Liebe musikinteressierte Gemeinde aus Bad Honnef und Umgebung,
hier ist Kuri. Viele kennen mich durch diverse Berichte über Handball, Kitas, meine eigene Musik und Partei oder natürlich auch durch meine Musikbücher „Deutschrock Diskographien“, „Krautz“ und den Spiegel-Bestseller „Udographie“.
Mein wahres Hobby liegt jedoch darin, Konzerte zu besuchen. In regelmäßigen Abständen werde ich nun über Konzerte berichten und selbstverständlich dabei versuchen, die jeweilige Musikrichtung objektiv zu beurteilen. Das ganze EXKLUSIV bei honnef-heute.de.
Nun ja, heute zum Start habe ich drei Konzerte, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Madonna, Alligatoah und 90er Jahre Party. Alle drei Konzerte fanden in der Köln-Arena statt.

Madonna / Köln, 16. November 2023:
Das Konzert war mal so richtig teuer. 150,-€ für einen „normalen“ Platz. Sei es drum. Als ich damals bei Michael Jackson im Müngersdorfer Stadion war, habe ich es zu ähnlichen Preisen auch nicht bereut.
Womit rechnet man so als 43-Jähriger? Die Hits kenne ich, stehe aber mehr auf Punk. Die 80er habe ich musikalisch eher mit Benjamin Blümchen und den Drei ??? verbracht. Aber auf dem Weg in die Arena wurde schon mal eins früh klar: Die Top20-Songs von Madonna sind drin – in der Birne!
In der Köln-Arena dann zunächst ein Bierchen und ein Würstchen, weil die „Queen of Pop“ – wie auch schon am Vortag – auf sich warten lässt. Geschlagene eineinhalb Stunden! Ein die Wartezeit verkürzender Voract? Fehlanzeige! Das habe ich bei ca. besuchten 300 Konzerten so bisher nicht erlebt. Um 22.00 Uhr stand sie dann aber in der nicht ganz ausverkauften Arena auf der Bühne.
Es ist die Abschiedstour von Madonna und die Show wurde als Spektakel des Jahres angekündigt. Vorneweg: Ein Spektakel aus Licht, Musik vom Band und teils Live-Gesang wurde es tatsächlich.
Madonna, die wirklich überwältigend für ihre 65 Jahre aussieht, beginnt mit „Nothing Really Matters“. Dabei bewegt sie leider ihre Lippen neben der Musik. Play-back, dafür 14 Tänzer und Tänzerinnen. Die Aufmachung der Leinwände und der Bühnen-Stage ist faszinierend. Madonna wird das ganze Konzert in der Mitte der Arena inszenieren. Sie gibt sich von Anfang an sehr Fan-nah, wenn auch viele Fans, wie ihr Star, in die Jahre gekommen sind. Die Energie vom Publikum fehlt – vielleicht lag es an der Wartezeit.
Madonna müsste als reichste Frau im Showbusiness (400 Millionen Verkäufe) und vor allem nach ihrer ernsten Erkrankung im Sommer dieses Jahres solche Strapazen sicherlich nicht mehr auf sich nehmen. Aber man merkt es ihr bei den folgenden Songs an, dass sie es einfach will. Sie will es für ihre Fans und auch für ihre Kinder, die teilweise sogar mit ihr auf der Bühne stehen.
Hit nach Hit rüttelt sie runter. Dann mein persönliches Highlight: „Burning Up“ singt Madonna live und spielt auch Gitarre live. Dazu schüttet sie ein Kölsch ins Publikum – da ist sie: die Revoluzzerin. Ab diesem Zeitpunkt kämpft Madonna für Frauen- und Homosexuellenrechte. Die 80er Power ist zurück. Das Publikum zeigt sich immer enthusiastischer. Viele Madonna-Shirts aus den 90ern, „Erotica“, sieht man um sich herum, die Fans sind treu geblieben.
Die Show ist aufgebaut wie eine Zeitreise. Ständig werden Madonna-Presseberichte oder Fotos eingeblendet. Teilweise lustig, teilweise nervig. Ständig hoch- und runterfahrende Leinwände, die mehr als einmal die Sicht auf die Künstlerin verdecken – überall in der Halle.
Klar kommt „Like a Prayer“, ungefähr in der Mitte des Konzerts. Die Köln-Arena geht ab. Die Bässe sind jedoch viel zu hoch aufgedreht. Der Schall – gerade in der obersten Etage – ist fast unerträglich.
Madonna bedankt sich bei den Ärzten, dass sie noch am Leben ist. Eine Lunge funktionierte nicht mehr – umso erstaunlicher das Pensum, welches sie an diesem Tag ablieferte.
Stimmlich war sie nie die beste, die Show war jedoch perfekt durchgeplant. Über 40 Songs spielte Madonna aus ihrer Karriere, manche nur in Kurz-Version. Die Zuschauer verließen glücklich die Köln-Arena.
Mein persönliches Feedback: 3,5 Sterne (von 5)
Alligatoah / Köln, 20. November 2023
Wer reitet noch so spät durch Nacht im Wind? ALLI-ALLIGATOAH!
Er ist einer der skurrilsten Künstler Deutschlands. Hip-Hop Musik mit Teenie-Texten einerseits – Rock und Pop mit sozialkritischen Texten andererseits.
Smart sieht er aus, kann wirklich gut singen und ist ein extrem gutes Schauspieltalent. Seine Songs wurden Millionen Male gestreamt, er ist seit vielen Jahren sicherlich der interessanteste Künstler aus Deutschland. Unnahbar, auf Interviews hat er keinen Bock. Privates weiß man nicht über ihn.
Pünktlich um 20.00 Uhr beginnt Lukas Strobel, wie er bürgerlich heißt. Es ist ein Nachholkonzert, Corona und Krankheit hatten einen Strich durch das Konzert im März dieses Jahres gemacht. 17.000 Zuschauer, von 15 bis 50 Jahren – bis auf den letzten Rang ausverkauft. Es machte vorab das Gerücht die Runde, dass Alligatoah heute sein letztes Konzert für immer gibt. Hierfür gibt es vom Künstler selbst kein wirkliches Statement.
Wer ist jener Musiker? Rapper, Sänger, Gitarrist, Produzent, Komponist und Songwriter. Alligatoah passt nicht wirklich in eine Schublade. Geht man zu Nobbi nach Bonn Beuel in den Schallplattenladen findet man ihn unter der Rubrik „Hip-Hop“. Wahrscheinlich sehen ihn auch 80 Prozent seines Publikums in dieser Sparte.
Das Bühnenbild einmalig. Es laufen Fließbänder à la Hermes in sämtliche Richtungen. Anders als bei Hermes kommen die Pakete auf der anderen Seite an – genauso wie der Musiker und seine Band. Alle hüpfen immer wieder von dem einen auf das andere Band. Eine geniale Idee.
Sein Intro „Wo kann man das kaufen“ passt perfekt zum Bühnenbild. Textzeilen wie „Lege mich nicht gern unter die Decke, denn träume nur mit Werbeunterbrechungen, reise ohne Koffer an den Badeort, einziges Gepäckstück ist ein Warenkorb“ zeigen die sozialkritische Einstellung des 1989 in Langen (LK Cuxhaven) geborenen Musikers.
Die „Retour“ ist eine Reise durch die fast 20 Jahre Bühnenerfahrung von Alligatoah. Im Flug vergehen die zwei Stunden, die wirkten wie eine Theaterinszenierung. Alle Hits wie „Monet“, „Nachbeben“ oder „Du bist schön“ werden gespielt.
Alles live – nichts vom Band. Dafür ist Lukas Strobel zu perfektionistisch und einfach auch ein guter Musiker, ob am Mikrofon oder an der Gitarre.
Falls Alligatoah jemals wieder auf Tour gehen wird, kann ich nur jedem Musikinteressierten empfehlen: HINGEHEN! Ob dies passieren wird, ist unklar, am Ende fällt ein Banner mit einem Holzkreuz: „Gern geschehen, 1989 – 2023.“
Mein persönliches Feedback: 5 Sterne (von 5)

90er Jahre Party / Köln, 2. Dezember 2023
Oh weia, was habe ich mir da angetan? Da sind sie: die Bravoposter meiner Jugend. „Rednex“, „Masterboy“, „Culture Beat“, alle sind sie da. Ich ahnte Böses – aber wurde teilweise überrascht. Zusammen mit meiner Frau, deren erstes Konzert eins der ebenfalls angekündigten Jungs von „Caught in the Act“ war, ging es in die Köln-Arena.
Bereits um 17.00 Uhr begann das Party-Event, Ende war um 24.00 Uhr. Durch den Abend führte der gute alte Viva Moderator Mola Adebisi zusammen mit der ehemaligen Sängerin von Mr. President, TSeven. Haben die beiden wirklich juut jemacht.
Die Köln-Arena war mit ca. 12.000 Gästen gut gefüllt. Die meisten Zuschauer liefen mit BLINKI-BLINKI-Kleidung, gefühlt eher im Kostümfundus der 80er gefunden, herum. Aber auch an den Merchandising-Ständen gab es entsprechende Accessoires, bunt und mit reichlich Glitzer.
Klar, viele Bands sind nicht mehr in der Originalbesetzung und manche Auftritte waren wirklich peinlich. Musik kam natürlich wie in den 90ern komplett vom Band. Die DJs „DJ Quicksilver“ und „Jay Frog“ versuchten zwischendurch Stimmung zu produzieren.
Peinlich und fehl am Platz war der Auftritt von „Caught in the Act“. Sie passten nicht in das Programm. Auch wenn eine vereinzelte CITA-Fahne aus den 90ern im Publikum hochgehalten wurde, konnte der Funke nicht überspringen. Ebenso wenig konnten „Snap“, „Twenty 4 Seven“ und „Aquagen“ das Publikum begeistern. Jede der Bands hatte etliche Top 10 Hits in den Nineties, dennoch wirkte es wie bei einer Beerdigung der eigenen Musikgeschichte.
Aber auch Ausnahmen gab es. „Loona“, fit wie eh und je, wusste mit ihren Tänzerinnen Stimmung in die Arena zu bringen. BAILANDO kennt schließlich jeder – obwohl es damals, als der Song herauskam, wärmer in der Bundesrepublik war und die Stimmung im Land positiver.
Punkten konnte auch „Oli P.“. Seine Lieder sind zeitlos und zwingen das Publikum mit nötigem Alkoholzufluss zum Mitsingen. Man hatte den Eindruck, dass viele der damaligen Fans ihm immer noch treu geblieben sind und natürlich auch brav – und vielleicht auch nur seinetwegen – zu der 90er-Jahre Party kamen. Immerhin leerten sich nach seinem Auftritt die Reihen merklich.
Doch es gab in den sieben Stunden auch ein wirkliches Highlight: REDNEX. Wer? Ja, genau die lustige Truppe mit den Cowboy-Hüten, Geigen und wildem Tanz. Die Gruppe „Rednex“ hat viele Millionen Platten verkauft und gehörte an diesem Abend zu den Top-Acts.
Bei Rednex gab es kein Play-back, eine lustige Bühnenshow und bei Hits wie „Wish you were here“ und „Cotton eye Joe“ grölte die Köln-Arena, die alle Künstler nach ihrem Auftritt umgehend verließen – bis auf die schwedische Band. Sie blieb, mischte sich unter das Publikum und guckte sich das ganze Grauen an – HUT AB!
Dank der Bühnenshow von Rednex: 2,5 von 5 Sterne







