Bad Honnef | Trotz einer deutlichen 96:73-Niederlage (43:54) gegen Sience City Jena konnten die Dragons am Samstag die Menzenberger Sporthalle erhobenen Hauptes verlassen. Im Vorfeld hatten nämlich die meisten erwartet, dass sich der aktuelle Tabellenführer deutlicher durchsetzt. Doch Rhöndorf verkaufte sich in einer Rumpfbesetzung beachtlich und wurde von den rund 750 Fans zurecht gefeiert.
Es war eine turbulente Woche für die Dragons. Erst die blamable Vorstellung in Trier, Antoine Davis und Daquan Holiday nahmen Abschied vom Team, zwei Neuzugänge waren zu vermelden und Florian Wendeler kugelte sich im Training den kleine Finger aus. Keine idealen Vorrausetzung um gegen den Ligaprimus zu bestehen. Da Jordan Hamilton und Justin Smith voraussichtlich erst am kommenden Samstag spielberechtigt sein werden, rückten Alexander Angerer und Thomas Michel ins Team. Aber auch Jena hatte einen herben Ausfall zu verkraften. Immanuel MacElroy musste aufgrund einer entzündeten Wunde am Bein passen. Der Ex-BBL-Profi hat sich bereits zwei Operationen unterzogen und wird vorsichtlich noch ein paar Spiele pausieren müssen. Ein Topspieler wie McElroy kann man natürlich nicht ein-zu-eins ersetzen. Die Bank der Thüringer war in Rhöndorf allerdings lang genug, um den US-Amerikaner zu kompensieren.
Zu Beginn nahm die Begegnung aus Rhöndorfer Sicht den erwarteten Lauf. Nach fünf Minuten stand es 7:17, fast jeder Rebound landete in den Händen der Gäste, Grünheid, Clay & Co. beherrschten die Zonen an beiden Enden Feldes und die Dragons drohten böse unter die Räder zu kommen. Es war Bastian Winterhalter, der mit sieben Punkten in Serie für einen Wachruf in den Reihen von Rhöndorf sorgte. In der Folgezeit schüttelten die Hausherren den Respekt zusehends ab und konnte den Rückstand bis zur Pause in annehmbare Grenzen halten (43:54). Und es wäre durchaus mehr drin gewesen, wäre da nicht das erneut miserable Rebound-Verhältnis gewesen (Rhöndorf 10/Jena 21).
Im dritten Viertel folgte die stärkste Phase der Drachen. Viktor Frankl-Maus dirigierte seine Nebenleute excellent und brachte es in der Endabrechnung auf elf Assists. Plötzlich drehte auch Robin Lodders auf, kämpfte um jeden Ball mit vollem Körpereinsatz und sicherte auch Rebounds. Mancher Fan traute in der 26. Minute seinen Augen nicht: Rhöndorf war bis auf sieben Punkte dran (51:58) und in Ballbesitz. Doch anstatt weiter zu verkürzen, zeigten die Rheinländer wieder ärgerliche Ballverluste. Am Ende standen 31 für die Dragons zubuche. Da half es auch wenig, dass man den Rebound diesmal insgesamt ziemlich ausgeglichen gestalten konnte (Rhöndorf 33/Jena 39).
Jena kam immer häufiger zu einfachen Korberfolgen und setzte sich bis zur 32. Minute erstmals mit mehr als 20 Punkten ab (56:78). Auffällig agierte in dieser Spielphase Center Julius Wolf, der 15 Punkte und sieben Rebounds markierte. Rhöndorf warf die letzten Reserven in die Waagschale und konservierte den Abstand bis zum Schluss. Fazit: Sience City Jena ist seiner Favoritenrolle gerecht geworden. Vor allem die tiefe Bank machte den Unterschied aus, wobei insgesamt sechs Akteure zweistellig scorten. Dem hatten die Dragons an diesem Abend spielerisch nicht genug entgegen zu setzen. Kämpferisch dagegen war die gebotene Leistung durchaus auf Augenhöhe. Man darf gespannt sein, wie sich die Dragons mit Jordan Hamilton und Justin Smith in Hamburg präsentieren werden.
Björn Harmsen (Headcoach Jena): „Das Spiel war für Rhöndorf sicherlich anstrengender als für uns. Trotzdem Respekt an den Gegner, der es heute geschafft hat, die Emotionen vom Parkett auf die Tribüne zu übertragen. Wir haben heute in den entscheidenden Phasen sehr verteidigt, kamen zu etlichen Ballgewinnen und leichten Punkten. Immanuel McElroy fehlt uns natürlich extrem. Er ist ein Typ, den du nachts wecken kannst und der auf dem Feld stets das Richtige macht. Aber wenn es so läuft wie heute, wo wir zu freien Würfen kommen, ist es mir absolut egal, wer am Ende die Punkte macht.“
Boris Kaminski (Headcoach Rhöndorf): Wir haben uns ehrlich gesagt gar nicht richtig auf Jena vorbereitet. Wir haben vor allem an die kämpferische Einstellung appelliert. Und das Team hat kämpferisch gut dagegen gehalten. Gemessen an der turbulenten Woche, bin ich sehr zufrieden mit der Leistung der Mannschaft. Bei den Rebounds waren wir ganz gut dabei. Allerdings haben wir uns mal viel zu viele Turnovers geleistet. Ich setzte darauf, dass Jordan Hamilton und Justin Smith sich möglichst schnell integrieren und wir schon am Samstag in Hamburg einen Schritt nach vorne machen. (KB)
Rhöndorf: Carter (14 Pkt./1-3er), Milovic, Lodders (14/1), Frankl-Maus (12/2/11 Ass), Schönborn (9/3), Winterhalter (12), Michel (6/2), Angerer (6), Wendeler (DNP), Tratnjek (DNP)
Jena: Bernard (4pkt./1-3er), Wolf (15/2), Hewitt (11), Reyes-Napoles (13/2), Grünheid (11/1), Clay (16), Tzakopoulos (2), Voigtmann (6/1), Wendt (16/2), Wank (2)
Rhöndorf/Jena: FG 49%/45%, 2er 52%(16/31)/44%(25/41), 3er 46%(11/24)26%(9/34), FT 73%(8/11)/70%(19/27), R 33/39, AS17/22, ST 6/17, TO 31/15, BS 3/3, PF 24/19