Bad Honnef | Gestern bis tief in die Nacht Flüchtlingsthemen, heute um 10 Uhr Landesgartenschau-Präsentation im Kurhaus. Ein Wechselbad der Gefühle für Bürgermeister Otto Neuhoff und Landrat Sebastian Schuster. Während Neuhoff kaum noch aus seinem Krisenanzug rauskommt, hatte Landrat Schuster am Morgen unter der Dusche eine Idee: „Bad Honnef, das Nizza am Rhein“.
Der Slogan aus der Mottenkiste des Honnefer Marketings wird die elfköpfige Jury, die über die Vergabe der Landesgartenschau 2020 entscheidet und heute per Fahrrad Bad Honnef erkundete, nicht sonderlich beeindrucken. Warum soll sie sich für eine nordrheinwestfälische Kleinstadt entscheiden, die sich krampfhaft mit der Aura einer französischen Glamour-Stadt schmückt? Wobei Bad Honnef doch eine ganz eigene, unvergleichbare hat.
Nizza hat weder einen Rhein noch ein Siebengebirge. Und: Junge Menschen wird die nostalgische Augenwischerei auch nicht davon überzeugen, unbedingt nach Honnef ziehen zu müssen, wie es sich Diether Habicht-Benthin von der Initiative Wirtschaft wünschte. Wie sollen die das Leben in einem Nizza am Rhein bezahlen?
Da beeindrucken schon eher Erkenntnisse wie die von Bürgermeister Otto Neuhoff, der nach seiner Begrüßung sagte: „Das Leben ist schön. Aber keiner hat gesagt, dass es auch einfach ist“.
Auf Bad Honnef trifft diese Weisheit mehrfach zu. Über die Schönheit muss nicht diskutiert werden, andererseits hat sich strukturell jahrelang aus verschiedenen Gründen nichts getan. Neuhoff will die Stadt nun aus dem Dornröschenschlaf erwecken und und lieferte gleich eine Parole dazu: „Nur wer Mut hat, hat auf Dauer auch Glück“.
So war es für ihn ein wichtiger, mutiger Schritt, sich auf den Bewerbungsweg zu begeben – zunächst gegen den Widerstand vieler Politiker und Bürger. Nun habe er den Eindruck, dass sich das Blatt gedreht hat und die Menschen richtig in Laga-Stimmung sind.
Nicht nur aus diesem Grund hat sich für Neuhoff die Bewerbung schon jetzt gelohnt. Allein die Prozesse, die in Bewegung gesetzt wurden, sieht er als Erfolg. Der größte steht der Stadt bevor, sollte sich die Kommission bis November für das Eingangstor zu NRW entscheiden. Bei den Konkurrenten Kamp-Lintfort und der Kooperation Castrop-Rauxel, Herne, Herten und Recklinghausen war sie schon. Ergebnisse werden nicht verraten, teilte die Jury mit und bat darum, von weiteren Anfragen abzusehen.
Im Falle des „Sieges“ würden nach dem Konzept nicht nur das Siebengebirge und die City mehr an den Rhein rücken, die Verlandung des toten Rheinarms gestoppt, die Stadt barrierefrei gemacht, der Lärmschutz verbessert, die Wirtschaft angekurbelt, Bad Honnef verschönert …, sondern es flössen auch Fördergelder in die Stadtentwicklung. Ca. 13 Millionen müsste die Stadt letztlich selbst aufbringen, darin enthalten sind über 5 Millionen für Maßnahmen, die bereits eingeplant sind. Unterm Strich könnte die Laga bedeuten, dass die Badestadt für Honnef zu einem „Schnäppchenpreis“ wettbewerbs- und zukunftsfähig wird.
Wenn Landrat Schuster morgen unter der Dusche steht, sollte er an seine Frau denken: „In Liebe. Sebastian.“
Ok: „In Liebe. Bad Honnef.“