Bad Honnef – Otto Neuhoff, seit 2014 Bürgermeister der Stadt Bad Honnef, wird nicht erneut für das höchste Stadtamt kandidieren. Das teilte er heute in einer Erklärung mit.
Nach reiflicher Überlegung habe er sich entschieden, dass er von einer weiteren Kandidatur für das Bürgermeisteramt in Bad Honnef bei der Kommunalwahl 2025 absehen möchte. Die Entscheidung sei ihm nicht leicht gefallen, „schließlich hat es einen großen Reiz auf mich ausgeübt, die ‚Ernte‘ der gemeinsamen Arbeit mit Rat, Verwaltung und Bürgern persönlich einzufahren“.
Dazu gehören für ihn:
- Die gemeinsam verabschiedeten und in der Realisierung befindlichen Großprojekte in der Innenstadt mit der Saynschen Passage und dem Wohn- und Geschäftsgebäudekomplex auf dem Gelände der alten Post mit dem REWE-Markt.
- Die Fortsetzung der dringend erforderlichen Sanierungsmaßnahmen, wie z.B. des Sportzentrums Menzenberg, oder auch des Bahnhofs Rhöndorf inklusive seiner Umgebung.
- Die Verlegung des Haltepunktes Bad Honnef an die Endhaltestelle der Linie 66.
- Die begonnenen Wohnungsbauprojekte für bezahlbares Wohnen, z.B. am Rederscheiderweg oder auch im Business Park in Rhöndorf.
- Das Klimaschutzkonzept mit unseren Klimainitiativen, Verkehrswende und Wärmeplanung.
- Die Leistungsfähigkeit/Digitalisierung der Verwaltung.
Auch die „vielen Parteien, Organisationen, Bürgerinnen und Bürger, die die Fortsetzung meiner Tätigkeit im Amt befürwortet hätten“, habe er bei seiner Abwägung einbeziehen müssen.
In der Rückschau seien die Ziele, die er mit seiner Kandidatur im Jahre 2014 verfolgt habe, „unterm Strich“ erreicht worden, die Mission sei erfüllt, „wenn auch – natürlich nicht – alle Ziele fertig umgesetzt werden konnten“.
Durch die Kooperation mit der Gesamtschule St. Josef, dem Bau des Hallenbads und des Begegnungszentrums in Aegidienberg sowie der Neugestaltung der Insel Grafenwerth sei die Infrastruktur für die Familien spürbar verbessert worden, so Neuhoff. Stadtentwicklungskonzept und integriertes Handlungskonzept seien im Dialog zwischen Bürgern, Politik und Verwaltung entstanden und bildeten bis heute die Grundlagen für die Arbeit und die Priorisierung der Ressourcen. Hier sei auch die Grundlage für viele Millionen Euro Fördermittel geschaffen worden, die für die Weiterentwicklung der Stadt bisher eingesetzt werden konnten und die für das Städtebauförderprogramm weiterhin zur Verfügung stehen. Neuhoff: „Meinen Kollegen in der Verwaltung gebührt für diesen zusätzlichen Aufwand meine hohe Anerkennung.“
Gerade in der Innenstadt mit den begonnenen Bauarbeiten der Großprojekte für die Revitalisierung und in der Verkehrsinfrastruktur mit der Verlegung des Bahnhofs an die Endhaltestelle der Linie 66 werde deutlich, wie notwendig und erfolgreich diese langfristige Ausrichtung für unsere Stadt war und ist, betont Neuhoff.
Weiter zählt der amtierende Bürgermeister die finanzielle Konsolidierung mit dem Verlassen der Haushaltssicherung im Jahr 2018 auf, die sich bezahlt gemacht habe. Mit der Akquise von Wirtgen und der Erweiterung von Hitachi seien die Grundlagen für die Gewerbesteuereinnahmen und die Arbeitsplatzentwicklung nachhaltig verbessert worden.
Ebenso habe ihm die Verbesserung der Arbeitsmethodik in der Verwaltung besonders am Herzen gelegen. Insbesondere im Bereich Projektmanagement, Prozesse und Digitalisierung seien große Fortschritte gemacht worden. Besonders stolz mache ihn die Entwicklung im Bereich des Ehrenamtes, das zu einer eigenen Marke geworden sei. Dabei habe die Stadt die Erkenntnisse aus der Flüchtlingskrise nutzen und daraus vorbildliche Strukturen entwickeln können, um das außergewöhnliche Engagement unserer Bürger für die Gemeinschaft zu bündeln.
Neuhoff: „Mein Dank für diese erstaunlichen Entwicklungen gilt schon jetzt den Mitstreiterinnen und Mitstreitern in der Verwaltung, aber auch den Mitgliedern des Rates und der Ausschüsse, die im Ehrenamt eine Menge Zeit für die Zukunft ihrer Stadt eingebracht haben und noch einbringen. Ohne dies wäre das Erreichte nicht möglich gewesen. Die Zusammenarbeit hat mich enorm bereichert und mir die Gelegenheit gegeben, mich gemeinsam mit ihnen weiter zu entwickeln.“
Neuhoff weist darauf hin, dass bundes- und landespolitische Entscheidungen zunehmend zulasten und auf Kosten der Kommunen getroffen würden. Die Folge seien „ständige kraftraubende Konflikte in der Kommune, die vor allem auf dem Rücken der kommunalen Spitzenämter ausgetragen werden. Und das in einer Zeit, die zusätzlich zu den ‚normalen‘ Unwägbarkeiten im kommunalpolitischen Geschäft noch die Krisen der letzten Jahre im Gepäck hat und aufarbeiten muss“. Es sei kein Zufall, dass im linksrheinischen Teil des Rhein-Sieg-Kreises keiner der Kollegen sein Amt fortführen wolle.
Beschäftigt habe Neuhoff auch die Führung der Verwaltung mit rund 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. „Gerade die temporären personellen Engpässe in unserer Verwaltung haben mich über einen längeren Zeitraum über das mir zuträgliche Maß belastet“.
Die Entscheidung, nicht erneut zu kandidieren, sei auch eine Entscheidung für die familiäre und persönliche Seite, die ihm wichtig sei. Diese Seite sei in den Jahren des Bürgermeisteramtes deutlich in den Hintergrund getreten. Neuhoff: „Im Amt gilt für mich ‚ganz oder gar nicht‘. Ich danke meiner Frau, dass sie immer an meiner Seite gestanden hat, obwohl sie u.a. im Kreistag auch ein enormes Pensum zu leisten hat. Sie hat wesentlich zum Gelingen der fast 11 Jahre beigetragen.“
Otto Neuhoff, der von den damaligen Grünen seinerzeit in die Lokalpolitik geholt wurde, setzte sich 2014 in der Stichwahl gegen den SPD-Kandidaten Guido Leiwig durch. In der Zwischenzeit kam es zu einigen Zerwürfnissen mit den Grünen, sodass die Partei bei der Wahl 2020 mit Gabriele Clooth-Hoffmeister eine eigene Kandidatin aufstellte. Unterstützt von Bürgerblock, FDP und CDU gewann Otto Neuhoff die Wahl mit 55,95 Prozent deutlich vor Clooth-Hoffmeister (25,62 Prozent) und dem SPD-Kandidaten Klaus Munk, der auf 18,43 Prozent kam.
Bislang stehen für die Wahl im September mit Philipp Herzog (CDU) und Bynjamin Yilmaz (parteilos) zwei Kandidaten fest. Die AfD hat eine Kandidatur in Aussicht gestellt. Die Grünen wollen ebenfalls kandidieren. In den letzten Wochen hielt sich das Gerücht, dass Otto Neuhoff mit Unterstützung der SPD ins Kandidatenrennen gehen wolle. Auch die FDP hatte sich für Neuhoff ausgesprochen.
Die beste Nachricht des Tages.
Schade, ich finde er hat Bad Honnef auf einen guten Weg gebracht.
Zack: Der erste Kommentar zum Rücktritt von Otto Neuhoff ist ein Schlag unter die Gürtellinie. Wir müssen doch im Gegenteil froh sein, dass es immer wieder Kandidaten gibt, die sich in der Kommunalpolitik engagieren und für solche Ämter aufstellen lassen. Zum Glück haben wir noch solche Kandidaten und Kandidatinnen. Wer, glauben Sie, ist noch motiviert, sich aufstellen zu lassen, wenn wir so miteinander umgehen? Sie können ja jederzeit einen anderen Kandidaten oder eine andere Kandidatin wählen. Dafür leben wir ja in einer Demokratie. Sie können sich auch selber aufstellen lassen und es besser machen. Ich bin jedenfalls dankbar, dass wir so viele qualifizierte bezahlte, aber auch zumeist ehrenamtliche Kommunalpolitiker und Politikerinnen in Bad Honnef haben, die mit großem Einsatz versuchen, unsere Stadt lebenswert zu machen und sich dabei immer wieder der Öffentlichkeit stellen und so die Möglichkeit geben, den ein oder die andere zu wählen. Es gibt genügend Länder in dieser Welt, die diese Möglichkeit nicht haben. Wir haben auch vielfache Gelegenheiten zu kritisieren und uns in vielfältigen Gremien zu engagieren, wenn wir Verbesserungsvorschläge haben. Auch hierfür gibt es demokratische Prozesse. Ich würde mich sehr freuen, wenn auch Sie sich engagieren würden. Wir könnten alle ein bisschen besser darin werden, uns kritisch argumentierend auseinander zu setzen. Aber das mindestens sollten wir tun, bevor wir zack nur mit fünf Worten einfach abwerten.