Bad Honnef – Mit viel Geheimniskrämerei bereiteten vor der Kommunalwahl 2014 einige grüne Strategen den Machtwechsel in Bad Honnef vor. Einer von ihnen blieb Freund des neuen Bürgermeisters Otto Neuhoff, ein anderer verstarb 2022 – ein Verlust für die Lokalpolitik.
Neuhoff führte einen wohlvorbereiteten Wahlkampf und gewann in der Stichwahl gegen den SPD-Herausforderer Guido Leiwig deutlich. In der Abstimmung vor der Stichwahl holte er, unterstützt von Bürgerblock, FDP und Grünen, 42,38 Prozent; Leiwig 28,87 und Sebastian Wolff 28,87 Prozent. 2020 wiederholte er seinen Erfolg gleich im ersten Wahlgang. In diesem Jahr trat er nicht mehr an.
Gibt es Gründe? Vielleicht familiäre, vielleicht aber auch den, dass die CDU immer übermächtiger wurde – woran der agile CDU-Ortsvorsitzende und Landtagsabgeordnete Jonathan Grunwald seinen Anteil haben dürfte. Und mit einem jungen, gut ausgebildeten und in den lokalen Strukturen gut vernetzten Bürgermeisterkandidaten Philipp Herzog wäre es ohnehin schwer für ON geworden.
Was hat Neuhoff erreicht?
Unter anderem fand während seiner Amtszeit die Stadt den Weg aus der Haushaltssicherung. Auf die Fahnen schreibt er sich die Stadtplanung der letzten elf Jahre mit dem integrierten Stadtentwicklungskonzept sowie die Kooperation mit der Weltfirma Wirtgen. Weiterhin gelang ihm die Verwirklichung der Sporthalle in Aegidienberg, der Beginn der Modernisierung des Bahnhofs Rhöndorf sowie der Bau eines neuen Haltepunkts für Bad Honnef. Ebenfalls schritt die Digitalisierung im Rathaus voran.
Die viel größeren Leistungen dürften allerdings die Bewältigung der Corona-Krise, der Umgang mit der Flüchtlingssituation und der damit zusammenhängende Aufbau eines hervorragenden Ehrenamts sein. Auch die Umsetzung des Kanalsanierungsprojekts in der Innenstadt ist nicht zu unterschätzen. Wenn man allein diese Punkte zusammennimmt und weiß, dass ja nicht der Bürgermeister bei diesen Projekten selbst Hand anlegte, sondern Ideen lieferte, Strategien entwickelte, Probleme ausräumte usw., dann kann das nur bedeuten, dass auch die Personalführung zu einem Großteil gut gelang.
Was ging schief?
Auf der Suche nach städtischen Grundstücken für preiswerten Wohnungsbau verhedderte sich Neuhoff in Auseinandersetzungen um den nördlichen Stadtgarten und den Hockeyplatz. Zu Beginn seiner Amtszeit steckte er viel Energie in die Bewerbung um die Landesgartenschau – mit negativem Ausgang. Straßen und Radwege sind weiterhin marode, auch wenn mit viel Fördergeld ein neues Mobilitätskonzept auf den Weg gebracht wurde. Das Kiezkaufhaus war ein teurer Flop, und die Innenstadt kann nur hoffen, dass Projekte wie Piazza Verde Prima und der Neubau auf dem Gelände des Postgebäudes gelingen – der Drops für eine City mit Zukunft ist damit noch nicht gelutscht.
Bei der Bauplanung habe die Stadt ihre Einflussmöglichkeiten nicht ausreichend genutzt, wird Otto Neuhoff vorgeworfen. Kurhaus und Konzertserien mit großen Stars auf der Insel deuten darauf hin, dass er mit „großer Welt“ immer ein wenig mehr wollte, als die Provinz hergibt. Und beim Thema Transparenz musste Neuhoff ebenfalls oft Kritik einstecken.
„Lebbe geht weider!“
Zählt man die Ergebnisse seiner Amtszeit zusammen und setzt sie in ein vernünftiges Verhältnis, lässt sich sagen: Mit ON ist schon ein Meister vom Himmel über Bad Honnef gefallen. Er ist sicherlich einer der aktivsten, vorausschauendsten und kreativsten Bürgermeister, die der Kreis in den letzten 11 Jahren hatte. Und der Fassanstich auf der Kirmes stellt seit Langem keine ernsthafte Prüfung mehr für ihn dar.
Einer von Otto Neuhoffs Lieblingssprüchen: „Lebbe geht weider!“ von Fußballtrainerlegende Dragoslav Stepanović. Kann man nur mit Klaus Beydemüllers Kolumne bestätigen: „So isset!“
Am 9. Oktober findet im Kursaal die offizielle Verabschiedung des bisherigen Bürgermeisters statt.