markierte einen ersten Höhepunkt der Fahrt: Denn die Männer und Frauen aus Bad Honnef hatten ein besonderes Mitbringsel dabei: Im Bus war der Song „Azzurro“ von Adriano Celentano einstudiert worden. Die deutsche Sängerschar schmettere das „Himmelblau“ unterstützt von den Griantern in den lombardischen Abendhimmel, dass es nur so eine Freude war. Dazu die Villa La Collina sowie der unbeschreiblich schöne Ausblick auf den Comer See. Schon die ersten Stunden ein Genuss. Umso gespannter durfte man auf das vom Vorstand des Partnerschaftsvereins unter Dirk Schieferstein ausgearbeitete Programm sein. Es sollte die nach den Erfahrungen der vergangenen Reisen ohnehin hochgesteckten Erwartungen noch einmal übertreffen.
Schwerpunkt Nummer eins: Villenbesuch. Schließlich hat der Comer See eine architektonische Perle nach der anderen zu bieten. Unser erster Besuch: die Villa Carlotta, ein schon Ende des 17. Jahrhunderts errichteter strahlend weißer Wunderbau, einst im Besitz der Preußen-Prinzessin Charlotte von Sachsen-Meinigen. Mit ihren Kunstschätzen und dem botanischen Garten ist die Villa eines der Juwelen am Comer See. Das Museum birgt zahlreiche Meisterwerke, darunter die betende Magdalena von Antonio Canova, dem berühmtesten Bildhauer der napoleonischen Zeit. Der Park der Villa ist auch eine Pracht, Hortensien, Azaleen, Kamelien und natürlich Rosen. Konrad Adenauer hätte seine helle Freude gehabt.
Große Abwechslung am Nachmittag: Wir durften die Cooperativa Azalea kennenlernen. Dieser soziale Dienst hat das Ziel, geistig behinderte Menschen sowie Kinder aus sozial schwierigen Verhältnissen durch gärtnerische Tätigkeiten wieder in ein geregeltes Alltagsleben zu integrieren. Unter anderem werden Olivenbäume gepflegt, Oliven geerntet und Olivenöl hergestellt sowie Gemüse angebaut; besonders beliebt war die Maulbeermarmelade. Die Villa Carlotta stellt das dafür benötigte Land zur Verfügung.
Am Abend schon die nächste Villa: La Maria, in direkter Nachbarschaft zu La Collina. Nicht nur Fingerfood und Bier bereiteten große Freude, der italienische Pianist Danilo Mascetti begeisterte mit seinem selbst gestalteten originellen Programm und seinem perfekt inszenierten Spiel am Flügel. Lang Lang hätte es wohl nicht besser gemacht.
Natürlich durfte auch ein Stadtbesuch nicht fehlen. Im Jahr 2024 führte der Weg nach Lecco am südöstlichen Ende des Sees. Die Stadt bietet wundervolle Blicke auf den See und die Berge. Eine Fähre war uns verwehrt, der Bus war dafür genau 1,50 Meter zu lang. Also Fahrt rund um den See herum. Beeindruckt vom fahrerischen Können von unserem Busfahrer, der die engen Gassen und den Gegenverkehr perfekt meisterte, erreichten wir Lecco. Am Anfang des Stadtbummels stand der Besuch der Kirche „San Nicolò“, Wahrzeichen der Stadt. 96 Meter ragt ihr Turm in den Himmel über der Lombardei, die Führung durch die spannenden geschichtlichen Hintergründe der Basilica minor machte unsere Reiseführerin Marlene.
Welch krasser Kontrapunkt am Nachmittag: In Mandello del Lario geht es um PS und Asphaltabenteuer: das Moto Guzzi-Museum. Zur Freude einiger nicht motorradbegeisterter Personen zumeist weiblichen Geschlechts war die Führung im Museum auf 30 Personen beschränkt. Somit konnte der schöne Ort Mandello del Lario abseits des Motorenlärms auch auf eigene Faust erkundet werden. Das 1921 gegründete Unternehmen Moto Guzzi ist der älteste durchgehend Motorräder produzierende Hersteller in Europa und ein bedeutender Arbeitgeber der Region. In seiner langen Geschichte hat das Unternehmen 270 verschiedene Modelle gefertigt, darunter die berühmte Acht-Zylinder-Rennmaschine, die es auf 280 Kilometer pro Stunde brachte.
Wer Norditalien kennt, der kennt auch die Polenta. Sie als Sättigungsbeilage zu bezeichnen, wäre ein Frevel. Für die Freunde aus Bad Honnef gab es in der Villa Maria am nächsten Abend die von den italienischen Freunden zubereitete Spezialität aus Maismehl mit einem Spezzatino, bei uns auch Gulasch genannt. Dazu Kölsch. Echtes Kölsch. Denn die Honnefer hatten dem Bürgermeister Pietro Ortelli und den Freunden aus Griante-Cadenabbia drei Fässchen Kölsch samt Zapfbesteck und Original-Kölsch-Gläser als kleines Gastgeschenk mitgebracht. Polenta, italienisches Gulasch und Kölsch – ein Hoch auf die italienische Gastfreundlichkeit! Und dann auch noch Kultur: Am späteren Abend zeigten die Italiener ihren selbst gedrehten Film über die touristischen Highlights von Cadenabbia – Griante.
Wer an den See reist, den die Römer Larius nannten, und es ernst meint, mit Land und Leuten, der muss sich auch dem Thema Wein widmen. Dafür musste unser Bus zahllose Serpentinen überwinden, im Weingut Sorasso, das im Besuchsprogramm stand, ist das Wort Weinberg wirklich ernst zu nehmen. Hoch oben über dem See verbrachte die deutsche Reisegruppe einen wunderschönen Tag mit grandiosen Blicken auf den See. Zunächst aber standen Weinkellerbesichtigung und Weinprobe an. Längst hat sich der einstige Familienbetrieb vom Eigenverbrauch zum florierenden Unternehmen gemausert. Etwa 50.000 Flaschen Domasino-Wein werden verkauft, er wird überwiegend nach Holland und Deutschland, zum Teil aber auch in die USA exportiert. Dann endlich auch Sport! Zurück in der Villa La Collina, konnten am späteren Nachmittag alle Boccia-Begeisterten ihr Können in gemischten italienisch-deutschen Teams unter Beweis stellen. Das Konrad Adenauer Boccia Turnier war geboren.
Am Donnerstag, 30. Mai, hieß es dann leider schon wieder Abschied nehmen. Unser Bus startete morgens um 8:00 Uhr zur Heimfahrt. Abschiedstränen gab es keine, aber die Deutschen nahmen die Sehnsucht mit nach Hause und die Gewissheit, wiederzukommen. Arrivederci Cadenabbia.