Bad Honnef – Mit nur einer Stimme Mehrheit entschied der Rat seinerzeit über das Bauprojekt Saynscher Hof. Diese knappe Entscheidung für ein Zukunftsprojekt beschäftigt Bürgermeister Otto Neuhoff bis heute. Für ihn spielt die Bebauung der Fläche zwischen Saynscher Hof und City eine entscheidende Rolle, wenn es um die Qualität und Zukunftsfähigkeit der Innenstadt geht.
Vor allem SPD und Grüne leisteten damals Widerstand, da sie auf bezahlbaren Wohnraum bestanden, den das ursprüngliche Investorenmodell nicht vorsah. Die aktuelle Planung enthält nun 20 bezahlbare Wohnräume dank möglicher Förderungen, sagt Investor Alfred Schölzel von der SOIF Consulting GmbH & Co. KG heuet bei einer Präsentation im Rathaus. Im Januar soll die Förderung beantragt werden, und Schölzel erwartet eine positive Entscheidung. Sollte die nicht erfolgen, bleibt es wie zuvor: Es entstünde in der City nur Wohnraum für die Wohlhabenden. Das wolle man vermeiden, versichert Jakob Berninger von Kraus-Architekten, der kein Wohlstandsghetto bauen möchte.
Auf einer Fläche von 2900 Quadratmetern sollen Wohnflächen von insgesamt 4130 Quadratmetern und Gewerbeflächen von 2213 Quadratmetern entstehen. Geplant sind 31 höherpreisige Wohnungen, 11 Penthäuser und 5 Gewerbeflächen, neben den geförderten Wohnungen. Eine Tiefgarage mit Multiparksystem für 94 Pkw sowie Fahrradstellplätze für 174 Räder sind ebenfalls vorgesehen. Die Wohngeschosse sollen nachhaltig aus Holz gebaut werden. Für Schölzel könnte die Anlage moderner nicht sein, und er sieht eine gute „soziale Durchmischung“ in der zukünftigen Bewohnerschaft.
Die Kosten konnten von anfangs 38 Millionen EUR auf 30 Millionen reduziert werden. Für die Gewerbeflächen gibt es bereits Interessenten, doch weitere Details kann Schölzel noch nicht nennen. Es soll sich um Produkte und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs handeln. Die schwierige Phase in der Baufinanzierung sei weitgehend überwunden, so der Investor. Die Zinsen sind gesunken und eine stabile Finanzierung sei gesichert.
Bürgermeister Otto Neuhoff zeigte sich erleichtert über die neue Entwicklung. Besonders begeistert ist er von einem neuen barrierefreien Zugang vom Saynschen Hof zur Innenstadt, den er „Rheinische Passage“ nennt. In den nächsten Tagen wird in der Fußgängerzone ein 42 Meter langer und 2,50 Meter hoher Bauzaun aufgebaut. Die Abrissarbeiten beginnen am 18. November. Danach folgen etwa sechs bis acht Wochen Probebohrungen, um Risiken wie Kampfmittel auszuschließen oder mögliche historische Funde zu sichern. Der Baubeginn ist für das erste Quartal 2025 geplant, die Fertigstellung für Ende 2026 vorgesehen.
Ein Baustellenmarketing soll dafür sorgen, dass die Bürgerinnen, Bürger und anliegenden Geschäftsleute während der Bauzeit mitgenommen werden. Dafür wurde eigens eine Marke (Raum für Neues) kreiert und ein Maskottchen gezeichnet. Bad Honnefer Schülerinnen und Schüler werden bald aufgefordert, in einem kreativen Prozess für das „Bauwesen“einen Namen zu finden. Der Bauzaun soll ebenfalls marketingtechnisch genutzt werden. Allein für kulturelle Zwecke werden fünf Meter Zaunfläche zur Verfügung gestellt.
Auch bei der Leerstandvermietung geht es offensichtlich weiter. Wirtschaftsförderin Miriam Brackelsberg berichtete von einer Vermietung der Geschäftsräume in der Hauptstraße 65. Ein weiteres Projekt soll bald die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt verbessern.