Bad Honnef | 80 Ehrenamtliche versammelten sich heute zum Ehrenamtsfrühstück im Sitzungssaal des Rathauses. Eingeladen hatten das Bündnis für Familie und die Stadt, die sich mit dieser Geste symbolisch für die Unterstützung und Hilfsbereitschaft der freiwilligen Helfer bedankten. Dann sprach Bürgermeister Otto Neuhoff von „Anarchie“.
Schon vor dem offiziellen Begrüßungsprozedre verköstigten die Ehrenamtler nämlich Rührei, Lachs und Schinken, was der Bürgermeister in seiner beliebten verbal-lockeren Art als Chaos im stadtpolitischen Hause wertete. Gerade für ihn als Ordnungsfanatiker müsste diese Herrschaftslosigkeit eigentlich eine Provokation darstellen. Tat sie aber nicht. Denn wenn sich die Helfer in der Flüchtlingsarbeit nur bürokratischem Handeln unterwerfen würden, hätte Bad Honnef bei der Flüchtlingsbetreuung nicht das erreicht, was die Stadt bisher erreicht hat. Und das sei dank der vielen hochengagierten Ehrenamtler sehr viel. Wer allerdings bei der Bewältigung der immensen Aufgaben Perfektion verlange, müsse scheitern. Man könne sich nur auf die notwendigen, wichtigen Aufgaben konzentrieren und müsse versuchen die Probleme zu lösen. „Ich bin von der Gruppe begeistert“, so Neuhoff. Dafür bekam er Applaus.
Was er mit Bürokratie meinte, veranschaulichte der Vorsitzende des Diacor-Aufsichtsrates, Dr. Ralf Schaaf, der an diesem Samstag ebenfalls zubereitete und servierte. Die evangelische Gesellschaft wollte Flüchtlingen Arbeitsverträge für leichte Arbeiten geben, durfte es aber nicht. Hintergrund: Die Agentur für Arbeit darf eine Arbeitserlaubnis nur erteilen, wenn „für die Beschäftigung deutsche Arbeitnehmer sowie Ausländer, die diesen hinsichtlich der Arbeitsaufnahme rechtlich gleichgestellt sind nicht zur Verfügung stehen“ (§ 39, Abs. 2, Nr. 1b AufenthG).
Was natürlich bei der in Frage kommenden Arbeit nie der Fall sein wird. Also zog Diacor das Angebot zurück und eine Integrationschance wurde vertan.
Dabei wird gerade Integration die Herausforderung der Zukunft sein, betonte die Vorsitzende vom Bündnis für Familie, Dr. Beate Schaaf, gegenüber Honnef heute. Nach der Begrüßungskultur müsse es jetzt eine Integrationskultur geben.
30 anerkannte Asylbewerber gibt es zurzeit in Bad Honnef. Der grüne Fraktionsvorsitzende Klaus Wegner: „Von den 30 anerkannten Asylbewerbern in diesem Jahr, haben 10 ihren Bescheid im November erhalten. Zu den wesentlichen Voraussetzungen für eine Integration gehört, dass diese Menschen Chancen haben, Arbeit und bezahlbaren Wohnraum außerhalb der Flüchtlingsunterkünfte zu finden.“ Für ihn ist es deshalb notwendig, kurzfristig mehr sozial gebunden Wohnraum in Bad Honnef zu schaffen und die Voraussetzungen für die Integration in den Arbeitsmarkt zu verbessern. „Viele die ein Bleiberecht haben, werden auch Möglichkeiten zum Wohnen und Arbeiten außerhalb Bad Honnefs suchen und ggf. die Stadt verlassen“, so Wegner.
Otto Neuhoff informierte darüber, dass die Stadt am Mittwoch 25 neue Flüchtlinge erwarte. Er sei froh, dass bald neue Unterkünfte am Rederscheider Weg in Aegidienberg eingerichtet würden. Allerdings werde man im nächsten Jahr wahrscheinlich trotzdem nicht darum herumkommen, weitere Turnhallen zu belegen.