Bad Honnef – Die Stadt Bad Honnef hatte zu einer öffentlichen Sitzung des Jugendhilfeausschusses, u. a. zur Situation der Kita “Unterm Regenbogen”, eingeladen. Unter Tagesordnungspunkt 4 wurde das Thema um 19 Uhr aufgerufen, fünf Minuten später wurde die Sitzung als nicht öffentlich deklariert.
Ergebnisse? Lösungen?
Zum Hintergrund: am 22. August bemerkten Erzieherinnen der Kita eine Absenkung der Decke, also einen Gebäudeschaden (Beigeordneter Heuser: “Eine vorzeitige Ermüdung der Infrastruktur”). Einen Tag später stoppte der zugerufene Statiker den Kita-Betrieb wegen nicht gewährleistbarer Sicherheit.
So weit, so gut.
Es war am Rande der Ausschusssitzung zu hören, dass im Entscheidungsdreieck Stadt / Träger / Landschaftsverband Rheinland LVR (Genehmigungs- und Aufsichtsbehörde) der schwarze Peter beim LVR liegen soll.
Wann es eine sichere und praktikable Lösung für das Problem gibt: offen. Wann die Kita wieder bezugsfertig sein wird: offen. Wer anfallende Kosten für Babysitter, ausgefallene Honorare und Löhne etc. übernimmt: offen.
Es sei deshalb an dieser Stelle erlaubt, einmal frei und unkonventionell zu denken.
Bundesweit sind im Netz mehr als dreißig (!) Kitas dokumentiert, die vergleichbare Probleme haben. Überall: Bauschäden. Armes Deutschland.
Manche haben tragfähige Lösungen entwickelt. Beispielsweise die Gemeinde Töging im Landkreis Altötting (Bayern), im Berliner Bezirk Marzahn-Hellersdorf, im Brandenburgischen Königs-Wusterhausen oder in der Schwarzwald-Gemeinde Balingen. Hier hat der Kommunalverband Jugend und Soziales die erforderliche Betriebserlaubnis der evangelischen Kirche unbürokratisch gebilligt, sie hatte ihr eigenes Gemeindehaus für den vorübergehenden Kita-Betrieb angeboten.
Ganz ehrlich: müssen in Situationen wie der der Kita “Unterm Regenbogen” tatsächlich rechtliche, versicherungstechnische und ähnliche Themen absolut Vorrang vor den elementaren Lebensbedürfnissen Betroffener haben? Könnte es auch ausnahmsweise ohne mentale Trägheit und bürokratische Routine gehen?
“Ab vollendetem 1. Lebensjahr hat jedes Kind einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz in der Kindertagespflege oder in einer Kindertagesstätte, ab dem vollendeten 3. Lebensjahr auf einen Betreuungsplatz in einer Kita.” So formuliert es Paragraph 24 Sozialgesetzbuch VIII. Wem hilft so was, wenn es in der Praxis keine oder kaum Bedeutung entfaltet?
Und bitte noch ein Gedanke zur Sache: wieso kommen die kommunalen Fraktionen und Parteien nicht auf die Idee, selber Lösungen zu entwickeln? Muss alles, aber auch wirklich alles immer über Papiere, Ausschüsse, Vorlagen und Debatten hinter verschlossenen Türen ablaufen? Könnte nicht jemand mit dem Technischen Hilfswerke Kontakt aufnehmen, um ein geeignetes, beheizbares Zelt im Park Reitersdorf incl. Außenklos für die Kinder und ihre Erzieherinnen für die Dauer der Baumaßnahme zur Verfügung zu stellen?
Im Übrigen noch dieser Hinweis: die Bertelsmann-Stiftung hat eine Software (open source) zur Suche geeigneter Betreuungsplätze entwickelt und zur Verfügung gestellt: www.kitamatch.com. Im Kreis Steinfurt (NRW) wird sie schon mit Erfolg genutzt. Ansprechpartner und Projektleiter ist Dr. Felix Sieker.
(Aus dem Beitrag wurde ein missverständlicher Abschnitt zur Betreuungszeit entfernt.)