Rheinbreitbach – Es war ein Paukenschlag im Jahre 2021 als der christlichen Vereinigung Totus Tuus Neuevangelisierung die kirchliche Anerkennung vom Erzbistum Münster entzogen wurde. Später bestätigte der Vatikan diese Entscheidung. Die Begründung lautete: Geistiger Missbrauch der Mitglieder durch sektenartige Strukturen und die Beeinträchtigung des freien Willens vor allem im Bereich Ehe und Sexualität. Ehemalige Mitglieder sprechen von Anweisungen wie „Beten bis zum Umfallen!“
Mitglieder der Vereinigung waren auch länderübergreifend Priester und Geistliche der Erzbistümer Köln und Münster. Hauptsitz der Vereinigung war phasenweise auch das 4500 Seelendorf Rheinbreitbach im Kreis Neuwied, wo es einen festen Stamm an Mitgliedern gab und gibt. Zwei Priester von der Vereinigung sind in Rheinbreitbach aufgewachsen oder haben hier längere Zeit gelebt.
Doch wie aktiv sind die ehemaligen Mitglieder von Totus Tuus noch in der Kirchengemeinde Rheinbreitbach? Insider der örtlichen katholischen Kirchengemeinde sprechen davon, dass Anhängern immer wieder die Leonharduskapelle in Rheinbreitbach zur Pflege überlassen wird. Feierlichkeiten und Gebete finden dort statt. Dies wirft die Frage auf, wie viel Einfluss Totus Tuus in der Kirchengemeinde Rheinbreitbach hat und ob es hier auch zu geistigem Missbrauch gekommen ist bzw. immer noch kommt. Dies möchte die Universität Münster nun mit einem Gutachten untersuchen, wo sie ehemalige Mitglieder der Vereinigung anonym zum religiösen Machtmissbrauch befragt. Sie ruft dazu auf, dass sich Opfer und Geschädigte melden.
Doch allein diese Studie offenbart, dass es innerhalb der katholischen Kirche ein Problem gibt. Durch den stetigen personellen Rückbau der Kirche und dem Verkümmern der christlichen sozialen Strukturen vor Ort, entstehen anscheinend Freiräume, die dann durch radikale Christen und sektenartige Strukturen besetzt werden. Besonders problematisch hieran ist, dass sich offenbar niemand darum schert. Die Kirche und die Christen vor Ort müssen sich gegen solche Gruppierungen aktiv einbringen. Ansonsten wird sich der Abwärtstrend der Kirche immer weiter fortsetzen. Denn die Radikalen verhindern einen nachhaltigen Umbau der Kirche insgesamt, schädigen die christliche Gemeinschaft und verraten die Werte des Christentums.