Rhein-Sieg-Kreis – Rund 2.200 Menschen arbeiten im Rhein-Sieg-Kreis in Bäckereien – ob in der Backstube oder im Verkauf. Der Beruf verlangt Frühaufstehen, Durchhaltevermögen und oft auch Mehrarbeit. Das zeigt der neue „Bäckerei-Monitor“, den die Hans-Böckler-Stiftung im Auftrag der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) erstmals vorgelegt hat.
Demnach klagen viele Beschäftigte über Überstunden, Stress und Personalmangel. Rund 84 Prozent der Befragten gaben an, dass fehlendes Personal für sie eine spürbare Belastung darstellt. Über die Hälfte berichtet von regelmäßigen Überstunden, fast ebenso viele erleben laut Studie zu wenig Pausen.
Der Geschäftsführer der NGG Köln, Marc Kissinger, fordert bessere Arbeitsbedingungen in der Branche: „Die Arbeitgeber müssen die Jobs attraktiver machen – durch moderne Technik, faire Arbeitszeiten und bessere Bezahlung.“ Neue Kühltechnik ermögliche es etwa, Teig am Vortag vorzubereiten – was den Arbeitsbeginn nach hinten verschieben könne.
Ein besonderer Fokus liegt auf dem Nachwuchs: Aktuell befinden sich im Rhein-Sieg-Kreis 151 Menschen in der Ausbildung im Bäckerhandwerk. Auffällig dabei: Ein wachsender Teil kommt aus dem Ausland. Bundesweit hat bereits jeder vierte Azubi im Bäckergewerbe einen Migrationshintergrund. Kissinger betont: „Ohne junge Menschen mit Migrationsgeschichte wird das Brotbacken in Zukunft schwierig.“
Um die Ausbildung attraktiver zu machen, wurde die Vergütung erhöht: Azubis erhalten im ersten Jahr 1.020 Euro, im dritten bereits 1.230 Euro monatlich. Zudem kündigt die NGG an, noch in diesem Jahr Gespräche mit Arbeitgebern zu führen – mit dem Ziel, Schichtsysteme zu verbessern und tarifliche Bezahlung flächendeckend durchzusetzen.
Die NGG plant, den „Bäckerei-Monitor“ künftig jährlich zu veröffentlichen, um Entwicklungen in der Branche regelmäßig zu dokumentieren.