Bad Honnef – Überraschung in der Sommerpause: Die Stadt Bad Honnef hat auf dem Vergabemarktplatz Rheinland eine Ausschreibung für den künftigen Betrieb des Kurhauses veröffentlicht. Gesucht wird ein erfahrener Betreiber, der nicht nur den Veranstaltungsbetrieb, sondern auch das Full-Service-Catering übernimmt – und das exklusiv. Die Frist für die Abgabe von Angeboten endet am 18. August 2025.
Brisant ist der Zeitpunkt: Der laufende Vertrag mit dem aktuellen Betreiber, der Kölner Firma Kirberg GmbH, endet zwar erst im Frühjahr 2026. Dennoch fällt die Ausschreibung in die heiße Phase vor der Kommunalwahl – und mitten in die Ferienzeit. Dabei steht gerade die Zukunft des Kurhauses prominent auf der politischen Agenda fast aller Bürgermeisterkandidaten. Diese haben nun offenbar kaum noch Einfluss auf die Ausgestaltung der künftigen Nutzung.
Kritik an Ausschreibung und Zeitpunkt
In den sozialen Medien regt sich bereits Widerstand. „Warum wird eine so zentrale Entscheidung noch vor der Wahl und mitten in der Urlaubszeit getroffen?“, fragt ein User. Ein anderer schreibt: „Einfach nur traurig.“ Der Vorwurf: Die Stadt verschließe mit den hohen Anforderungen erneut kleineren, lokalen Akteuren die Tür – zugunsten eines großen, überregionalen Players. Dabei werde häufig betont, wie lebenswert Bad Honnef ist – nicht zuletzt dank des außergewöhnlichen Engagements der Bürgerinnen und Bürger, Vereine, Unternehmen und Gastronomiebetriebe, so ein weiterer User. Ohne deren kontinuierliche Beteiligung würde Bad Honnef an vielen Tagen kulturell deutlich weniger Strahlkraft entfalten. “Gerade dieses bürgerschaftliche Engagement sehe ich durch die gewählte Ausgestaltung der Ausschreibung weiterhin gefährdet. Die aufgestellten Anforderungen erschweren eine Beteiligung aus der Stadtgesellschaft erheblich und lassen eine Berücksichtigung Honnefer Interessenten kaum zu”.
Tatsächlich betont die Ausschreibung, dass ausschließlich erfahrene Anbieter gesucht werden, die über nachgewiesene Kompetenzen in den Bereichen Veranstaltungsmanagement, Vermarktung und Catering verfügen. Ziel sei es, das Kurhaus als „vielseitigen Veranstaltungsort“ zu etablieren und eine „möglichst hohe Auslastung“ zu erreichen. Der künftige Betreiber erhält dafür das alleinige Recht auf Catering im gesamten Veranstaltungsbereich und die Vermarktung obliegt ihm exklusiv.
Vom Wohnzimmer zum Leerstand
Lange war das städtische Kurhaus das Herzstück vieler Bad Honnefer Vereine. Ob Karnevalsgesellschaften, Kulturveranstaltungen oder Jubiläumsfeiern – hier wurde gelebt und gefeiert. Doch mit dem Wechsel zu Kirberg als Betreiber wurde es ruhiger. Vor allem die gestiegenen Kosten – insbesondere beim Catering – führten dazu, dass viele Gruppen das Kurhaus mieden. Sogar das Festkomitee des Bad Honnefer Karnevals wich in den Saal Kaiser aus. Mit einer kurzfristig ins Leben gerufenen Aktion versucht die Stadt seit letztem Monat das Kurhaus neben der Klassik mit mehr Unterhaltungsprogrammen wie Kabarett und Musicals zu beleben.
Bedenken aus der Stadtgesellschaft
Die Kritik an der erneuten Fokussierung auf einen professionellen Großanbieter ist nicht neu. Schon in der Vergangenheit hatte die Stadt Bad Honnef bei bestimmten Projekten mit auswärtigen Akteuren Schiffbruch erlitten. Das teure „Kiezkaufhaus“ wurde ein Flop, geplante Großkonzerte auf der Insel Grafenwerth mussten wegen unzureichender Umweltplanung abgesagt werden, und auch die Erwartungen an den aktuellen Kurhausbetrieb durch Kirberg wurden nicht erfüllt.
Viele Bürgerinnen und Bürger wünschen sich nun mehr Beteiligung der Stadtgesellschaft und ein Nutzungskonzept, das sowohl kulturelle Vielfalt als auch Vereinskultur wieder stärker berücksichtigt. In den sozialen Netzwerken überwiegt derzeit das Gefühl, dass diese Chance erneut vertan wird.
Warum die Ausschreibung ausgerechnet jetzt veröffentlicht wurde, dazu gibt es bislang keine offizielle Stellungnahme. Eine entsprechende Anfrage bei der Stadt blieb bislang unbeantwortet.