Bad Honnef – Gleich zweimal musste die Freiwillige Feuerwehr Bad Honnef innerhalb weniger Stunden zu einem Chlorgasaustritt auf die Insel Grafenwerth ausrücken. Beide Vorfälle ereigneten sich im Bereich des dortigen Freibads, betroffen war jeweils ein Betriebsraum der Anlage.
Der erste Alarm ging am Freitagabend um 21:11 Uhr bei der Feuerwehr ein. Vor Ort bestätigten die Einsatzkräfte gemeinsam mit dem Schwimmbadmeister einen Chlorgasaustritt innerhalb eines Technikraums. Umgehend wurden Spezialkräfte mit entsprechender Gefahrgutausrüstung nachalarmiert.
Ein Trupp, ausgerüstet mit gasdichtem Chemikalienschutzanzug und Prüfröhrchen, führte Messungen durch, die den Gasaustritt belegten. Mehrere Chlorgasflaschen wurden gesichert und deren Ventile geschlossen. Dadurch konnte die Konzentration des Gases gesenkt werden. Außerhalb des Raumes bestand keine Gefahr – für die Bevölkerung bestand zu keinem Zeitpunkt ein Risiko.
Im Anschluss wurde der eingesetzte Trupp durch eine sogenannte Dekontaminationsstrecke dekontaminiert. Während des gesamten Einsatzes standen mehrere Teams mit Strahlrohren in Bereitschaft. Drohnenaufnahmen unterstützten die Einsatzleitung bei der Lageeinschätzung aus der Luft.
Nach rund drei Stunden war der erste Einsatz, an dem insgesamt etwa 90 Kräfte beteiligt waren, beendet. Die Einsatzstelle wurde anschließend an den Schwimmbadbetreiber sowie das städtische Abwasserwerk übergeben.
Doch bereits am Samstagmorgen um 7:40 Uhr wurde die Feuerwehr erneut alarmiert: Die interne Messanlage des Bades hatte einen weiteren Austritt registriert. Auch diesmal wurde der Vorfall vor Ort bestätigt, die gemessenen Werte lagen jedoch unter denen des vorangegangenen Einsatzes. In Absprache mit dem Betreiber wurde der betroffene Raum geöffnet und natürlich belüftet. Die Gaskonzentration sank rasch auf einen ungefährlichen Wert. Nach etwa einer Stunde war auch dieser Einsatz abgeschlossen. Rund 60 Einsatzkräfte waren diesmal vor Ort.
Bei beiden Einsätzen waren alle drei Einheiten der Freiwilligen Feuerwehr Bad Honnef – Bad Honnef, Rhöndorf und Aegidienberg – beteiligt. Unterstützung kam von der Löschgruppe Bockeroth aus Königswinter, dem Rettungsdienst, der Polizei sowie dem städtischen Abwasserwerk. Beim ersten Einsatz sorgte zudem das Deutsche Rote Kreuz Siebengebirge für die Versorgung der Einsatzkräfte mit Getränken.
Warum wird in Schwimmbädern Chlor eingesetzt?
Chlor wird in Schwimmbädern verwendet, um das Wasser hygienisch sauber zu halten. Der Hauptgrund ist die Desinfektion – Chlor tötet Bakterien, Viren und andere Mikroorganismen ab, die sich sonst im warmen Wasser schnell vermehren würden. Hier sind die wichtigsten Gründe zusammengefasst:
1. Desinfektion
Chlor wirkt gegen Krankheitserreger wie:
E. coli (kann Durchfall verursachen)
Legionellen
Pilze und Viren
2. Oxidation von organischen Stoffen
Chlor hilft, organische Rückstände wie:
Schweiß
Hautzellen
Urinreste
Kosmetika abzubauen oder unschädlich zu machen.
3. Vorbeugung von Algenwachstum
Chlor verhindert, dass sich Algen im Wasser bilden – besonders wichtig bei Freibädern.
Gibt es Alternativen zur Chlordesinfektion?
Dazu schreibt das Infozentrum UmweltWirtschaft:
Chloroxid-Tabletten (eignet sich für kleinere Becken)
Wasserstoff-Peroxid (Peroxid ist weniger aggressiv als Chlor)
Chlorung mit Hilfe einer Kochsalz-Elektrolyse (moderne und umweltschonende Desinfektion, genaue Dosierung möglich, Wegfall der Lagerhaltung)
Ozonierung (Ozongenerator erforderlich)
Zusatz von Zeolithe (gute Filterwirkung)
Kupfer-Zusätze (gute Desinfektionswirkung, Dosierung schwierig)
Silber-Zusätze (gute Desinfektionswirkung, Eignung für Schwimmbäder wird noch geprüft)
UV-Bestrahlung (eignet sich in Kombination mit anderen Methoden)