Bad Honnef – Zum traditionellen Neujahrsempfang lud heute die SPD Bad Honnef ein. Dieser fand nicht wie früher üblich im nüchternen Kurhaus-Foyer statt, sondern in der Event- und Tagungslocation The Green Loft in der Beueler Straße in Selhof. Eine gute Idee, wie viele Bürgerinnen und Bürger sowie Vertreter von Vereinen und Organisationen fanden. Der Empfang erhielt selten so viel Zuspruch – auch von der politischen Konkurrenz. Früher hielt sie sich bis auf Ausnahmen fern. Diesmal waren Vertreter aller Parteien bzw. Fraktionen außer Grün und Sozial und dem Bürgerblock anwesend.
Die SPD hatte auch die bisher bekannten Bürgermeisterkandidaten für die Kommunalwahl im September eingeladen: Philipp Herzog von der CDU und Bünyamin Yilmaz. Otto Neuhoff kam als amtierender Bürgermeister von Bad Honnef, wobei unklar bleibt, ob er erneut kandidieren wird. Nach wie vor hat sich die SPD Bad Honnef noch nicht entschieden, ob sie eine Kandidatin oder einen Kandidaten ins Rennen schicken will, möglicherweise auch einen Kandidaten Neuhoff unterstützen würde.

In seiner Begrüßungsansprache betonte SPD-Vorsitzender Klaus-Jürgen Hütten die zunehmende Unzufriedenheit mit der Demokratie bei vielen Menschen. Diese resultiere aus mangelnder Wahrnehmung politischer Veränderungen im Land sowie unzureichendem Vorgehen gegen demokratiegefährdende Kräfte. Hütten meinte damit nicht rechte Bürgerinnen und Bürger, sondern rechtsextreme Einflüsse. Allein dagegen zu sein, reiche nicht aus; es müsse geklärt werden: „Wofür stehen wir?“
Hütten kritisierte Politiker dafür, oft opportunistisch zu handeln und Wählern nach dem Mund zu reden, um wiedergewählt zu werden. Dabei schloss er seinen Ortsverband und sich selbst ein. Über solches Verhalten müsse gesprochen werden; er sehe gute Chancen für einen Offenheitsprozess in Bad Honnef. Er bemängelte auch Wahlkampf-Rhetorik: Statt Kampfbegriffen (Wahlkampf …) sollten politische Inhalte so vermittelt werden, dass Wähler eine echte Wahl hätten – unabhängig davon, ob sie zugunsten einer Partei abstimmen oder nicht.
Hütten hinterfragte kritisch den Dialog zwischen Politikern und Verwaltung mit den Bürgern: Oft stelle sich Frage nach echtem Dialog versus bloßer Information, ohne problematische Themen anzusprechen („keine schlafenden Hunde wecken“). Erfahrungsgemäß seien ungelöste Probleme schwerer lösbar, wenn man diese frühzeitig ignoriert hätte.

Bürgermeister Otto Neuhoff thematisierte ebenfalls Kommunikation am Beginn seiner Rede: „Die Bereitschaft zuzuhören ist möglicherweise gewichen, dem Willen, sich zu empören und sich zu äußern.“ Google formuliere heutzutage die Überschriften. Die Frage bleibe offen, wie Politiker einen effektiven Dialog führen könnten, während Meinungsbildung zunehmend über soziale Medien erfolge, ohne Verantwortlichkeit, denn dort gebe es kein V.i.s.d.P. – Verantwortlich im Sinne des Presserechts. So sei es bei den sozialen Medien oftmals schwierig, Informationen über den „großen Zusammenhang“ zu erhalten, womit Neuhoff auf die Probleme der Kommunen anspielte, die immer mehr Leistungen erbringen müssten, die allerdings nicht von Bund und Land gegenfinanziert würden. Der größere Zusammenhang stehe immer im Kontext mit der Finanzpolitik. Neuhoff: „Ich finde es atemberaubend, dass die kommunalen Realitäten im Bundestagswahlkampf überhaupt keine Rolle spielen.“
Positiv schilderte Neuhoff die Entwicklung des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes, mit dem 2017 begonnen wurde. Jetzt, acht Jahre später, käme man in die Umsetzungsphase, die Dinge würden greifbar. Das, was in den nächsten dreieinhalb Jahren in Bad Honnef geschehe, würde zu einer grundlegenden Veränderung innerhalb der Stadt und in Beziehung nach außen bedeuten. Trotzdem seien Bürgerinnen und Bürger immer wieder erstaunt über diese Entwicklung, von der sie gar nichts wüssten, obwohl die Medien immer wieder darüber berichten. Im Kontext mit Dialogbereitschaft erinnerte Neuhoff daran, dass zu einem Dialog auch ein gegenseitiges Interesse gehöre.

Wieder aktiviert wurde die Frauenarbeit in der SPD Bad Honnef, die ihre Basis in der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF) hat. Moderiert von Ulla Studthoff stellten die Mitgliederinnen Ziele vor.
Für den musikalischen Part sorgte die Gruppe „Musicsisters“ mit einem Streifzug durch die Welt des französischen Chansons. Am Mittwoch, 22.1.2025, spielen und singen die „Musicsisters“ in der Rheinallee 8, dem früheren SeaLife. Beginn ist um 18.30 Uhr. Der Eintritt ist frei.
