Bad Honnef/Bonn – Bald ziehen sie wieder durch die Straßen: Kinder mit bunten Laternen, die an den Haustüren klingeln, Martinslieder singen und mit einem fröhlichen „Darf ich was schnörze?“ um Süßigkeiten bitten. Der alte Brauch gehört in Bonn und Umgebung zum Martinstag einfach dazu – doch kaum jemand weiß, woher das Wort „schnörzen“ eigentlich kommt.
Wie der Bonner Brauchtumsforscher Prof. Dr. Manfred Becker-Huberti erklärt, steckt hinter dem heutigen „Schnörzen“ eine jahrhundertealte Tradition: das sogenannte „Heischen“. „Das bezeichnete das Recht der Armen und Kinder, an allen christlichen Festen teilzunehmen“, so Becker-Huberti im Gespräch mit dem Domradio. „Die Türen standen offen, und drinnen war ein zusätzliches Gedeck für jemanden, der noch kommen konnte – nämlich Christus. So konnten die, die draußen waren, hereinkommen und bitten.“
Aus diesem „Heischen“ entwickelten sich im Laufe der Jahrhunderte viele regionale Varianten. Im Rheinland und Westfalen sagen Kinder heute je nach Gegend „gripschen“, „dotzen“, „kötten“ oder eben „schnörzen“. Während „gripschen“ vermutlich von „greifen“ kommt und „kötten“ auf den westfälischen Begriff „Kötter“ – einen armen Kleinbauern – zurückgeht, ist die Herkunft von „schnörzen“ nicht eindeutig geklärt. Sprachwissenschaftler vermuten, dass das Wort mit „schnorren“ verwandt ist – also mit dem Betteln um kleine Gaben.
Tatsächlich soll das „Schnörzen“ ein echtes Bonner Original sein. Wie das städtische Presseamt dem GA seinerzeit mitteilte, wurde der Begriff ursprünglich nur im Bonner Stadtgebiet verwendet. Eine kleine Umfrage über die städtische Facebook-Seite zeigte: Auch in Orten wie Meckenheim, Rheinbach, Alfter, Niederkassel, Bornheim, Wachtberg und Sankt Augustin kennt man den Begriff noch. Im Siebengebirge hingegen heißt der Brauch „Dotzen“, in der Martins-Hochburg Ahrweiler ist er sogar völlig unbekannt.
Becker-Huberti erklärt die sprachlichen Unterschiede historisch: „Dass wir heute eine gemeinsame Sprache sprechen, ist noch gar nicht so alt. Bis zur Reformation im 16. Jahrhundert gab es viele Dialekte, und oft konnten sich Menschen aus verschiedenen Regionen kaum verstehen.“
So wurde auch das Heischen nach Süßem und Kleingeld zu einem bunten Spiegel regionaler Sprachvielfalt – und in Bonn eben zum „Schnörzen“, das bis heute jedes Jahr kleine Sängerinnen und Sänger mit Laternen vor die Türen lockt.
Die Termine in Bad Honnef:
Montessori-Grundschule Bad Honnef:
Dotzen: 20.10. – 3.11.2025, ab 17 Uhr
Martinszug: Mittwoch, 5.11.2025
KGS St. Martinus
Dotzen: 28. – 30.10. und 3. und 4.11.2025, ab 17 Uhr
Martinszug: Freitag, 7.11.2025
GGS Löwenburg Rommersdorf
Dotzen: 28. u. 30.10. 2025, ab 17 Uhr
Martinszug: Donnerstag, 6.11.2025, ab 18 Uhr
GGS Löwenburg Rhöndorf
Dotzen: 6. bis 10.10. 2025, ab 17 Uhr
Martinszug: Dienstag, 4.11.2025
Theodor-Weinz-Grundschule
Dotzen: Es werden Martinslose verkauft
Martinszug: Mittwoch, 12.11.2025