Bad Honnef-Rhöndorf – Die diesjährige Karnevalsfeier an Weiberfastnacht stand ganz im Zeichen der Nachhaltigkeit. Ziel war es, die Masse an Luftballons durch eine Dekoration aus selbstgenähten wiederverwendbaren Wimpelketten zu ersetzen. Das Besondere: Die Wimpel wurden aus gesammelten Stoffspenden genäht. Aus alt mach neu.
Eine Mutter berichtet.
Viktoriia Hubenko
Keine Lust auf Luft
Jahrelang geschah das Gleiche in der Sporthalle der Rhöndorfer Schule abends vor Karneval: Hunderte Luftballons bliesen wir Eltern auf. Dazu kamen noch mühsames Aufreihen, Aufhängen – und die vielen geplatzte Ballons schon am nächsten Tag. „Wozu aber diese Müllberge?“ fragten wir uns mal. Vielleicht doch lieber bei etwas Wiederverwendbarem die Backen aufpusten?
Die Idee einer Stoffgirlande begrüßten viele. Es wurde in Kellern gestöbert und für einen tüchtigen Fundus farbenfroher Baumwolle gesorgt. Um alte Fetzen in neue Wimpel zu verwandeln, brauchte es nur noch Nähenthusiasmus.
Abenteuerliches Nähprojekt
Ur-Uromas vertrieben sich lange Winterabende beim gemeinsamen Weben, Omas beim Häkeln. Unsere Hand legen wir an die Nähmaschine, obwohl keiner von uns ein richtiger Schneider ist. An vier Abenden sollten die Ketten gefertigt werden.
„Man muss nicht nähen können, es gibt allerlei Arbeit für viele fleißige Bienchen“, sagt Britta Hanschmann und greift nach dem Bügeleisen. Andere Mütter sortieren, schneiden, falten, stutzen… Wo der Stoff für einen dreieckigen Wimpel nicht reicht, werden dünne Streifen geschnitten: daraus wird noch ein „Kronleuchter“.
„Am besten direkt zerreißen. Mit Schere kriegt man nie solch‘ gerade Linie hin“, rät Ronja Tutter. Die Fünftklässlerin war früher an der Löwenburgschule und hilft in unserem Kettenbetrieb mit.
„Wenn wir einen Wimpel in 1 Minute schaffen, gehen wir in Serie!“, motiviert Alexandra Büllesbach. Sie koordiniert unsere Unternehmung, in der Kreativität und Spontaneität am meisten zählen. „Noch vor einigen Wochen schien mir das Projekt sehr abenteuerlich“, verrät sie uns.
Kettenreaktion
Und nun hängen sie, buntfarbige Flecke. Jeder erzählt seine Geschichte, wie er einst ein Teil von jemandes Bettbezug, Vorhang oder Lieblingshemd war. Wie er jemandem Freude bereitete und danach im Müll landen konnte, stattdessen aber ein zweites Leben bekam.
Bei unserer Karnevalsfeier freuen sich sogar Tische über neue Decken aus Stoffresten. Was geblieben ist, verschenken wir an unsere OGS, damit Kinder nach Herzenslust weiter nähen und basteln können.
Ein bisschen Inspiration – und schon vermehrt sich nachhaltiges Denken von ganz alleine.
Zum Stärken in der Pause gibt es beispielsweise mehr Obst- und Gemüseschnitzel und weniger verpackte Knabbereien. „Lasst uns künftig noch einen Wassersprudler bringen, um Plastikflaschen zu ersparen“, schlägt Isabel Tillmann, die Mutter von der Snacktheke, vor. Die Idee packen wir samt Wimpelketten in einen alten Kamellenkarton bis allernächstem Fest ein.
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