Bad Honnef – Greta, Tempolimit und jetzt die Oma. Eigentlich dachte ich, mit sich die Augenbrauen schminkenden Männern und Instagram sei der Zenit des Absurden längst erreicht. Ein Trugschluss.
Nach Jahrzehnten jugendlichen Politikentzugs machte sich in diesem Jahr eine Gruppe junger Menschen auf, um über den Weg Klimaschutz die Welt zu retten. Die Reaktion der Berufspolitiker – verheerend. Statt mit der Jugend gemeinsam Versäumtes aufzuarbeiten fühlen sie sich in ihrer Eitelkeit verletzt und versuchen, das „junge Gemüse“ infantil und anmaßend abzuqualifizieren. Welch ein demokratisches Fiasko. Von Pädagogik sowieso keine Spur.
Dass ein Tempolimit aus Klima- und Gesundheitsgründen längst überfällig ist, dürfte eigentlich jedem klar sein, der klar bei Verstand ist. Bis zu fünf Millionen Tonnen CO2 könnten eingespart werden. Von der Gesundheit ganz zu schweigen. Laut Quarks untersuchte das britische Transport Research Laboratory den Zusammenhang zwischen Geschwindigkeit und Unfällen in Europa. Die Forscher kamen zu dem Ergebnis, dass 5.000 Menschen das Leben gerettet werden könnte, wenn die Durchschnittsgeschwindigkeit um drei km/h verringert würde. Ist eigentlich eine solche Untersuchung notwendig, um zu erkennen, dass bei höherem Tempo im Ernstfall auch die Folgen eines Unfalls schlimmer sind?
Warum gibt es trotzdem in Deutschland kein Tempolimit? Was würde ein SUV mit 300 PS dann noch für einen Sinn machen? Neben Deutschland gibt es in Europa übrigens nur eine Region ohne Tempolimit: die Steueroase Isle of Man.
Und nun also noch die Oma. Ein Kinderlied vermutlich aus den 1930er Jahren mit mehrfach abgewandeltem Text. Diesmal ist die Oma eine Umweltsau. Nach heutigen Erkenntnissen kann dem eigentlich niemand widersprechen. Trotzdem sollte der Inhalt „mit Überspitzung und Humor den Konflikt zwischen den Generationen aufs Korn nehmen“, so die WDR-Redaktion. Ein vorsorglicher Schutz vor dem, was trotzdem kam: unsägliche Diskussionen, ein rechter Aufmarsch, Morddrohungen.
Als Opa ohne Hühnerstall und Motorrad erkläre ich mich mit zuständig für die von Menschen gemachte Klimakrise. In Kinder- und Jugendtagen sagten meine Eltern immer dann, wenn ich gegen Missstände protestieren wollte: „Hat keinen Sinn, dagegen kommst du sowieso nicht an!“
Ich bin stolz auf die Jugendlichen, die offen ihre Meinung vertreten, sich nicht kleinreden lassen, sich mit bestehenden Verhältnissen kritisch auseinandersetzen. Wenn Jungs darunter sind: Von mir aus auch mit geschminkten Augenbrauen.
Packts an!
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