Bad Honnef – Seit 2010 ist Bad Honnef Fairtrade-Stadt und somit eine der ersten in Deutschland. Mittlerweile gibt es über 800 Fairtrade-Städte. Vorangetrieben hatte das Projekt seinerzeit Andreas Roschlau, langjähriger Jugendleiter der evangelischen Kirchengemeinde Bad Honnef. Nach der Pandemie wurde es ein wenig ruhig um den fairen Handel. Zum Netzwerk „Fairtrade-Town Bad Honnef“ zählen unter anderem neben der Stadt die Internationale Hochschule in Bad Honnef, der Eine-Welt-Laden, die Einzelhandelsgemeinschaft Centrum Bad Honnef e.V. oder auch Schulen wie die St.-Martinus-Grundschule.
Der frühere Bad Honnefer Unternehmer Reinhold Bähr führte vor etwa einem halben Jahr verschiedene Gruppen und ehrenamtliche Mitarbeiter zusammen und sorgte dafür, dass Bad Honnef wieder für weitere zwei Jahre zertifiziert wurde. Die Urkunde wurde heute im Eine-Welt-Laden von Bürgermeister Otto Neuhoff übergeben. Vertreter der Stadtverwaltung, Mitglieder der Fair Trade-Gruppe sowie zahlreiche engagierte Bürger versammelten sich, um diesen besonderen Moment zu feiern.
Der Titel wird von der Organisation TransFair e.V. verliehen und erfordert, dass Kommunen bestimmte Kriterien* erfüllen, um den fairen Handel auf lokaler Ebene zu unterstützen. Zu den Voraussetzungen gehören unter anderem die Verwendung fair gehandelter Produkte in öffentlichen Einrichtungen, das Engagement lokaler Akteure wie Schulen, Vereine und Geschäfte sowie die Sensibilisierung der Bevölkerung für das Thema.
Mit der erneuten Zertifizierung hat Bad Honnef ein starkes Zeichen gesetzt. Doch die Arbeit hört hier nicht auf. Die Fairtrade-Gruppe plant bereits weitere Aktionen, um das Bewusstsein für fairen Handel in der Bevölkerung weiter zu steigern, erklärt Reinhold Bär. Schulen sollen verstärkt eingebunden werden, und es sind Kooperationen mit regionalen Unternehmen geplant, um das Angebot an fair gehandelten Produkten zu erweitern.
Fairtrade ist das bekannteste Sozialsiegel weltweit und hat das Ziel, gerechtere Bedingungen für jene Menschen zu schaffen, die für die Welt Lebensmittel und andere wichtige Rohstoffe im globalen Süden anbauen. Es handelt sich um eine globale Bewegung und verbindet Konsumentinnen und Konsumenten, Unternehmen und Produzentenorganisationen, um den Welthandel gerechter zu machen.
Wer Fairtrade-Produkte kauft, unterstützt Kleinbäuerinnen und -bauern sowie Beschäftigte dabei, ihre Lebensbedingungen und die ihrer Gemeinden zu verbessern. Produkte mit Fairtrade-Siegel erfüllen die international vereinbarten sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Fairtrade-Standards. Die Produkte sind außerdem vom Verkaufsregal bis zu den Produzenten vollständig rückverfolgbar.
Der Umsatz mit Fairtrade-Produkten in Deutschland stieg 2023 auf rund 2,6 Milliarden Euro (+8,5 %), der Absatz ist dagegen leicht gesunken. Erstmals wurde die 30-Euro-Marke bei den Pro-Kopf-Ausgaben mit Fairtrade-Produkten geknackt.
*Welches sind die 5 Kriterien?
- Der jeweilige Stadt- oder Gemeinderat muss für die Förderung des fairen Handels stimmen. Bei allen öffentlichen Sitzungen sowie im Büro des Ober-/Bürgermeisters wird fair gehandelter Kaffee und ein weiteres Produkt ausgeschenkt.
- Eine lokale Steuerungsgruppe wird gebildet, die auf dem Weg zur Fairtrade-Town die Aktivitäten vor Ort koordiniert. Diese Gruppe besteht aus mindestens drei Personen aus den Bereichen Zivilgesellschaft, Politik und Wirtschaft.
- In den lokalen Einzelhandelsgeschäften und bei Floristen sowie in Cafés und Restaurants werden mindestens zwei Produkte aus fairem Handel angeboten. Richtwert ist hier die Einwohnerzahl der Kommune.
- Produkte aus fairem Handel werden in öffentlichen Einrichtungen wie Schulen, Vereinen und Kirchen verwendet. Darüber hinaus werden Bildungsaktivitäten zum Thema fairer Handel umgesetzt, oft im Rahmen weiterer Kampagnen von Transfair.
- Die örtlichen Medien berichten über alle Aktivitäten auf dem Weg zur Fairtrade-Town.