Dass die Einladung von Manuel Ostermann Debatten auslöst, überrascht nicht. Doch wie die Konkurrenz derzeit mit Falschbehauptungen und historisch grotesken Vergleichen agiert, überschreitet Grenzen.
Ich bin Mitglied der CDU und Vorsitzender der Jungen Union in Bad Honnef. Ich habe nicht den Anspruch, mit diesem Beitrag die Demokratie in Honnef zu retten oder einer größeren Sache zu dienen. Es ist Wahlkampf – und ich bin parteiisch. Aber ich stehe dazu und bekenne mich offen zu meiner Position.
Um es auf den Punkt zu bringen: Die aktuelle inhaltliche Kommunikation und Rhetorik vieler politischer Mitbewerber in Bezug auf das Inselfest sind inkonsequent, scheinheilig und selbstgerecht. Ihre Vorwürfe verkommen im Licht des eigenen Handelns zur bloßen Heuchelei!
Einmal 1933 und zurück – eine rhetorische Eskapade
In den vergangenen Tagen wurde unser Inselfest in einen historischen Zusammenhang mit der Machtergreifung von 1933 gestellt – und der CDU im selben Atemzug die Zerstörung der Demokratie vorgeworfen. Solche Vergleiche sind nicht nur geschichtsvergessen, sie relativieren auch den Ernst der damaligen Gräueltaten.
Doch was ist da eigentlich passiert? Zu Beginn war der eingeladene Redner noch schlicht der vermeintliche Rechtsextreme. In der Folge wurde die gesamte Partei vorschnell in eine populistisch-rechtsextreme Ecke verortet. Diese Eskalation zeigt, wie stark die Dynamiken von Social Media die Wahrnehmung verzerren können. Gerade lautstarke Diskussionen in Facebook-Gruppen, die in meiner Alterskohorte zurecht kaum noch eine Rolle spielen, schaukeln sich hoch und sind so wenig repräsentativ wie der Chat einer WG-Partygruppe.
Hier zeigt sich die eigentliche Dissonanz: Während wir im direkten Austausch auf Marktplätzen und Podien einen demokratischen, fairen und fast freundschaftlichen Wahlkampf erleben, wird die Debatte im Netz scharf, zugespitzt und verletzend. Man sollte sich daher fragen: Vertrete ich das, was ich online schreibe, auch noch in einer Woche – und hätte ich den Mut, es meinem Gegenüber direkt ins Gesicht zu sagen, ohne die bequeme Distanz meines blaulichtgefilterten IPhone-Displays.
Ein weiteres Problem sehe ich in der Neigung, aus der eigenen Lebensrealität heraus sofort zu urteilen, ob Aussagen eines Anderen „angemessen“ sind oder nicht. Doch sollten wir uns wirklich anmaßen, über die Arbeits- und Erfahrungswelt von Bundesbeamten und Polizisten zu befinden? Nehmen wir uns die Zeit, Podcasts zu Ende zu hören, Aussagen im Kontext zu betrachten und nicht nur das Cover, sondern auch das „Buch“ dahinter wahrzunehmen? Wie aus der aktuellen Statistik des Stadtjugendrings (SJR) hervorgeht, fühlt sich in Bad Honnef mehr als jeder fünfte junge Mensch unsicher; zudem halten 98 Prozent der Befragten das Thema Sicherheit für wichtig. Sollten wir diesen Stimmen junger Menschen nicht Gehör schenken? Jene Frage ließe sich nur dann verneinen, wenn man jungen Menschen zwischen 16 und 30 Jahren pauschal die Mündigkeit abspricht – oder gar, wie es Herr Klein kürzlich in den sozialen Netzwerken geäußert hat, jungen Männern in diesem Alter unterstellt, ihr Kopf funktioniere hormonbedingt nicht richtig.
„Wie sich die CDU […] darstellt, verstehe ich nicht und möchte ich nicht akzeptieren.“ Lieber Herr Dr. Langbein, genau hier liegt der größte Unterschied: Ich möchte Sie verstehen – und ich akzeptiere Ihre grundsätzliche Meinung zum Inselfest, auch wenn ich eine entschieden andere vertrete. Deshalb lade ich Sie herzlich zu einem Gespräch mit der JU ein und würde mich über einen fairen, vorurteilsfreien Austausch sehr freuen.
Vielleicht gelingt uns dieser Austausch auch gemeinsam mit Gastredner Ostermann. An ihm wird es sicher nicht scheitern.
Lennard van den Brock
Vorsitzender der JU Bad Honnef