Bad Honnef – Seit dem Kanalbau in Selhof gibt’s Zoff wegen der Buslinie 566. Während der Bauarbeiten war der Stadtteil fast komplett vom Nahverkehr abgeschnitten. Nachdem die Straßen wieder frisch asphaltiert waren, sollte nach dem Willen des Kreises alles so bleiben, wie es war. Grund: Zu enge Straßen, zu große Busse, zu viele falsch parkende Pkw. Aus Sicht der RSVG eine Tour für Fahrer mit starken Nerven. Die haben nicht alle und öfter kam es zu Zwischenfällen mit Blechschäden.
Das rief die Bürger auf den Plan. Vor allem ältere, nicht mehr so mobile Bürgerinnen und Bürger fühlten sich benachteiligt. Konnten sie früher noch in der Brückenstraße, Moltkestraße, Karlstraße oder auch Linzer Straße zu- und aussteigen, müssen sie heute erst weite Strecken zurücklegen, um den Bus nutzen zu können.
[the_ad id=“104092″]Auch zwischenzeitliche Korrekturen stellten die Selhofer nicht zufrieden. Nun kam auch noch eine andere Taktung hinzu. Statt alle 20 Minuten fährt die Linie 566 zu bestimmten Zeiten nur noch alle 30 Minuten.
In einem Bürgerdialog wollte die Stadt mit den Betroffenen ins Gespräch kommen. Die nahmen das Angebot dankend an und strömten gestern Abend ins Rathaus. Rund 100 Interessierte erschienen und da die Organisatoren einen viel zu kleinen Raum vorbereitet hatten, gab es erst einmal Ärger.

Nach dem Umzug in den Ratssaal stand zunächst die Tonanlage nicht zur Verfügung. Wieder Stress, da viele Anwesenden nichts verstanden. Die Situation löste ein Rathausmitarbeiter, der eigens aus dem Feierabend herbeigerufen werden musste.
Der Erste Beigeordnete Holger Heuser mühte sich redlich, die Stimmung nicht noch weiter kippen zu lassen, stieß dann mit seinem Vortrag über die Historie der Streckenführung auch nicht auf Akzeptanz. Viele Bürgerinnen und Bürger wollten nicht lange erklärt bekommen, wie es zum heutigen Zustand der Verkehrsführung kam, sondern ihren Frust los werden.
Neben der schlechter gewordenen Haltepunktinfrastruktur beklagten manche die Streckenführung durch die enge Brunnenstraße. Dort müssten die Busse zwangsläufig über die Gehwege fahren, sie stellten somit eine Gefahr für Fußgänger dar. Außerdem würden parkende Autos beschädigt. Eine Frau spekulierte, die Haltestelle Brunnenstraße hätte nur eine Alibifunktion, dort würde kaum jemand zu- oder steigen. Die neue Taktung bedeute für einen Pendler, dass er in Rhöndorf bis zu 29 Minuten Wartezeit in Kauf nehmen müsse, weil der Bus 3 Minuten zu spät dort ankomme. Ein anderer Teilnehmer: „Als Pendler würde ich heute nicht mehr nach Bad Honnef ziehen.“
Die Liste der Kritiken war lang, alles wurde dokumentiert. Nun sollen die Einwände geprüft werden. Dabei scheint es eigentlich nur eine vernünftige Lösung zu geben: „Die Stadt muss kreativer werden!“, forderte ein Selhofer. Beispielsweise müssten kleinere Busse eingesetzt werden.
In einem ersten Versuch konterte der anwesende RSVG-Betriebsleiter Frank Wiedemann dieses Anliegen noch mit Zahlen. Nach Erhebungen wären die Busse durchschnittlich mit 30 bis 50 Fahrgästen ausgelastet, außerdem nähmen immer viele Kinderwagen und Rollatoren Platz in Anspruch. Die Fahrzeuge würden nach der Maximalbelastung ausgewählt.
Im Laufe der Diskussion wurde dann klar, dass diese Fahrgastauslastung nicht für die gesamte Strecke zwischen Rhöndorf und Drieschweg gilt, sondern nur für bestimmte Teilstrecken, beispielsweise zwischen der City und Rhöndorf oder wenn eine Gruppe zur Jugendherberge fährt. Im Bereich Selhof seien die Busse in der Regel sehr überschaubar belegt.
Bei dem Vorschlag, kleinere Busse einzusetzen, horchte auch Holger Heuser auf und brachte das Bürgerbusmodell ins Spiel. Das würde allerdings ehrenamtliches Engagement voraussetzen.
Christoph Groneck, Verkehrsplaner beim Kreis, betonte, der Kreis habe nichts gegen kleinere Busse, im Gegenteil. In verschiedenen Städten und Gemeinden würden solche Busse bereits mit Elektrotechnik fahren. Kleinere Busse bedeuteten allerdings auch höhere Anschaffungs- und Personalkosten. Die Politik müsse hier entscheiden, ob sie diese Investitionen einbringen wolle.
Ein Kompliment an die Selhofer, die in großer Zahl erschienen und engagiert ihre Meinungen vertraten.
Ein Kompliment an Holger Heuser, der als Gastgeber und Moderator unter zunächst schwierigen Bedingungen die Übersicht behielt.
Und noch einmal zur Klarstellung: Für den ÖNVP ist der Kreis zuständig, nicht die Stadt.
Die hat allerdings nun den Auftrag erhalten, dafür zu sorgen, dass Kleinbusse in Bad Honnef Realität werden. Also Konzepte zu entwickeln, damit die Politik entscheiden kann.