Bad Honnef | Der Einzelhandel in Bad Honnef hat es zurzeit nicht leicht. Besonders die Kanalarbeiten setzen ihm zu, weil vor allem auswärtige Kunden ausbleiben sollen.
Auffallend ist, dass sich in den vergangenen Jahren immer mehr Damenmode-Boutiquen angesiedelt haben. Ein Stadtmarketingkonzept gibt es nicht, ebenso wurde noch kein Konzept für Wirtschaftsförderung vorgestellt.
Seit zweieinhalb Jahren betreibt Annette Jungblut in Bad Honnef die Damenboutique „das Frauenzimmer„, Anfang des Jahres hat sie ihr Angebot in Oberpleis noch erweitert.
Honnef heute wollte von der Unternehmerin wissen:
Frau Jungblut, Sie gucken aus Ihrem Frauenzimmer in Bad Honnef nach draußen und sehen lauter Baustellen. Wie wirken sich die Kanalarbeiten auf den Kundenbesuch aus?
Annette Jungblut: Ich bin mit großem Respekt in dieses Baustellenjahr gegangen, aber was sein muss, muss sein. Da meine Kunden gut informiert wurden, wirkt sich der Umstand auf den täglichen Kundenbesuch bei mir kaum aus. Es läuft alles nach Plan. Die Kanalarbeiten gehen zügig voran. Wir sind zufrieden und die Kunden beschweren sich nicht.
Viele Bad Honnefer City-Händler klagen grundsätzlich über eine schlechte Kundenfrequenz. Können Sie das nachvollziehen?
Annette Jungblut: Bad Honnef hat viel zu bieten, deshalb kann ich auch über schlechte Kundenfrequenz nicht klagen. Mütter, die mit ihren Kindern zum Arzt gehen und dann mal schnell schauen, was es Neues gibt in Sachen Mode, Freundinnen die sich zum Kaffee treffen und dann gemeinsam zum Stöbern kommen … – das sind zum Beispiel gute Gelegenheiten, den Umsatz anzukurbeln. Dazu machen wir immer schöne Aktionen, die Anreiz sind, zu uns zu kommen. Und ganz wichtig ist die Treue der Kundin. Fühlt sie sich in ihrem Lieblingsladen gut aufgehoben, kommt sie gerne wieder.
Demnächst soll die nächste Damenboutique eröffnen. Ist die Stadt wirklich ein so starker Markt für Frauenmode?
Annette Jungblut: Bad Honnef ist wunderbar für jede Frau, weil es für alle ein gutes Angebot gibt. Genau aus diesem Grund bin ich vor zweieinhalb Jahren mit meinem Geschäft nach Honnef gekommen. Je mehr gute Geschäfte am Ort sind, desto schöner ist das Einkaufen für jeden Kunden. Ein Lidl sitzt ja auch neben einem Aldi. Konkurrenz belebt das Geschäft.
Sollte sich das Stadtmarketing in seinen Kernaussagen stärker auf die zahlreichen „femininen“ Angebote ausrichten?
Annette Jungblut: Nein. Das Stadtmarketing sollte jedem Einzelhändler helfen, alles andere wäre schon sehr sehr egoistisch. Wie gesagt, die Vielfalt tut Bad Honnef gut.
Welche Erfahrungen haben Sie bisher mit der Wirtschaftsförderung der Stadt gemacht?
Annette Jungblut: Leider keine. Wäre interessant zu wissen, wie sie mir nutzen könnte.
Einzelhandelsprofis gehen davon aus, dass Kunden nicht mehr von einer Marke in den Shop gelockt werden, sondern mehr von einer Erlebniskultur. Wie ist Ihr Standpunkt?
Annette Jungblut: Das bejahe ich hundertprozentig. An den meisten Orten gibt’s die gleichen Angebote. Nur wer sich abhebt und individuell ist, hat in meinen Augen Erfolg. Ich selber gehe ja auch lieber in besondere Geschäfte mit interessanten, motivierten, freundlichen Mitarbeitern. Deshalb haben wir mit dem Frauenzimmer in Oberpleis eine neue Welt geschaffen. Man darf halt nicht schlafen und sollte sich immer vorwärts bewegen. Die Kunden danken es.
Noch einmal Bad Honnef: Wenn Sie ein Marketingkonzept für die Stadt entwickeln sollten: Was wäre ihr Leitgedanke?
Annette Jungblut: Leitbegriffe wären für mich zum Beispiel Glückliche Stadt; Zuberhaftes Bad Honnef; Wir lieben unsere Kunden, Mode-Kultur-Flair – hier fühlt man sich wohl. Ich tue es!
Foto: Eva Hilger