Bad Honnef – „Och, das ist doch die Konrad-Adenauer-Stadt!“ – Wenn es nach dem Willen der Bad Honnefer Stadtverwaltung geht, könnten sich Bahnreisende demnächst genau das denken, wenn der Zug in Rhöndorf oder im Bad Honnefer Zentrum hält. Passend zum 150. Geburtstag des ersten Bundeskanzlers der Bundesrepublik Deutschland im kommenden Jahr soll unter die Bahnhofsschilder der Zusatz „Konrad-Adenauer-Stadt“ montiert werden – eine kleine Marketingmaßnahme mit großer symbolischer Strahlkraft.
Im Stadtrat wurde das Vorhaben am Donnerstagabend kontrovers diskutiert – wie das bei Symbolpolitik so üblich ist. Bürgermeister Otto Neuhoff gab sich dabei ganz der Überzeugungsarbeit hin und beschwor das Wirkungspotenzial der Maßnahme. Die Leute sähen das Schild und dächten sofort an Adenauer. Und an Bad Honnef. Ein Imagegewinn, hofft man.
Doch während Neuhoff erläuterte, was wie und warum zur Abstimmung steht, wurde er von einem Nebengeräusch unterbrochen: Peter Profittlich, Rhöndorfer Bäckermeister und heimlicher OB seines Veedels schwätzte mit tiefer Stimme mit seinem Nachbarn, laut genug für den Bürgermeister. Die Mahnung zur Aufmerksamkeit folgte prompt, das Raunen im Saal auch. Was Profittlich sagte: Adenauer hätte sicherlich ein Zusatzschild am Rhöndorfer Bahnhof gereicht. Die Beziehung des „Alten“ zu Bad Honnef war offensichtlich nicht so ausgeprägt.
Doch nicht nur Profittlich hatte Einwände. Die Grünen erinnerten daran, dass Adenauer bereits prominent im Stadtbild vertreten sei – Straße, Schule, Stiftung, alles da. Man müsse den Altkanzler auch differenziert sehen, hieß es. Der Vorschlag roch für sie zu sehr nach Personenkult und zu wenig nach Zukunft.
Die SPD plädierte für eine gemäßigte Lösung: Zusatz ja – aber bitte nur im Jubiläumsjahr. Der Bürgerblock wiederum verglich die Idee gleich mit dem Köln/Bonner Flughafen, der seit 1994 ebenfalls den Adenauer-Namen trägt. Wenn schon, denn schon.

Am Ende fiel die Entscheidung mit knapper Mehrheit: 19 Stimmen dafür, 13 dagegen. Das genügte CDU-Chef Jonathan Grunwald und Bürgermeisterkandidat Philipp Herzog, die offenbar hellseherisch schon im Vorfeld ein Schild hatten anfertigen lassen – und das gleich nach dem Beschluss medienwirksam präsentierten. Wenn schon Symbolpolitik, dann in Rekordtempo.
Bleibt nur eine Frage offen: Warum eigentlich nicht „Bundeskanzler-Adenauer-Stadt“? Schließlich heißt die Stiftung in Rhöndorf ja auch „Bundeskanzler-Adenauer-Haus“. Wäre das nicht noch ein bisschen staatsmännischer gewesen? Oder hätte das doch zu sehr nach Hauptstadt geklungen – und weniger nach Heimat?
Egal, wie man’s dreht: 2026 wird Adenauer-Jahr. Und Bad Honnef fährt mit.
Gehen Bonn als „Petra-Kelly-Stadt“ hätten diese Grünen sicher nichts einzuwenden.
Schade, dass bezüglich dieses Themas offenbar nicht an einem Strang im Honnefer Rat gezogen wird. Gerade die Grünen und die SPD fordern doch immer wieder Toleranz und Respekt gegenüber allen ein. Warum nicht auch für Adenauer?
Vergleichsweise gibt es im Unkeler Stadtrat parteiübergreifend keine Streitigkeiten über die Person Willy Brandt und seine Verdienste. Da scheinen die konservativen Parteien in Unkel mehr Respekt vor der Leistung anderer zu haben als die sozialistische Mitte bzw. die Grünen.
…sollte die Bahnhöfe vielleicht vorher mal aufgeräumt werden? Die Örtlichkeiten laden nicht zum Aussteigen aus den Zügen ein….