Rhein-Sieg-Kreis – Im Rhein-Sieg-Kreis geraten immer mehr Haushalte bei der Begleichung ihrer Strom- und Gasrechnungen in Schwierigkeiten. Nach Schätzungen der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) Köln leben rund 30.200 Menschen in Haushalten, die ihre Energierechnungen nicht oder nicht pünktlich bezahlen können. Die Gewerkschaft beruft sich dabei auf Daten des Statistischen Bundesamtes, wonach bundesweit etwa fünf Prozent der Bevölkerung Probleme mit der fristgerechten Zahlung von Energiekosten haben. Mieterinnen und Mieter seien davon häufiger betroffen als Eigentümer.
Als Gründe nennt die NGG unter anderem steigende Energiepreise und geringe Einkommen. Marc Kissinger, Geschäftsführer der NGG Köln, weist darauf hin, dass insbesondere Menschen mit niedrigen Löhnen stark belastet seien. Für sie werde Strom zunehmend zum „Luxusgut“.
Kissinger fordert die Bundesregierung auf, die Stromsteuer für private Haushalte zu senken. Dies sei bereits im Koalitionsvertrag zwischen Union und SPD vereinbart worden. Eine solche Maßnahme könne unmittelbar entlasten, so der Gewerkschafter. Außerdem plädiert die NGG dafür, Stromnetze in öffentlicher Hand zu halten, um sie nicht zu renditeorientierten Infrastrukturprojekten werden zu lassen.
Nach Einschätzung der NGG wären langfristig stabile Energiekosten nicht nur für private Haushalte von Bedeutung, sondern auch für öffentliche Einrichtungen wie Schwimmbäder, Schulen und Krankenhäuser. Die geplante Senkung der Stromnetzentgelte sowie die Befreiung der Gaskunden von der Gasspeicherumlage bewertet die Gewerkschaft als erste Schritte, die Belastungen jedoch noch nicht ausreichend mindern würden.
Zudem begrüßt die NGG den geplanten vergünstigten Industriestrompreis von rund fünf Cent pro Kilowattstunde, der ab dem kommenden Jahr bis 2028 gelten soll. Entscheidend sei nun, welche energieintensiven Branchen von dieser Regelung profitieren werden. Kissinger verweist dabei auf die Lebensmittelindustrie, die ebenfalls einen hohen Energiebedarf hat. Im Rhein-Sieg-Kreis arbeiten laut NGG rund 5.140 Beschäftigte in 89 Betrieben der Ernährungswirtschaft. Hohe Energiekosten dürften nicht zur Gefährdung von Arbeitsplätzen führen, so die Gewerkschaft.






