Bad Honnef/Berlin – Am 29. September steht beim 12. Tanztreffen der Jugend im Haus der Berliner Festspiele eine ganz besondere Künstlerin im Rampenlicht: Renata Flores. Mit ihrem Solostück „Caperucita Roja“ – benannt nach dem spanischen Begriff für das Märchen „Rotkäppchen“ – bringt die 18-jährige Tänzerin eine zutiefst persönliche Geschichte auf die Bühne. Ihr Auftritt ist Teil des Projekts Junge Choreograf*innen von Bad Honnef tanzt e.V. und zeigt, wie eindrucksvoll Tanz als Mittel autobiografischer Erzählung eingesetzt werden kann.
Renata, die als Kind aus Mexiko nach Deutschland kam, verarbeitet in ihrer Choreografie das Spannungsfeld zwischen kultureller Herkunft und neuem Zuhause. Dabei geht es nicht nur um die Konfrontation mit äußeren Erwartungen, sondern auch um die innere Suche nach Zugehörigkeit. In „Caperucita Roja“ wird Bewegung zur Sprache – zur Erzählform für ein Leben zwischen zwei Kulturen. Der Titel ist dabei bewusst doppeldeutig: Wie das Märchenrotkäppchen bewegt sich Renata durch einen Wald aus Unsicherheit, Identitätsfragen und gesellschaftlichen Projektionen.
Was ihr Tanz besonders macht, ist die Verbindung von Sprache und Körper. Anders als viele Stücke des Festivals arbeitet Renata nicht rein nonverbal. Vielmehr nutzt sie ihre Stimme als Teil der Performance, was die emotionale Tiefe ihres Auftritts noch verstärkt. Dabei vermeidet sie Pathos und Klischees – „Caperucita Roja“ bleibt roh, direkt und ehrlich.
Renatas Solo ist nicht nur ein Höhepunkt des Abends, sondern auch ein eindrucksvolles Beispiel für die Kraft junger choreografischer Perspektiven. Im Anschluss an ihre Performance stehen weitere Beiträge junger Talente auf dem Programm, unter anderem das Stück „Spark“ vom tanzhaus nrw, das sich ebenfalls mit Identität und Ausdruck beschäftigt – diesmal jedoch durch den Blickwinkel nonverbaler Kommunikation und urbaner Tanzformen.
Das Tanztreffen der Jugend 2025 zeigt einmal mehr, wie politisch und persönlich Jugendtanz sein kann. Renata Flores beweist mit „Caperucita Roja“, dass der Blick auf die eigene Biografie eine universelle Relevanz hat – und dass sich zwischen Tanz und Sprache Räume öffnen, in denen Zugehörigkeit neu verhandelt werden kann.
Mediatipp: Renatas Performance sowie alle weiteren Produktionen des Tanztreffens werden in der Mediathek der Berliner Festspiele veröffentlicht und sind dort ein Jahr lang abrufbar.