Bonn – Einen Monat lang konnten acht Bonner Betriebe kostenfrei Lastenräder im Arbeitsalltag erproben. Die Stadt Bonn stellte die Fahrzeuge im Rahmen des Projekts „Flottes Gewerbe“ zur Verfügung und begleitete die Testphase mit Beratung und Service. Bei der Abschlussveranstaltung am Montag, 1. September 2025, auf dem Möhneplatz in Beuel zogen die Unternehmen gemeinsam mit Oberbürgermeisterin Katja Dörner und der Bonner Wirtschaftsförderung eine positive Bilanz.
„Die Bonner Wirtschaft kann viel dazu beitragen, dass Bonn bis 2035 klimaneutral wird – gerade der Verkehr ist hier ein wichtiger Ansatzpunkt“, sagte Oberbürgermeisterin Katja Dörner. Etwa ein Drittel der Emissionen des motorisierten Straßenverkehrs entfalle auf den Wirtschafts- und Güterverkehr. Mit dem Projekt biete die Stadt Unternehmen eine niedrigschwellige Möglichkeit, die Option Lastenrad im eigenen Betrieb zu testen.
Auch Sven Schneider, Leiter des Service Centers Wirtschaft in der Wirtschaftsförderung, betonte die Vorteile: „Vor allem in Innenstädten bietet der emissionsfreie Transport ohne Stau und Parkplatzsuche eine attraktive Alternative zu Pkw und Diesel-Van. Ein weiterer Vorteil des Lastenrads ist, dass dafür kein Führerschein benötigt wird. Mitarbeitende ohne Fahrerlaubnis werden so auch mobil.“
Erfahrungen der Unternehmen
Die acht teilnehmenden Betriebe erhielten vorab eine Beratung durch den Dienstleister Cargobike.jetzt, um das passende Modell auszuwählen. Während des Testmonats standen zudem Wartung und Service zur Verfügung.
Das Haus der Springmaus nutzte das Rad für Post, Material und Einkäufe: „Wir freuen uns, Post, Material und Einkäufe klimaneutral, auch durch Ökostrom, transportieren zu können – und unseren Mitarbeitenden die Möglichkeit zum Testen zu geben.“
Stuck-Belz-Inhaber Michael Christmann, zugleich Kreishandwerkermeister, sagte: „Die Chance, ein solches Fahrzeug im Alltag zu testen, ist sehr wertvoll und wird ein wesentlicher Teil unserer Entscheidung beeinflussen. Im Einsatz eines solchen Fahrzeugs sehen wir gute Chancen, um den gestiegenen Anforderungen an Verkehr und Parkflächen gerecht zu werden.“
Die Schreinerei Zeit für Holz erhoffte sich, „Kundenanfragen noch schneller bedienen und dem lästigen Parkplatzsuchstress ein Ende setzen“ zu können. Die Alexander von Humboldt Stiftung setzte das Rad vor allem für das Haustechnik- und Gebäudemanagement-Team ein und sprach von einem „Zeichen für Nachhaltigkeit“.
Auch Handwerksbetriebe sahen Vorteile. Abfluss-Reinigung Andreas Rings verwies auf die Parkplatzsituation: „Wir werden sehr viel in die Innenstadt gerufen und haben durch die Verkehrs- und Parkplatzproblematik oft Probleme, Kunden schnell zu helfen. Durch das emissionsfreie Fahrzeug unterstützen wir auch die Umwelt. Mit diesem Konzept können wir auch Facharbeiter unterstützen, die ohne Führerschein tätig sind.“
Die Buchhandlung Jost plant, künftig Lieferungen stärker auf das Lastenrad zu verlagern: „Wir begrüßen, dass immer mehr Wege für das Fahrrad freigemacht werden und möchten einen größtmöglichen Anteil unseres täglichen Volumens an auszuliefernden Büchern vom Auto aufs Lastenrad verlagern. Als Nebeneffekt versprechen wir uns niedrigere Betriebskosten, effektivere Belieferungswege und gesündere Mitarbeiter*innen.“
Das Planungs- und Architekturbüro Ulrich Hartung sieht ebenfalls einen Image- und Praxisvorteil: „Unsere Einstellung zu Nachhaltigkeit möchten wir auch nach außen repräsentieren. Unser Büro liegt zudem unmittelbar an der Adenauerallee und zu verkehrlichen Stoßzeiten ist das Rad hier immer die bessere Wahl.“
Die Firma Bernig Entrümpelung konnte die Testphase aus organisatorischen Gründen noch nicht antreten, will dies aber im Herbst nachholen.
Abschlussveranstaltung am Beueler Rathaus
Zum Abschluss des Projekts fand auf dem Möhneplatz vor dem Beueler Rathaus ein Aktionstag statt. Neben dem Austausch mit den Testbetrieben präsentierten sich auch Hersteller und Fachhändler. Besucherinnen und Besucher hatten die Möglichkeit, verschiedene Lastenrad-Modelle auf einem Parcours auszuprobieren.
Einordnung in den Bonner Klimaplan 2035
Das Projekt „Flottes Gewerbe“ ist Teil des Bonner Klimaplans 2035 (Klimaplansteckbrief 6.4.3.1: Optimierung urbaner Wirtschaftsverkehre). Der Stadtrat hatte den Plan im März 2023 beschlossen. Ziel ist es, die Stadt bis 2035 klimaneutral zu machen. Neben dem „Flotten Gewerbe“ gehören auch Klimapartnerschaften Wirtschaft, Gewerbegebietsmanagement und Klimaschutzberatung zu den Angeboten für Unternehmen.