Bad Honnef | Schöner als am Donnerstagabend kann man nicht in die „most wonderful time of the year“ einstimmen! Das festliche Konzert der Schloss Hagerhof Musik- und Musicalschule in der St. Magdalena Kirche Rheinbreitbach verwöhnte rund 400 Gäste mit einem abwechslungsreichen und begeisternd vorgetragenen Programm.
Unter der Leitung von Jürgen Roth und Dorothea Wählt-Beste hatten seit Schuljahresbeginn mehr als 100 Mitwirkende für diesen Auftritt geprobt. Und als sich alle nach gut zweieinhalb Stunden nach der Zugabe verbeugten, war die Zeit wie im Fluge vergangen und alle – Mitwirkende wie Zuhörende – hatten einen wunderbaren Abend erlebt. Der startete nicht mit Pauken, wohl aber mit Trompeten.
Nachdem das neu gegründete Blechbläser-Oktett Hagerbrass von der Empore herunter den Abend feierlich mit „Macht hoch die Tür“ und „Hark, the Herold Angels“ eingestimmt hatte, schritt dessen Spiritus Rector Jürgen Roth höchstpersönlich auf seinem Lieblingsinstrument, „Just a closer walk“ spielend vom Kircheneingang zur Bühne. Dort wartete der von Antonia Gutermuth in Vertretung von Natalia Linning geleitete Unterstufenchor, der zusammen mit der Bigband und diesem Spiritual prompt auf anglo-amerikanisches Liedgut umstellte und so schon einmal eine Vorahnung des abwechslungsreichen Programms aufkommen ließ.
Nur klassische Weihnachtslieder zu präsentieren, ist mit den Hagerhof-Musizierenden undenkbar. Genau sowenig wie nur ein Ensemble auftreten zu lassen, denn neben der Bigband war natürlich auch das Orchester mit von der abendlichen Partie. Dieses knüpfte mit dem Stück „Believe“ nahtlos an den ebenfalls aus „Polar Express“ entliehen vorherigen Beitrag an, welcher von dem Jungen Vokalensemble gesungen wurde. Natalia Kazakova dirigiert kraftvoll ihr Orchester, das nun den glocken-klaren Gesang von Solistin Olivia Schmitt begleitete. Olivia und Antonia Gutermuth übernahmen im Folgenden zusätzlich und gewohnt souverän und charmant die Moderation durch das Konzert, in welchem sie tolle Programmpunkte ankündigen konnten!
Eigentlich war vom allem etwas dabei: das Duo Martha Vogtland (Gesang) und Lilly Flemming (Querflöte) spielte höchst-musikalisch und klangschön „Still a Bach Christmas“, in der die berühmte „Air“ von Johann Sebastian Bach mit dem alpenländischen Weihnachtslied „Still, still, still“ zusammen geführt wurde, das Orchester interpretierte „Air und Hornpipe“ von Georg Friedrich Händel, die von Thomas Heck geleitete Bigband begeisterte mit dem „Sugar Plum Swing“, in dem Tschaikowskys berühmter „Tanz der Zuckerfee“ scheinbar auf dem Times Square in New York stattfand – inklusive tollen Saxophon-Soli von Tim Feulner und Paulina Weber. Die Broadway Singers, die Edelvokalschmiede von Schloss Hagerhof unter der Leitung von Dorothea Wählt-Beste, glänzten mit „In the bleak mid-winter“, in der stimmlich ausgewogen vor allem die Männerstimmen, gesungen von Julian Drescher und Fabian Foidl, stark überzeugten und ihren gesanglichen Fortschritt eindrucksvoll zeigten. Antonia Gutermuth intonierte mit feiner stimmlichen Ausarbeitung das jazzig angehauchte „You are my Guiding Star“, am Klavier von Jo Raile begleitet, der kurzfristig für Leonard Hüster einsprang. Die Musik wurde dabei kunstvoll eingerahmt und abgerundet von zwei Adventsgedichten: „Der Wald schläft“ von Fred Endrikat und „Zünd ein Licht an“ nach dem Lied von Kurt Mikula. Als letztes Stück vor der Pause zeigten Antonia Gutermuth und Celina Klix mit „Santa Claus is coming to town“ exemplarisch das Besondere der Musik- und Musicalschule: Sie wurden hierbei nämlich live von Bigband und Orchester begleitet, so dass nahezu 40 Instrumentalist:innen einen wunderbaren Klangteppich auslegten, auf dem die beiden Sängerinnen begeisternd klangwandelten.
Neben einer kleinen Stärkung für die Besucher:innen rückte in der Pause dann ein ernstes Thema in den Vordergrund. Wie im Vorjahr gab es die Möglichkeit durch Spenden die HelpForce Bad Honnef zu unterstützen, die weiterhin starke Aktionen für Hilfsbedürftige in der Ukraine organisieren. Der Hagerhof Musik- und Musikschule ist es weiterhin ein großes Anliegen, dem von Michael Lingenthal und Team geleiteten Verein – und dadurch den Menschen in der Ukraine -, bestmöglich zu helfen. Danach ging es wieder schwungvoll zurück ans musikalische Eingemachte. Die Bigband, diesmal von Jürgen Roth geleitet, kooperierte dabei gekonnt mit dem Unterstufenchor für das bekannte amerikanisch Kirchenlied „He’s got the whole World “ und legte mit „A little Night Music“ nach, bei dem Mozarts „Kleine Nachtmusik“ in brasilianische Rhythmusgefilde transportiert wurde, so als ob Mozart einer seiner bekanntesten Melodien im Strand der Copacabana eingefallen wäre. Im Mittelpunkt auch diesmal der Solo-Einsatz von Tim Feulner am Saxophon.
Für ein Adventskonzert etwas ungewöhnlich, aber umso mehr ein wunderbarer Farbtupfer, war im Anschluss das Schauspiel „Die Geschichte von Blaukraut und Brautkleid“ frei nach dem Text des österreichischen Poetry-Slammers Tom Candussi.
Unter der neuen Leitung von Monika Thevis führte die junge Hager-Schauspieltruppe die Entstehungsgeschichte des Zungenbrechers „Blaukraut bleibt Blaukraut und Brautkleid bleibt Brautkleid“ sprachlich gekonnt und humoristisch auf und erntete als Lohn nicht nur die gewünschten Lacher, sondern auch jede Menge Applaus. Den gab es natürlich auch für die folgenden Beiträge des Jungen Vokalensembles, die singend berichteten, dass Sie gesehen hatten, wie Mama den Weihnachtsmann küsste („I saw Mommy“) sowie für die Broadway Singers, die mit Ihrem Lied „Mister Santa“ den Weihnachtsmann gleich direkt adressierten, beide Vokalgruppen standen hierbei unter der Leitung von Dorothea Wählt-Beste. Eindrucksvoll war auch die neunminütige Darbietung des Cellokonzerts von Antonio Vivaldi in C-Dur des Orchesters, mit einem absolut gelungenen Soloeinsatz von Charlotte Meißner.
Und die Augen blieben weiter auf die Bühne gerichtet, die von den drei Broadway Singers Antonia Gutermuth, Celina Klix und Olivia Schmitt über- und eingenommen wurde. Das Terzett „Habe Deine Augen auf“ von Mendelssohn-Bartholdy a cappella vorgetragen, ging unter die Haut und zeigte das ganze stimmliche Potential der drei Schülerinnen auf, das sie im nächsten Beitrag, der „Moonlight Serenade“ gemeinsam mit ihren Sängerkolleg:innen der Broadway Singers und in Begleitung der Bigband bestätigten.
Kurz vor dem Finale ließ es sich Schulleiter Dr. Sven Neufert dann nicht nehmen, neben den Worten des Dankes für die Organisierenden und Mitwirkenden auch das Verbindende der Musik noch einmal explizit hervorzuheben. Denn beim Musizieren geht es insbesondere darum, anderen zuzuhören, um gemeinsam etwas Großartiges schaffen zu können. Eigentlich ein einfaches Rezept, aber in der heutigen Zeit leider im Kleinen wie im großen Ganzen alles andere als selbstverständlich.
Nach der gelungenen „Christmas Lullaby“ – Darbietung von John Rutter, in der unter der Leitung von Musikschulleiter Roth, der zudem die zusätzliche Stimmen für Orchester und Bigband verfasste, neben allen Beteiligten des Abends auch der Hagerhof- Mitarbeitendenchor öffentlich reüssierte, hatte es das Finale Furioso dann in sich. „Hört, der Engel helle Lieder“ klang stimmgewaltig aus den Kehlen aller Mitwirkenden sowie dem Publikum, begleitet wiederum von Bigband, Orchester und den Chören! Der große Kirchensaal war erfüllt von Musik und die begeisterten Gäste würdigten diese Performance, und den gesamten Abend, mit Standing Ovations. Die Hagerhof Musik- und Musicalschule hat wieder einmal Spaß gemacht, Großartiges geleistet und allen einfach eine gute Zeit bereitet.
Text: Jürgen Roth – Leiter Fachbereich Musik und Musikschule
Foto: Musik- und Musicalschule Schloss Hagerhof