Bad Honnef – Jahrzehnte wurden Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen an Bad Honnefs städtischem Gymnasium, dem Sibi, verschlafen. Nun folgt die Quittung: Geschätzt rund 75 Mio. EUR wird es kosten, um die Immobilie samt Bildungsauftrag an die Moderne anzupassen, möglicherweise mehr. So genau ließe sich das jetzt noch nicht sagen, betonte denn auch Bad Honnefs Erster Beigeordneter Holger Heuser Dienstagabend im Bildungsauschuss in der Sibi-Aula und sprach bei der Entscheidung über das weitere Vorgehen von einem Zwischenschritt.
Letztlich ging es um einen Beschluss, dass der Rat die Verwaltung beauftragt, die Planung zur Modernisierung des Städtischen Siebengebirgsgymnasiums in den bestehenden Bestandsgebäuden bis zur Leistungsphase 4 (Genehmigungsplanung) nach HOAI (Honorare für Architekten und Ingenieure) durchzuführen, sie beauftragt, als ersten Schritt der Modernisierung „die vorgesehene Sanierung des Feuerschlößchens umgehend zu realisieren“ und die notwendigen Haushaltmittel in die Haushaltsplanungen 2025/26 einzustellen.
Klaus Legner, Geschäftsführender Gesellschafter des Büros h4a Gessert + Randecker + Legner, das im letzten Jahr den Architektenwettbewerb gewann, stellte die Planung und Realisierung der Modernisierung des Schulkomplexes vor. In den Kostenschätzungen seien der Baupreisindex und mögliche weitere Schwankungen enthalten.
Die Planung stieß bei allen Fraktionen auf Begeisterung. Sie enthält Holzaufbauten, viele Solarkomponenten und grüne Dachflächen, strotzt vor umweltgerechter Architektur und Nachhaltigkeit. Im Innern wurden die klassischen Schulflure und einengenden Schulräume aufgebrochen. Lern- und Wohlfühlinseln sollen das Schulgebäude nach den Vorstellungen Legners zu einem zweiten Zuhause für die Schülerinnen und Schüler machen. Die kleine Sporthalle soll in drei Felder aufgeteilt werden können und auf dem Dach ist eine Freiluftsportanlage vorgesehen, „mit Blick auf den Drachenfels“. Als Ersatz für die jetzige Außensportfläche. Die müsste nämlich nach dem Stand der jetzigen Planung aufgegeben werden. Und ein echter Fahrradkeller ist ebenfalls vorgesehen. Für die Schülerinnen und Schüler nur das Beste.
Trotz eines Änderungsantrags der CDU, der unter anderem vorsah, zunächst nur bis zur Leistungsphase 3, der Entwurfsplanung, mitgehen zu wollen, einigten sich die Fraktionen darauf, den Fortschritt nicht durch Verzögerungen im Keime zu ersticken und die Verwaltungsvorlage im Wesentlichen mitzutragen. In Leistungsphase 3 wird die Kostenschätzung durch eine Kostenberechnung ersetzt. Leistungsphase 4 ist Voraussetzung für den notwendigen Bauantrag. Die Empfehlung der Verwaltung, zur Modernisierung den Planungsauftrag bis zur Leistungsphase 4 zu erteilen, kostet der Stadt 3,020 Mio. EUR an Honoraren. Und auch die vorgesehene Sanierung des Feuerschlößchens soll die Verwaltung umgehend realisieren. Hier soll die Schulverwaltung in Zukunft ihren Platz finden. Die Kosten für Planungs- und Bauleistungen schätzt die Verwaltung auf rund 6,13 Mio. EUR.
Ob damit nun die Weichen für die Sibi-Modernisierung gestellt sind, ist bei weitem nicht klar. Denn 75 Mio. EUR hat die Stadt nicht. Auch wenn Förderungen in Anspruch genommen werden können, bedeutet allein das Projekt Sibi eine deutliche Mehrbelastung für die Bürgerinnen und Bürger. CDU-Ausschussmitglied Jerald Birenfeld geht davon aus, dass die Grundsteuer B etwa um 600 Punkte angehoben werden müsste. Zuletzt wurde sie um 80 Punkte erhöht. Dem widersprach der Erste Beigeordnete Holger Heuser nicht und sieht die Stadt in einem Dilemma: Die Schule muss dringend saniert und modernisiert werden, die Stadtkasse ist allerdings leer. Außerdem sei die Sibi-Finanzierung auch im Zusammenhang mit den OGS-Pflichtaufgaben zu sehen. Nun hofft er auf Hilfen von Bund und Land zur Unterstützung kommunaler Infrastruktur. Anderenfalls blieb eben nur der Weg über die Erhöhung der Grundsteuer B.
Oder die Stadtverantwortlichen müssten trotz Modernisierungsbeschluss über Alternativen nachdenken. So hat die CDU die Internationale Universität (IU) ins Gespräch gebracht, die sich bekanntlich bis 2028 aus Bad Honnef zurückzieht. Werner Sünnen von der SPD hält einen Standortwechsel allein wegen des Straßenlärms, der von Linzer Straße und Mülheimer Straße ausginge, für eine Schnapsidee, was Gabriele Clooth-Hoffmeister von Grün & Sozial jedoch nicht davon abhielt festzustellen, dass es für sie durchaus legitim sei, auch über solche Alternativen zu sprechen.
Eine Machbarkeitsstudie über den Standort IU ergab, dass die baulichen Voraussetzungen für ein Gymnasium nicht optimal seien. Würde man den Standort dort anpassen, müsste man von etwa 96 Mio. EUR Kosten ausgehen, erklärte Klaus Legner, dessen Büro h4a Gessert + Randecker + Legner die Studie durchführte. Außerdem wäre dann der früheste Einzugstermin 2031, während das Sibi in Rommersdorf-Bondorf bereits Anfang 2029 den Schulbetrieb aufnehmen könnte – allerdings ohne die Sporthalle. Die sei erst 2029 nutzbar.
Und wo würde während der Bauzeit der Unterricht stattfinden? Als Interimslösungen sind Pavillonbauten auf dem jetzigen Außensportgelände und Container auf dem Kasch-Schulhof im Gespräch. Damit die Schülerinnen und Schüler auf dem Schulhof nicht zwischen Baugeräten ihre freie Zeit verbringen müssen, kam der Gedanke auf, wenn nötig eine Straßensperrung vorzunehmen.
Auch zur Kostensenkung wurden Ideen publik. So hält Klaus Legner einen Teil des Schulmobiliars für gut in Schuss. Davon könne man bestimmt einiges weiternutzen.
Der Sitzung wohnten zahlreiche Eltern von Schülerinnen und Schülern bei. Sie applaudierten, wenn sich Ausschussmitglieder unmissverständlich für eine zügige Modernsierung der Schule ihrer Kinder aussprachen. Es gab aber im Vorfeld auch Kritik an der Informationspolitik der Stadt. So habe die Schulpflegschaft auf mehrfache Nachfrage leider keine weiteren Informationen zu der Sachlage erhalten. In einem Schreiben an die Eltern und auf der Sibi-Website heißt es: „Wir (SV, Schulpflegschaft und Schulleitung) würden uns sehr freuen, wenn wir diesem wichtigen Thema durch eine möglichst große Beteiligung an diesem Abend – gerne in „SIBI-Schulkleidung“ – den nötigen Nachdruck verleihen könnten.“
Verkauft den Anteil der Stadt an der Bad Honnef AG. Die braucht wirklich niemand.