Bad Honnef – Die Insel Grafenwerth, ein idyllisches Naturparadies im Rhein bei Bad Honnef, steht vor einer folgenschweren Veränderung: Laut dem aktuellen Entwurf des Regionalplans, der am 11. Juli 2025 vom Regionalrat beschlossen werden soll, soll die bislang als „Waldbereich“ und „regionaler Grünzug“ ausgewiesene Insel künftig als „Allgemeiner Siedlungsbereich“ mit Zweckbindung für Ferieneinrichtungen und Freizeitanlagen umgewidmet werden. Die Grünen Bad Honnef schlagen Alarm und sprechen von einem massiven Angriff auf ein ökologisch wertvolles Gebiet.
„Diese Umwidmung ist ein direkter Angriff auf ein ökologisch sehr wertvolles Gebiet, das auch ein wichtiger Ort für die ruhige Erholung der Bad Honnefer/innen ist. Auf der Insel und an ihren Ufern sind zahlreiche schutzwürdige Biotope, und der Altarm ist sogar als FFH-Gebiet nach europäischem Recht geschützt“, erklärt Yuliya Golbert, Landschaftsökologin und Mitglied der Grünen-Fraktion. Sie verweist darauf, dass nicht einmal stark genutzte Flächen wie die Bonner Rheinaue oder die Pollerwiesen in Köln eine solche Umwidmung erfahren haben. „Das zeigt das Ausmaß dieser unverhältnismäßigen Planung.“
Die Grünen warnen vor den weitreichenden Konsequenzen: Die geplante Umwidmung würde eine Herausnahme aus dem Landschaftsschutz ermöglichen und damit den Weg für Bebauungspläne ebnen. Hinter der Entscheidung vermuten sie eine gezielte Strategie der CDU-Mehrheit im Stadtrat und Regionalrat, um die Insel für kommerzielle Zwecke zu erschließen.
„Während noch Klagen eines Naturschutzverbandes gegen bereits durchgeführte Umbaumaßnahmen auf der Insel anhängig sind, schafft man hier bereits weitere vollendete Tatsachen“, kritisiert Christiane Guth, Fraktionssprecherin und Biologin. Ihrer Ansicht nach zeigt die CDU damit, dass der Erhalt der Natur und die Erholung der Bürgerinnen und Bürger keine Priorität mehr hätten. „Stattdessen droht Grafenwerth zu einem überregionalen Veranstaltungsort zu werden, der mit dem Charakter Bad Honnefs und der ökologischen Bedeutung der Insel unvereinbar ist“, so Guth. Zugleich betont sie: „Die Grünen begrüßen ausdrücklich wiederkehrende Brauchtumsveranstaltungen, wie z. B. R(h)einspaziert.“
Die Grünen Bad Honnef fordern den sofortigen Stopp der Planungen und appellieren an die Mitglieder des Regionalrats, ihrer Verantwortung für den Natur- und Landschaftsschutz gerecht zu werden. Die Fraktion kündigt an, alle politischen und rechtlichen Mittel auszuschöpfen, um die Insel Grafenwerth als naturnahen Erholungsraum zu bewahren.
„Wir setzen uns für einen nachhaltigen Schutz der Insel sowie ihrer Flora und Fauna ein. Grafenwerth muss als Ort der ruhigen Erholung und Naturerfahrung erhalten bleiben“, unterstreicht Golbert. „Eine Entwicklung zu einer Event-Location würde nicht nur die Natur, sondern auch den besonderen Charakter Bad Honnefs unwiederbringlich schädigen.“
Auch der BUND Rhein-Sieg kritisiert den Entwurf. Er weise so umfangreiche und tiefgreifende sachliche und rechtliche Mängel auf, dass von einem Beschluss dringend abgeraten werden müsse. „Dass der Regionalrat längst nicht berechtigt ist, quasi willkürlich politische Wünsche der Kommunen oder einzelner Interessensgruppen umzusetzen, sondern dass er fundierte Entwicklungskonzepte hinterlegen, Bedarfe nachweisen und abwägungsfeste Vorgaben aus dem Europa-, Bundes- und Landesrecht beachten muss, scheint nicht mehr bekannt zu sein“.
Absurderweise verfolge man laut BUND die Idee weiter, die Insel Grafenwerth in Bad Honnef könne trotz der FFH-Umgebung und der bestehenden Schutzgebietsverordnung zum Schwerpunktgebiet für zusätzliche, überregionale Freizeitnutzung entwickelt werden. Der Planentwurf stecke „voller unmöglicher Planvorstellungen, die viele Ortsränder zerstören, lokale Naherholungsgebiete überbauen, Verkehr und Lärm vermehren“, so der BUND weiter.