Am 13. Dezember veröffentlichte die Pressestelle der Bundesstadt Bonn eine Pressemeldung, in der es heißt: „Das Stadtbahnangebot in Bonn und der Region steht vor grundlegenden Verbesserungen. Die Stadtbahnlinien die zwischen Bonn, dem Rhein-Sieg-Kreis und Köln verkehren, werden optimiert und sollen damit pünktlicher und effektiver werden.“
Speziell für Bad Honnef und Königswinter hat dieser Optimierungsprozess jedoch weitreichende Folgen.
Bad Honnef und Königswinter gehören beide zum Rhein-Sieg-Kreis. Dieser umrundet, warum weiß wohl keiner mehr, die kreisfreie Stadt Bonn. Siegburg ist die „Hauptstadt“ des Rhein-Sieg-Kreises und beinhaltet für diesen besondere Behörden, die durch eine schnelle und möglichst einfache und problemfreie Anbindung zu erreichen sein sollten. Gerade im Hinblick auf eine CO2-freie Zukunft wäre der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) in diesem Sinne wichtig.
Aber um dies zu erreichen, müssen die Bürger, die diese Dienste in Anspruch nehmen, durch die „Bundesstadt“ Bonn fahren. Zumindest, was den ÖPNV angeht.
Doch wie sehen diese von der Bundesstadt Bonn beschriebenen „grundlegenden Verbesserungen“ aus. Aus der Pressemitteilung des Presseamtes erfahren wir, dass der Rat der Bundesstadt Bonn in seiner Sitzung am 12. Dezember ein neues Stadtbahnnetz beschlossen hat. „Er“, so die Meldung wörtlich, „ist damit einem Vorschlag gefolgt, den die Städte Bonn und Köln, der Rhein-Sieg-Kreis, die Stadtwerke Bonn und die Kölner Verkehrsbetriebe ausgearbeitet und untereinander abgestimmt haben. Das Papier sieht zentrale Änderungen an den Stadtbahnlinien und den Taktungen vor.“
Bezogen auf die Linie 66, der zentralen Linie zwischen den beiden Städten Bad Honnef und Königswinter und der Kreisstadt Siegburg. sehen diese Vereinbarungen Folgendes vor.
„Linie 66 (neuer Linienweg): Tannenbusch – Bonn Hbf. – Ramersdorf – Königswinter – Bad Honnef: Derzeit verkehrt die Linie 66 zwischen Siegburg, Bonn Hbf und Königswinter/Bad Honnef. In Zukunft wird sie ab Bonn Hbf. nach Tannenbusch und wieder zurückfahren. Perspektivisch wird sie durch die geplante Stadtbahnverlängerung bis nach Buschdorf geführt werden können.“
Super!! All die tausend Fahrgäste aus Bad Honnef und Königswinter können nun endlich aufatmen und eine durchgehende Fahrt nach Tannenbusch benutzen /Ironie Ende). Doch, liebe Tannenbuscher, entschuldigt, aber was soll ein normaler Straßenbahnbenutzer aus Bad Honnef oder Königswinter in Tannenbusch? Was ist da, das es nötig macht, eine etablierte Straßenbahnverbindung wie es die Linie 66 ist, zu unterbrechen, quasi zu kastrieren, selbst wenn die Linie eines fernen Tages auch bis Buschdorf weitergeführt wird. Nichts, gar nichts. Tannenbusch ist eine Schlafstadt mit einem mittelgroßen Supermarkt und einigen kleinen Geschäften, einem Gymnasium und ein paar Gewerbetrieben. Nun ja… außerdem wird der Tannenbusch schon bisher von zwei Linien der SWB/KVB (Linie 16 alle 20 Min. und Linie 63 in der Regel alle 10 Min. ab Bad Godesberg Stadthalle). Außerdem noch die Buslinie 602 ab Hauptbahnhof.
Dafür wird die direkte Anbindung der kreisangehörigen Städte Bad Honnef und Königswinter gekappt mit der Kreisstadt Siegburg. Und so ergibt sich die Frage, was diese Veränderung des neuen Stadtbahnangebots für beide Städte bringt.
Vorteile: Mir sind keine ersichtlich!
Nachteile:
1) Durch die Kappung der direkten Verbindung zwischen Bad Honnef und Königswinter sind folgende Institutionen und Behörden unmittelbar für die Bewohner der beiden Städte betroffen:
– Kreishaus mit allen Angeboten
– Direkte Anbindung an den ICE Bahnhof
– Kinderkrankenhaus St. Augustin
– Finanzamt
– Hochschule Bonn/Rhein-Sieg
– Konrad Adenauer Stiftung
2) Kulturinstitutionen auf Bonn-Beueler Gebiet wie
– Pantheon Theater
– Brotfabrik
– Junges Theater
– Brückenforum
3) Sowie medizinische Einrichtungen wie
– Josef-Krankenhaus mit seinen Fachabteilungen
Es ließen sich locker noch viele Institutionen aufzählen, aber belassen wir es einmal dabei. Die direkte Anbindung der Bürger des Rhein-Sieg-Kreises an diese Stellen wird ohne Not und nur im Interesse Bonns verhindert. Wie heißt es in der Pressemitteilung der Stadt Bonn weiter:
„Dank des neuen Konzepts werden die Bahnen zuverlässiger und häufiger fahren (Siehe unten ‚Taktung‘). Auf den drei beliebtesten Strecken wird in den Hauptverkehrszeiten alle fünf Minuten eine Bahn unterwegs sein“, freut sich Bonns Oberbürgermeisterin Katja Dörner. „Das ist ein attraktives Angebot für den Pendlerverkehr und wird Bonn weiter vom Kfz-Verkehr entlasten. Das schafft auch Platz auf den Straßen für Handwerk, Logistik und Pflege.“
Und Stadtbaurat Wiesner lässt sich wie folgt vernehmen:
„Wir bieten den Fahrgästen jetzt eine attraktive Perspektive für ein spürbar verbessertes Angebot im Bonner Nahverkehr. Das verdanken wir der intensiven Planung der vergangenen Jahre und wichtiger Investitionen wie dem Kauf neuer Stadt- und Straßenbahnen. Und das ist erst der Anfang: Mit Projekten wie der Stadtbahnverlängerung nach Buschdorf oder dem Bau der Seilbahn schaffen wir vollkommen neue Verbindungen im Stadtgebiet.“
Schön!! Gratulation!! Und der Rhein-Sieg-Kreis? Ich denke, da hat man mal wieder geschlafen, wie so oft. Diesmal aber besonders tief. Und Gratulation an Bonn. Ihr habt jetzt eine neue Linie, von Bad Godesberg direkt nach Siegburg. Ein Zeichen der Verbundenheit zwischen Bundesstadt Bonn und der Kreisstadt Siegburg? Ist doch alles Paletti: Es lebe die Linie 67: Siegburg Bf. – Bonn Hbf. – Bad Godesberg Stadthalle: Diese Linie wird die neue Hauptverbindung zwischen Siegburg und Bad Godesberg. Aktuell verkehrt sie nur zweimal morgens. (Was meines Erachtens ihre Relevanz erklärt. Und wenn sie wirklich so stark ist, warum nimmt man sie nicht zusätzlich ins Programm auf. Wenn die Nachfrage da ist, warum nicht?)
Den Personenverkehr mittels Auto zwischen den Rheingemeinden Bad Honnef/Königswinter und Siegburg werden diese neuen Errungenschaften wie die direkte Verbindung von Bad Honnef nach Tannenbusch bzw. später nach Buschdorf einen Bärendienst erweisen. Der geht dann verstärkt über die B 42 bzw. A 562 und dann die A 59 oder eher die B 56 an Bonn vorbei, wobei zu befürchten ist, dass die B 56 mitten durch Hangelar noch stärker belastet wird, als sie es zurzeit schon ist. Das ist doch mal eine super Planung.
Und ein allerletztes: Über eine mögliche Taktung der einzelnen Linien ist bisher geplant:
Auf den drei meistfrequentierten Strecken nach Siegburg, nach Bad Godesberg und nach Tannenbusch soll ein Fünf-Minuten-Takt angeboten werden.
In der Nebenverkehrszeit ist ein Zehn-Minuten-Takt als Standard vorgesehen. Auf dem Streckenast nach Ramersdorf und Königswinter ist ein 10-Minuten-Takt in der Hauptverkehrszeit vorgesehen.
(Tut Leid, aber diese Taklung besteht schon jetzt. Also keine Veränderung, und höre ich da was tapsen – hier taucht Bad Honnef gar nicht auf. (Sorry, aber ich kann es mir nicht verkneifen – Liegt das vielleicht daran, dass Bad Honnef von Bonn aus gesehen ‚hinter den Sieben Bergen‘ liegt?)
Ergebnis: Keinerlei Verbesserung für die Bewohner von Bad Honnef und Königswinter im Bereich der Stadtbahnen im Raum Bonn, dafür fahren jetzt in Bonn auf den Hauptstrecken die Züge im 5-Minuten-Takt und die Bahnen aus dem südlichen Gebiet müssen auf ihrer wichtigen Strecke zur Kreisstadt mit einer längeren Fahrtzeit rechnen. Es gilt die paradoxe Situation: Mehr Züge, aber längere Fahrzeit durch eine absolut unnötige und unsinnige Fahrtunterbrechung an der Haltestelle Bonn Hbf.
Das nenne ich mal eine vernünftige Verkehrsplanung.
Lieber Rolf Thienen, vielen Dank für deine klare Meinung. Stellt sich in der Tat die Frage inwieweit das viel diskutierte integrale Verkehrskonzept der einzelnen Kommunen, hier Königswinter und Bad Honnef, berücksichtigt bzw. über das Kreishaus abgefragt wurden. Es hört sich ja so an als ob alles schon in Stein gemeißelt ist?